Grazetta

Auf das TEMPO drücken

Damit die grüne Transformation der steirischen Industrie gelingen kann, haben Energie Steiermark, Industriellenvereinigung und 22 Industriebetriebe den „Masterplan Grüne Energie 2040“ erstellt. Das Fazit: Beim Ausbau erneuerbarer Energie, der Netze und bei Genehmigungsverfahren ist mehr Tempo gefragt.

Die Industrie in der Steiermark ist zu einem Gutteil energieintensiv. Dementsprechend groß ist ihre Rolle als Akteurin, wenn es um den Umstieg auf ein klimaneutrales Energie- und Wirtschaftssystem geht. Die 22 teilnehmenden Industriebetriebe stehen für 85 Prozent des Gasverbrauchs und für 44 Prozent des Stromverbrauchs der steirischen Industrie insgesamt. Die Zahlen zeigen, wie groß die Herausforderung ist, in diesen Betrieben die grüne Transformation voranzutreiben. In einem mehrmonatigen Prozess haben IV Steiermark und Energie Steiermark in einem ‚Bottom-up-Prozess‘ Daten erhoben und den Energiebedarf im Jahr 2040 berechnet. Das Resultat: „Die Dekarbonisierung unserer Industrie führt zu deutlich ansteigenden Strom- und Wasserstoffbedarfen“, sagt Franz Kainersdorfer, Vorstandsmitglied der voestalpine AG und IV-Vizepräsident. „Für das Gelingen der Transformation ist dabei die stabile und ausreichende Verfügbarkeit grüner Energie zu konkurrenzfähigen Kosten wesentlich.“

Windpark der Energie Steiermark auf der Freiländeralm.

Aus den erhobenen Daten und den darauf basierenden Prognosen wird klar, dass ab 2030 der Bedarf an Biomethan und Wasserstoff signifikant steigen wird. Was auch damit zu tun hat, dass sich die Nachfrage nach Erdgas bis 2030 halbieren wird, von derzeit  7,2 Terrawattstunden (TWh) auf 3,8 TWh. Parallel dazu steigt bis  2030 der Bedarf an Strom von 0,8 TWh bis 2030 und auf 1,3 TWh bis 2040. Steil ansteigen wird auch der Bedarf an Wasserstoff,  2040 wird er bei 5,6 TWh liegen. Rund 20 Prozent könnten aus  aktueller Sicht lokal erzeugt werden, heißt es im Masterplan. Was aber einen zusätzlichen jährlichen Strombedarf von 1,7 TWh bis 2040 impliziert.

Eine positive Partnerschaft zwischen Politik, Energie und Industrieunternehmen ist die Voraussetzung, um die Herausforderungen der Energiewende stemmen zu können. Das erfreuliche Klima des Vertrauens und der Zusammenarbeit aller Beteiligten im Land macht die Steiermark nicht ganz zufällig in vielen Bereichen der Energie-Innovation zum Vorreiter.

CHRISTIAN PURRER & MARTIN GRAF, Energie Steiermark

Fünf Handlungsfelder
Damit auf der Basis des erhobenen Bedarfs die grüne Transformation gelingen kann, müssen Anlagen für die nachhaltige Stromerzeugung massiv vorangetrieben werden. 120 zusätzliche Windkraft-anlagen gelte es bis 2030 zu errichten. „Aufgrund ihrer robusten Energie-Erzeugung auch im Winter und in der Nacht sind Windkraftanlagen ein wesentlicher Bestandteil“, heißt es im Masterplan. Im Schnitt wurden in den vergangenen zwei Jahren in der Steiermark Windkraftanlagen mit einer Leistung von 24 Megawatt (MW) zugebaut, für die Zielerreichung bis 2030 sind nach Berechnungen von IV und Energie Steiermark jedoch Ausbauten mit einer Leistung von 120 MW erforderlich. „Zudem muss das Ausbautempo bei der Errichtung von PV-Anlagen in den Haushalten und auf großen Freiflächenanlagen beibehalten werden.“ Auch in diesem Bereich geben die Zahlen des Masterplans Aufschluss darüber, was im Bereich PV notwendig ist: „Das Zubau-Ziel bis 2030 von 1,8 Gigawatt beziehungsweise 1,8 TWh entspricht einem Plus von 90 Freiflächen und 60.000 Haushaltsanlagen.

Damit die zusätzlich erzeugte Energie aber auch genutzt werden könne, müsse das Stromsystem insgesamt anpassungsfähiger werden. Der Ausbau der Stromnetze und der Gasinfrastruktur
für Wasserstoff- und Mischgase und von Speichern sei dringend erforderlich.

Martin Graf, Vorstandsdirektor Energie Steiermark, Christian Purrer, Vorstandssprecher Energie Steiermark, Markus Ritter Geschäftsführender Gesellschafter Marienhütte und Franz Kainersdorfer, Vorstandsmitglied voestalpine AG (v.l.).

Für das Ersetzen von Erdgas in der Industrieproduktion spielt Wasserstoff eine entscheidende Rolle. Weil der Großteil dieses Energieträgers derzeit noch importiert werden muss, fordert der Masterplan nicht nur die Sicherstellung der Anbindung an internationale Versorgungskorridore, sondern auch finanzielle Unterstützung der Industrie bei den mit dem Einsatz von Wasserstoff verbundenen Investitionen.

Eine wichtige Voraussetzung für das Gelingen der grünen Transformation ist nach Ansicht der Autoren des Masterplans aber auch die Beschleunigung der Genehmigungsverfahren: Die Personalausstattung der zuständigen Behörden müsse daher gestärkt werden.

Fotos: Energie Steiermark, KK

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