Die Magie von Licht und Klang in der Nacht gemeinsam mit anderen zu erleben, das ist das Konzept des Kunstfestivals der Bühnen Graz. Geschäftsführer Bernhard Rinner und Klanglicht-Kuratorin Birgit Lill-Schnabl erklären, warum sie die Magie des Theaters in den öffentlichen Raum bringen.
GRAZETTA • Klanglicht ist seit Jahren ein fixer Bestandteil des Grazer Kulturprogramms. Was macht das Festival so erfolgreich?
BERNHARD RINNER • 2015 haben wir Klanglicht als einmaliges Erlebnis auf der Rückseite des Opernhauses geplant. Wir wollten das, was wir täglich in der Oper, im Schauspielhaus, im Orpheum und im Next Liberty machen, aus den Häusern nach außen tragen. Faszinierende Momente machen die Magie des Theaters aus. Diese Momente hallen beim Publikum nach, sie lassen Menschen innehalten. Sehr oft sind es auch Licht und Klang, die diese besonderen Momente im Theater erzeugen. Sie verstärken Texte, eine Partitur und eine Ausführung. Das hat uns auf die Idee gebracht, die Elemente Klang und Licht in den öffentlichen Raum zu bringen und so diese Momente der Magie, die man im Theater erlebt, im öffentlichen Raum erlebbar zu machen.
Klanglicht Kuratorin Birgit Lill-Schnabl und Bühnen Graz Geschäftsführer Bernhard Rinner: Eine Veranstaltung der Ruhe und der Besonnenheit.
BIRGIT LILL-SCHNABL • Laurenz Theinert, der Künstler, der dieses Jahr den Grazer Dom bespielt, sagte in einem Gespräch mit mir, dass seine Installationen frei von Botschaften sind. Ihm sei es wichtig, Räume zu schaffen, die ein gemeinsames Erleben, in Gemeinschaft mit anderen, möglich machen. Das verbindet das Erlebnis im öffentlichen Raum mit dem im Theater.
Was fasziniert Menschen an Licht und Klang?
BR • Aus den Reaktionen des Publikums, aus den Nachrichten, die wir erhalten, sehen wir, wie groß die Faszination ist, die von diesen beiden Elementen ausgeht. Menschen schreiben uns, dass sie solch‘ fantastische Gestaltungen im Licht der Nacht noch nicht erlebt hätten. Das Licht in der Nacht scheint also poetisch-magischer Natur zu sein, es hat eine große Wirkung auf uns.
Wie finden Sie Ihre Licht und Klang Künstler?
BLS • Indem man viel reist, sich vieles anschaut und mit vielen Künstlern in Kontakt tritt.
Was ist die Herausforderung für den Künstler?
BLS • Die größte Herausforderung ist der Umgang mit großen Räumen, für eine große Menschenmenge ein Kunstwerk zu schaffen.
BR • Das stimmt, aber das ist gleichzeitig das Schöne, das Großartige. Dass wir so viele Menschen damit erreichen. Als wir 2015 mit dieser Veranstaltung begonnen haben, haben wir das nicht erahnen können. Dass Klanglicht so gut ankommt, ist Genugtuung und Bestätigung. Wenn, wie im Vorjahr, fast 100.000 Menschen durch Graz von Standort zu Standort spazieren, bekomme ich immer Gänsehaut, auch weil diese Veranstaltung von Ruhe und Besonnenheit geprägt ist. Viele Menschen teilen Klanglicht-Fotos auf Sozialen Medien. Und da haben wir offensichtlich die richtigen Medien in der Hand, nämlich Licht in der Nacht.
Reverse: Transformation des Grazer Uhrturms von Multimedia-Künstler
Yann Nguema
KLANGLICHT – DAS KUNSTFESTIVAL IM ÖFFENTLICHEN RAUM DER BÜHNEN GRAZ
→ 24. bis 26. Oktober 2024
→ Täglich von 18 Uhr bis 23 Uhr
→ Die Installationen im öffentlichen Raum sind großteils kostenfrei zugänglich.
→ Für die Installationen an den Veranstaltungsorten Kasematten, Dom im Berg, Next Liberty und Schauspielhaus gibt es einen Festivalpass um 19 Euro.
→ Festivalpass und Tickets für die Gala 529 Jahre Bühnen Graz sind erhältlich im Ticketzentrum, Kaiser-Josef-Platz 10, 8010 Graz oder online unter:
www.ticketzentrum.buehnen-graz.com
Sie feiern am 24. Oktober nicht nur den Auftakt zu Klanglicht, sondern auch 529 Jahre Bühnen Graz. Eine sehr außergewöhnliche Zahl für ein Jubiläum.
BR • Wir feiern mehrere Jubiläen, die in Summe 529 Jahre ergeben: 125 Jahre Opernhaus, 125 Jahre Orpheum, 75 Jahre Vereinigte Bühnen Graz als Arbeitsgemeinschaft, 75 Jahre Mitgliedschaft im österreichischen Bühnenverein, 60 Jahre Wiedereröffnung Schauspielhaus Graz, 20 Jahre Bühnen Graz GmbH, 20 Jahre Theater Service Gesellschaft und 29 Jahre Next Liberty.
Und ein Dreißiger ist sich beim Next Liberty nicht ausgegangen?
BR • Wir haben ja alles probiert (lacht). Tatsächlich war es so, dass ich Michael Schilhan, den Intendanten des Next Liberty, gefragt habe, ob er beim Jubiläum trotz dieses unrunden Geburtstags dabei sein will. Er hat mir geantwortet: ‚Wir müssen dabei sein.‘ Deshalb machen wir eine 529-Jahr-Feier. Und das Lustige daran ist, dass genau das passiert, was ich mir gewünscht habe: Wir werden gefragt, warum wir ausgerechnet 529 Jahre feiern. Am 24. Oktober veranstalten wir aus diesem Anlass eine große Gala, die gleichzeitig der Startschuss für Klanglicht ist. Die Häuser widmen Produktionen und Aufführungen diesem Jubeljahr und es wird eine eigene, sehr große Publikation geben.
Fotos: Benjamin Gasser, Yann Nguema