Sandra Krautwaschl wird die steirischen Grünen in die Landtagswahl 2024 führen. Ihr Credo: Die Erderwärmung kann nur mit Zusammenhalt und sozialer Gerechtigkeit überwunden werden. Ein Porträt.
Sandra Krautwaschl ist auf dem Boden geblieben. Die Klubobfrau der Grünen im steiermärkischen Landtag will kennen, worüber sie spricht. Aus der eigenen Erfahrung politische Konzepte zu entwickeln, dieses Leitmotiv zieht sich durch die Laufbahn der 52-jährigen Politikerin. Das gilt für umweltpolitische Forderungen ebenso wie für ihre sozial- und gesundheitspolitische Vorschläge. Deshalb arbeitet die ausgebildete Physiotherapeutin ehrenamtlich in Sozialeinrichtungen, macht Nachtdienste und betreut Obdachlose im VinziTel. „Mir ist es wichtig, Institutionen zu stärken, die sich für sozialen Zusammenhalt und für ein gutes gesellschaftliches Klima engagieren“, sagt sie. „Diese Arbeit liefert mir aber auch Ideen für meine politische Arbeit. Über Themen, die man aus eigener Erfahrung kennt, spricht man ganz anders.“ Die Arbeit mit Obdachlosen halte sie am Boden und tue ihr gut. „Ich kann es nur allen in der Politik raten, sich ehrenamtlich zu engagieren.“
Gerade diese Hands-on-Mentalität war es auch, die Krautwaschl in die Politik geführt hat. Der Film „Plastic Planet“ des Regisseurs Werner Boote war verantwortlich dafür, dass sich die Umweltaktivistin entschloss, gemeinsam mit ihrer Familie ein Leben ohne Plastik zu führen. Über ihre Erfahrungen hat sie das Buch „Plastikfreie Zone“ geschrieben, das sie über die Landesgrenzen hinweg bekannt gemacht hat. „Dieses Experiment hat mir aber auch gezeigt, dass ein nachhaltiges Leben ohne entsprechende politische Rahmenbedingungen eigentlich nicht möglich ist.“ Krautwaschl zog daraus die Konsequenzen und stellte sich der Herausforderung, 2010 für den Gemeinderat von Eisbach zu kandidieren. Die Kommunalpolitik seien wichtige Lehrjahre gewesen. Der Bürgermeister war von der FPÖ, er war von der neuen grünen Mandatarin nicht gerade begeistert. „Ich habe gelernt, dass man das, was politisch passiert, nicht persönlich nehmen darf.“ Dass man Rückschläge und Widerstände nicht zu sehr an sich heranlassen dürfe. Eine Erkenntnis, die sie allen mitgeben möchte, die nicht sicher sind, ob sie mit dem rauen Geschäft zurechtkommen können.
Die dicke Haut, die man in der Politik braucht, heißt für Krautwaschl nicht, dass man nicht offen auf andere zugehen kann. Ein Projekt, auf das sie noch heute stolz ist, hat mit einer Aktion zu tun, bei der sie vier Bürgermeister dafür gewinnen konnte, in Kindergärten und Schulen Müllvermeidung zum Thema zu machen. „Mit mehr als 600 Menschen haben wir in der Mehrzweckhalle damals den Abschluss unserer großen Stofftaschenaktion gefeiert“, erinnert sie sich. „Das war mein erster politischer Erfolg.“
Über Themen, die man aus eigener Anschauung kennt, spricht man anders.
SANDRA KRAUTWASCHL
Klubobfrau der steirischen Grünen im Landtag
Ihr zweites Buch „Verschwendungsfreie Zone“ stärkte Krautwaschl in ihrer Überzeugung, dass individuelles Engagement zwar extrem wichtig ist, aber für eine Trendwende nicht ausreicht. Deshalb sei es ein wichtiger Schritt gewesen, dass die Grünen in der Bundesregierung die Einführung eines Pfandsystems auf Einwegflaschen und Dosen durchsetzen konnten. Noch wichtiger sei die ökosoziale Steuerreform und der Klimabonus, der umweltfreundliches Verhalten finanziell unterstützt. „Damit haben die Grünen Schritte in die richtige Richtung gesetzt, denn nachhaltiger Konsum sollte billiger sein als jener, der die Umwelt belastet, was derzeit halt nicht der Fall ist.“
Im kommenden Jahr stehen Landtagswahlen an. Seit 2015 ist Krautwaschl Landtagsabgeordnete, 2019 erreichte sie als Spitzenkandidatin mit 12,08 Prozent das bisher beste Ergebnis der steirischen Grünen. Als Klubobfrau und als Spitzenkandidatin ist Krautwaschl bei den Grünen unumstritten. Mit 97,2 Prozent Zustimmung wurde sie als Frontfrau bestätigt. Ihre Ziele für die Steiermark-Wahl: „Ich will den Wählerinnen und Wählern ein Angebot für eine der Zukunft zugewandte und auf Zusammenhalt ausgerichtete Politik machen“, sagt sie. Eine Politik also, in der Krautwaschls Lebensthemen eine Verbindung eingehen. „Es ist meine tiefste Überzeugung, dass Umwelt und soziale Gerechtigkeit zusammengehören“, erklärt sie. „Dafür bin ich in die Politik gegangen.“
Foto: Marusa Puhek