Das Fahrrad hat im Laufe der Corona-Pandemie deutlich an Bedeutung und Popularität gewonnen. In der Steiermark gibt es bereits mehr Fahrräder als Autos. Das Land Steiermark forciert diesen Trend zum Rad seit Jahren. Derzeit sind 24 Rad-Großprojekte im Volumen von 250 Mio. Euro in Planung oder Umsetzung. Landeshauptmannstellvertreter Anton Lang (SPÖ)
will den Anteil des Alltagsradverkehrs am Gesamtverkehr deutlich anheben.
GRAZETTA • Das Radfahren im Alltag ist besonders dort attraktiv, wo es flach ist und Strecken bis zu 10 km zurückgelegt werden. Welche Regionen in der Steiermark haben das größte Radfahr-Potenzial?
ANTON LANG • Das Potenzial ist in Graz und Graz-Umgebung besonders hoch. Allein in Graz investieren Land und Stadt in den nächsten 10 Jahren 100 Mio. Euro. Auch die Bezirkshauptstädte und etliche andere Regionen eignen sich sehr gut. Das Potenzial können wir besonders dann gut nutzen, wenn die Radwege gemeindeübergreifend gedacht werden. Deshalb spielen in der Radverkehrsstrategie 2025 Städte und Gemeinden eine große Rolle.
Welche Ziele möchten Sie mit der Radverkehrsstrategie 2025 erreichen?
AL • Unser Ziel ist es, so viele Steirer wie möglich von der Attraktivität des Radverkehrs zu überzeugen. Damit das gelingt, schaffen wir optimale Bedingungen für den Radverkehr. Erfolge sind schon da. Der Verkehrsclub Österreich hat anhand von Querschnittszählungen festgestellt, dass in Graz von 2021 auf 2022 rund 900.000 zusätzliche Radfahrten unternommen wurden. Ähnliches gilt für die Dauerzählstellen des Landes. Dort werden seit 2018 jährlich deutliche Radverkehrszuwächse registriert. Zwei Beispiele: An der neuen Radbrücke Gratwein ist die Radverkehrsfrequenz in den letzten beiden Jahren um das Dreifache gestiegen, entlang der L 301 Wetzelsdorfer Straße gar um das Fünffache.
Die Radinfrastruktur sollte idealerweise in die ÖV-Infrastruktur eingebunden werden. Wie weit sind wir da in der Steiermark?
AL • Bei Umbauarbeiten an den steirischen Bahnhöfen wird der Alltagsradverkehr bereits seit Längerem eingebunden. Konkret schaffen wir dort, wo es möglich ist, Bikeand-ride-Parkplätze. So können alle, die mit dem Rad zu den Öffis fahren, ihr Fahrrad unterbringen. Bei all unseren Radverkehrskonzepten wird die Einbindung in den Öffentlichen Verkehr mitberücksichtigt.
Für die Finanzierung des Alltagsradverkehrs sind nach unterschiedlichen Berechnungen bis zu 20 Euro pro Einwohner und Jahr einzukalkulieren. Steht genügend Geld für die Finanzierung der Radverkehrsstrategie 2025 zur Verfügung?
AL • Die Steiermark ist sowohl in Österreich als auch im europäischen Vergleich bei der Finanzierung des Alltagsradverkehrs im Spitzenfeld. Durch das 100-Mio-Euro-Paket mit der Stadt Graz und der Sicherstellung der Finanzierung unserer Radverkehrskonzepte können wir zahlreiche Projekte umsetzen. Und das, obwohl wir durch die Corona-Pandemie hohe Einnahmenausfälle haben. Wir haben als Landesregierung ein Budget für 2022 beschlossen, das in allen relevanten Bereichen wichtige Investitionen vorsieht – so auch beim Öffentlichen Verkehr und beim Alltagsradverkehr.
Unser Ziel ist es, dass kürzere Strecken nicht mehr mit dem Auto gefahren, sondern zu Fuß oder mit dem Fahrrad zurückgelegt werden.“
Welchen Beitrag leistet die Radverkehrsstrategie 2025 zum Klimaschutz und zu höherer Lebensqualität?
AL • Unser Ziel muss es sein, die kürzeren Strecken nicht mehr mit dem Auto zu fahren, sondern – wenn möglich – zu Fuß oder mit dem Rad zurückzulegen. Unsere Investitionen in den Radverkehr, in den Ausbau des Öffentlichen Verkehrs und die Einführung des kostengünstigen Klimatickets sind ein ganz wesentlicher Beitrag zu mehr Klimaschutz – und damit auch zu einer höheren Lebensqualität in der gesamten Steiermark. Ich freue mich sehr, dass die Steirer im Alltag immer öfter auf das Rad umsteigen.
Foto: Streibl