Grazetta

Die Bank der vielen Gesichter

Die Volksbank Steiermark AG ist die einzige Bank, die ihrem  regionalen genossenschaftlichen Gründungsgedanken seit 170 Jahren treu geblieben ist. Was bedeutet das für die Menschen,  mit denen Generaldirektorin Monika Cisar-Leibetseder und Vorstandsdirektor Hannes Zwanzger täglich arbeiten?

GRAZETTA • In der Bilanz konnte das regionale Geschäftsmodell der Volksbank Steiermark AG bei den Primäreinlagen ein Wachstum von 10,9 Prozent oder 200 Millionen Euro aufweisen. Die Kredite steigerten sich um 1,1 Prozent auf 2,42 Milliarden Euro. Sind dies die Zahlen, die für die finanzielle Gesundheit stehen, von der Sie sprechen?
MONIKA CISAR-LEIBETSEDER • Dass wir bei den Primäreinlagen ein erfreuliches Wachstum verzeichnen konnten, ist der Synergie aus regionalem Geschäftsmodell und attraktiven Konditionen geschuldet. Gemeinsam mit einer stabilen Kreditentwicklung und einer sparsamen Gebarung führte dies zu einem sehr guten Jahresergebnis. Dieses Ergebnis hat wiederum unser Kernkapital verbessert, und das bildet eine robuste Grundlage für künftiges Wachstum. Demnach zahlt diese Entwicklung jedenfalls auf die finanzielle Gesundheit der Bank ein. Eine Bank muss krisenresistent sein. Mit unseren Kernkapitalwerten liegen wir sehr deutlich über dem gesetzlichen Erfordernis.
HANNES ZWANZGER • Die Entwicklung der Einlagen zeigt auch, dass unser Modell von den Kunden honoriert wird. Denn sie sind gemeinsam mit den Mitarbeitern auch Miteigentümer der Bank. Die erwirtschafteten Gewinne bleiben fast zur Gänze in der Bank zur Stärkung des Eigenkapitals. Ein Teil der Gewinne wird als Dividende wieder an die Genossenschaften ausgeschüttet, die damit Projekte zur Stärkung der steirischen Regionen unterstützen.

Jeder Kunde ist an der Bank beteiligt?
MCL • Die Volksbank ist eine Aktiengesellschaft, ihre Aktionäre sind die ehemaligen Regionalbanken, die in Form von lokalen Beteiligungsgenossenschaften bestehen geblieben sind. Diese wiederum sind im Eigentum ihrer Mitglieder, ihrer Mitarbeiter und auch ihrer Kunden. Dieses Modell existiert seit 170 Jahren mit regionalem Fokus, ohne Auslandsbeteiligungen und ohne Shareholder Value-Ansatz. Damit sind wir die einzigen in der Branche, die ihrem regionalen genossenschaftlichen Gründungsgedanken treu geblieben sind. So verstehen wir uns auch als konservative Bank, weil wir das Geschäft im Sinne der „Kraft des Gemeinsamen“ ausschließlich dort machen, wo wir die Region und ihre Menschen kennen und verstehen. Und mit den Gewinnen werden die Region und die Bank gestärkt.

Ganz nach diesem Grundgedanken der Hilfe zur Selbsthilfe werden die Gewinne wieder regionalen Projekten zur Verfügung gestellt. Um welche handelt es sich dabei und wie werden sie ausgewählt?
HZ • Dafür wurde von uns ein Kriterienkatalog erstellt. Konkret geht es darum, die Region durch ökologisch nachhaltige und soziale Projekte zu stärken und dadurch eine Verbesserung in der Steiermark herbeizuführen. Etwa im Bereich des Genossenschaftswesens, der erneuerbaren Energien oder der finanziellen Bildung. Die Fördersummen betragen zwischen 1.000 und 7.500 Euro, die Einreichfrist startete im Juni dieses Jahres und endet mit 31.12.2024. Die Entscheidung über die Zuteilung der Fördersumme obliegt den Vorständen und Aufsichtsräten der jeweiligen Genossenschaften und in weiterer Folge den Genossenschaftsmitgliedern. Diese Initiative sehen wir aber nicht als Momentaufnahme, sondern ist langfristig angedacht.

Als Bank ist es unsere
Aufgabe, rechtzeitig zu begleiten, damit die
Träume von morgen
schon mit dem Heute
in die Umsetzung gehen.

MONIKA CISAR-LEIBETSEDER

Ein weiterer Schwerpunkt in der Agenda der Volksbank Steiermark AG gilt der finanziellen Bildung von Kindern, Schülern, Jugendlichen und Studenten.
MCL • Wir wollen den Kindern den Grundgedanken des Sparens wieder näherbringen. Da es lange Zeit keine Zinsen für Einlagen gab, ist der Spargedanke leider etwas verloren gegangen. Als Bank ist es unsere Aufgabe, rechtzeitig zu begleiten, damit die Träume von morgen schon mit dem Heute in die Umsetzung gehen. Das beginnt schon mit dem gemeinsamen Ausarbeiten der persönlichen Haushaltsrechnung, mit Vorträgen an Schulen, aber auch mit digitalen Beiträgen auf Social Media zur finanziellen Gesundheit. Zu lernen, wie man fixe Ausgaben mit seinem Einkommen abdeckt, für den Urlaub spart und vorsorgt für Unvorhergesehenes. Damit kann man nicht früh genug anfangen.

Vor zwei Jahren war das Geschäft von einer starken Nachfrage nach Wohnbaukrediten und großvolumigen Projektfinanzierungen geprägt. Ist Wohnen aufgrund der aktuellen Situation für Finanzierungen noch attraktiv?
HZ • Unsere Antwort darauf ist die Initiative SanReMo (Sanieren, Renovieren, Modernisieren), mit der wir Privatkunden mit maßgeschneiderten Finanzierungslösungen unterstützen. Eine absolut sinnvolle Überlegung, weil durch diesen gesamtheitlichen Ansatz die Betriebskosten gesenkt und ökologische Vorteile mit Blick auf Bodenversiegelung oder Energieausweis erreicht werden. Im Zuge der Initiative stellen wir auch extrem zinsgünstige Kredite zur Verfügung, weil Wohnen auch künftig ein emotionaler und präsenter Bereich bleiben wird.

Ihr Vertriebskonzept basiert auf persönlichem, telefonischem und digitalem Service. Die Volksbank ist zudem die Bank mit den längsten Öffnungszeiten. An den 26 Filialen mit insgesamt 250 Mitarbeitern wird festgehalten. Verstehen Sie sich als Komplettanbieter?
MCL • Ich denke nach wie vor, dass man alles anbieten muss. Für große finanzielle Entscheidungen braucht es den persönlichen Kontakt, das ist auch noch heute so. Gleichzeitig ist es Aufgabe des Beraters, die Gedanken des Kunden zu ordnen, zu hinterfragen, was er will, wo seine Ziele sind und diese mit ihm gemeinsam zu erreichen.
HZ • Das Telefon ist etwa ein täglicher Service, der auch dazu dient, Kunden an das digitale Service und die Produkte heranzuführen. Die unterschiedlichen Vertriebskanäle schließen einander nicht aus, sondern ergänzen sich und der Kunde nutzt letztendlich alle Bereiche. Aber es stimmt schon, das Persönliche hat Vorrang. Persönliche Betreuung beginnt bei uns bereits in den Servicezonen, dieses Konzept ist voll aufgegangen. Der Berater fungiert als Drehscheibe für Spezialisten, wenn es um bestimmte Bereiche und Segmente geht.

Was macht für Sie einen guten Banker aus?
MCL • Bankenspezifisches Wissen ist das Grundwerkzeug, und man muss zum Kunden einen Draht finden und Vertrauen aufbauen. Ein guter Banker versteht seinen Kunden in der jeweiligen Lebenssituation, erkennt seine Bedürfnisse und begleitet mit Kompetenz. Informationen kann sich der Kunde über das Internet holen, aber es braucht jemanden, der diese Infos schlichtet. Es braucht ein Gesicht. Und zur Volksbank gehören viele Gesichter.
HZ • Ein guter Banker muss Menschen mögen und ihnen ein guter Ratgeber sein. Denn wenn ich Menschen mag, dann will ich auch meinen Beitrag leisten, um ihnen ihre Träume und Wünsche zu erfüllen.

Persönliche Betreuung
beginnt bei uns bereits
in den Servicezonen,
dieses Konzept ist voll aufgegangen.

HANNES ZWANZGER

Warum soll ich Kunde der Volksbank sein? Warum soll ich in der Volksbank arbeiten wollen? Mit diesen Fragen beschäftigt sich Ihr Strategieprozess, der bis 2027 abgeschlossen sein wird. Gibt es jetzt schon Antworten darauf?
HZ • Als Kunde, weil ich Miteigentümer einer Bank sein kann und damit Teil des besten Mehrwertportfolios der Steiermark werde. Zudem bin ich als Kunde auch Miteigentümer und entscheide über Förderungen und sinnstiftende Projekte mit. Der Zweck unserer Existenz ist nicht die Gewinnmaximierung, sondern die finanzielle Gesundheit. Dieser Grundsatz der Volksbank gilt für Kunden wie auch für Mitarbeiter.
MCL • Dieser Strategieprozess endet auch nicht 2027, sondern ist Zeitraum einer gemeinsamen und langfristigen Unternehmenskultur, die auf einer Fünf-Jahres-Planung basiert. Die Volksbank Steiermark AG entstand durch Fusionen von kleineren, selbstständigen, steirischen Volksbank-Genossenschaftsbanken in den Jahren 2014 und 2016. Das war ein wichtiger Schritt, um den wirtschaftlichen Anforderungen zu begegnen, die sich aus dem negativen Zinsumfeld und den laufend steigenden Kosten ergaben. Die Jahre von 2017 bis 2022 standen daher ganz im Zeichen der Umstrukturierung. Diese ist abgeschlossen und nun geht es im zweiten Schritt um Wachstum und Präsenz. Und darum, unseren Mitarbeitern Orientierung zu geben und auf äußere Einflüsse kompetent und weitblickend zu reagieren. Wir wollen im Unternehmen keinen Staub ansetzen, über den Hierarchien arbeiten und Strukturen verändern. Unser Ziel ist es immer, anders zu sein, uns selbst zu hinterfragen. Wo arbeiten wir hin, was sind die Schritte im nächsten Jahr. Auch dass wir uns in der Bank alle duzen, ist Teil dieser Kultur.

Hilft diese Unternehmenskultur auch, um künftige Mitarbeiter zu gewinnen?
HZ • Zum Großteil erfolgt die Empfehlung über unsere eigenen Mitarbeiter. Aber wir haben kein Nachwuchsproblem, weil in einer Bank zu arbeiten, einfach ein cooler Job ist. Weil ich aktiv die Möglichkeit habe, zur finanziellen Gesundheit des Kunden beizutragen und damit auch einen sinnstiftenden Beitrag für die Gesellschaft leiste. Denn immerhin beeinflusst die finanzielle Gesundheit das körperliche Wohlbefinden. Geld zu verdienen ist das Ergebnis unseres täglichen Tuns, aber es ist die Frage, was man damit bewirkt.

Sie arbeiten seit 30 Jahren in verschiedensten Funktionen in der Volksbank zusammen. Kommt heute nur mehr selten vor.
MCL • So gesehen sind wir ein gutes Beispiel für die Kontinuität im Hause. Wir sind zwei Bankvorstände, die immer für den gleichen Arbeitgeber tätigen waren und kennen das Geschäft von der Pike auf. Hannes ist für den Vertrieb zuständig, meine Verantwortung liegt in der internen Steuerung.
HZ • Stabilität ist in der Kundenbeziehung auch ganz wichtig. Fluktuation sorgt für Unsicherheit, und dafür stehen wir definitiv nicht.

Fotos: Robert Illemann

P. Kovacs-Merlini

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