Die Juristin Claudia Holzer (FPÖ) verantwortet das Verkehrsressort in der steirischen Landesregierung. Im GRAZETTA-Gespräch erklärt sie, warum der Ausbau der A9 auch aus ökologischen Gründen notwendig ist.
GRAZETTA • Vor Ihrem Eintritt in die steirische Landesregierung waren Sie Prokuristin der Graz Köflacher Bahn. Ihre Partei, die FPÖ, hat sich im Wahlkampf sehr stark als Autofahrer-Partei positioniert.
CLAUDIA HOLZER • Das eine schließt das andere nicht aus. Ich nutze das Auto und öffentliche Verkehrsmittel. Ich halte nichts davon, Verkehrsmittel gegeneinander auszuspielen. Im Idealfall sollten sie ineinandergreifen, einander ergänzen. Als Verkehrslandesrätin will ich Lösungen schaffen, die das Mobilitätsbedürfnis von so vielen Menschen wie möglich befriedigt.

Bei der Graz Köflacher Bahn waren Sie als Prokuristin auch für Diversity Management verantwortlich.
CH • Die Geschäftsführung hatte einen Gender Action Plan erstellt, mit dem der Anteil von Frauen im Unternehmen größer werden sollte. Und zwar nicht nur in der Buchhaltung, sondern auch auf den Zügen und in den Bussen. Die Benchmark war die ÖBB, es ist uns gelungen, sie in manchen Bereichen zu übertreffen.
Sie haben im Gegensatz zu vielen Ihrer Kollegen nicht die übliche Laufbahn durchlaufen, die in der Jugendorganisation beginnt und in der Regierungsverantwortung endet.
CH • Ich habe tatsächlich keine lineare politische Karriere im Sinn gehabt. Nach Abschluss meines Jus-Studiums war ich sieben Jahre lang Mitglied des Grazer Gemeinderats. Weil ich aber in der Rechtsabteilung eines großen Unternehmens arbeiten wollte, bin ich nach Wien zu Siemens gegangen. Als junge Juristin in einem Weltkonzern wie Siemens arbeiten zu können, war für mich wirklich wichtig. Ebenso wichtig für mich war danach die Zeit im Kabinett von Vizekanzler und Verkehrsminister Hubert Gorbach.
Sie haben auch als stellvertretende Kabinettschefin von Vizekanzler H.C. Strache im Maschinenraum einer Bundesregierung gearbeitet. Haben Sie damals Lust auf ein politisches Amt bekommen?
CH • Das war 2017. Ich war für die Ministerratskoordination zuständig. Jedes Thema, das im Ministerrat behandelt wurde, ist über meinen Schreibtisch gegangen. Man entwickelt in einem Kabinett ein Gespür für Themen, ein Gespür dafür, was ein freiheitlicher Zugang ist, wie man für einen Lösungsvorschlag eine politische Mehrheit bekommt. Der Wunsch zu gestalten war der Grund, warum ich nach meiner Zeit als Prokuristin bei der Graz-Köflacher Bahn das Angebot angenommen habe, Verkehrslandesrätin im der Steiermark zu werden.
Auto und Öffis müssen eineinander ergänzen.
Wie würden Sie Ihren politischen Stil beschreiben?
CH • Das politische Geschäft wird nach wie vor von Männern dominiert. Als Frau bin ich davon überzeugt, dass es im privaten und im politischen Leben um ein Miteinander geht, um das Gespräch mit dem politischen Mitbewerber. Dass man nicht alles verteufelt, was nicht aus der eigenen Fraktion kommt. Damit bin ich immer gut gefahren.
Dass die Koralmbahn nicht am Grazer Flughafen stehenbleiben wird, kann man nicht verstehen. Welche Möglichkeiten sehen Sie, das zu ändern?
CH • Ursprünglich war am Flughafen ja eine Haltestelle vorgesehen. Ich habe mit vielen Personen gesprochen, die damals bei den Entscheidungen dabei waren. Das hartnäckige Gerücht, Jörg Haider hätte den Klagenfurter Flughafen schützen wollen, ist Unsinn. Es ist jedenfalls technisch möglich, nachträglich eine Station zu bauen. Die zweitgrößte Stadt Österreichs braucht einen Halt am Flughafen. Als Verkehrslandesrätin bleibe ich an der Sache dran.

FPÖ-Verkehrslandesrätin
Claudia Holzer mit der Jacke
des Straßenerhaltungsdienstes.
Sie hängt in ihrem Büro.
Ein weiteres Problem, bei dem Sie auf den Bund angewiesen sind, ist die dritte Spur der A9 südlich von Graz.
CH • Die Koralmbahn und die A9 muss man auch verkehrstechnisch zusammen sehen. Ein Beispiel: Ein Spediteur vom Cargo Center Graz hat ein Eisenbahnverkehrsunternehmen. Wenn seine LKWs im Stau stehen und die Fracht nicht rechtzeitig auf den Zug, für den er eine Trasse hat, umgeladen werden kann, dann bedeutet das einen erheblichen finanziellen Verlust. Ökologisch sinnvoll ist es ebenso wenig. Deshalb braucht es den Ausbau der A9 und darüber werde ich mit Verkehrsminister Hanke auch demnächst sprechen.
Fotos: Benjamin Gasser