Grazetta

Quell der Veränderung

Die Unternehmen von Roland Föchterle schaffen einen hohen Nutzen für Immobilienentwickler und Bauherren. Sie vereinen Technologie mit Menschlichkeit. Mit der von ihm entwickelten Technologie und seinen Bauprojekten wird effektiv Energie gespart. Eigentlich komplex und umfangreich. Dabei beruht alles auf dem Wert der Einfachheit. Und dem Wissen um Veränderung.

GRAZETTASie haben im Familienunternehmen Elektro Föchterle schon früh Verantwortung übernommen, legten mit der RGF Holding den Grundstein zum Gebäude 3.0 und verantworten als Geschäftsführer das Prop-Tech-Unternehmen HMI Master und den Immobilienspezialisten Projekt Wohnen. Da muss der Tag ein paar Stunden mehr haben.

ROLAND FÖCHTERLE • Die Stunden sind das Eine, es geht aber vor allem um Effizienz. Dabei helfen mir Werte wie Disziplin und Ordnung. Die braucht es, dass es mir persönlich gut geht. Ziel ist eine einheitliche Wertegrundlage in den Unternehmen. Das Konzept der Werte abstrahiert von den konkreten Handlungen und fasst sie in einem Modell zusammen. Ein Beispiel: Wenn ein Mensch mit Vorliebe hohe Lebensversicherungen abschließt, hohe Zäune ums Haus baut und für den Notfall noch ein tragbares Airbag dabei hat. Im konkreten Fall ist das die Idee der Sicherheit. Werte sind bewusst veränderbar. Es ist sogar entscheidend, sie so zu ändern, dass sie zur heutigen Zeit und zur persönlichen Berufung passen.

Was sind Ihre bestimmenden Werte?
RF • Mein Kernwert ist „Veränderung bewirken“. Veränderungen passieren jeden einzelnen Moment, sie sind ein wesentlicher Teil unseres Lebens – ob man will oder nicht. Ich habe keine Angst vor Veränderungen. Ich möchte nicht gegen Veränderungen kämpfen, sondern diese nutzen. Im Idealfall sozusagen Quelle von Veränderungen sein. Wenn der Wind der Veränderung weht, bauen die einen Mauern und die anderen Windmühlen.

Um welche Möglichkeiten geht es konkret?
RF • Im Wesentlichen geht es mir darum, Immobilien und Technologie miteinander zu verbinden. Das heißt, Menschen zusammenzubringen. Dies bestimmt die Ausrichtung jedes unserer Unternehmen. Veränderungen, wie Krisen oder Engpässe, zeigen uns neue Blickwinkel auf. Als ich noch Elektrotechnik studierte, erklärte mir mein Professor auf der Uni, dass Energie viel zu günstig sei. Kein Mensch machte sich damals Gedanken über Energiekosten oder wusste, was eine Kilowattstunde imstande ist zu leisten. Oder was sie kostet. Wissen Sie es?

Nein.
RF • Eine Kilowattstunde kostet etwa 30 Cent und kann ein Fahrzeug mit dem Gewicht von einer Tonne von null auf 300 km/h beschleunigen. Wir wollen mit unseren Unternehmen und den damit verbundenen Leistungen den Menschen in ihren Immobilien und beim Wohnen ein Gefühl für Energie geben. Und darüber hinaus Veränderungen herbeiführen. Denn die Emissionsziele lassen sich nur über die Energie steuern. Rund 40 Prozent der Gesamtenergie in Europa wird von Gebäuden verbraucht. Davon könnten 30 Prozent eingespart werden. Und genau dort möchte ich hin.

Wir wollen mit unseren Unternehmen den Alltag der Menschen durch mitdenkende Gebäude  verbessern.

Ihre Unternehmen beschäftigen derzeit 50 Mitarbeiter in den Bereichen Immobilienentwicklung, Elektrotechnik und Soft-wareentwicklung für Gebäudeautomation. Wo liegt Ihrer Meinung nach das größte Potenzial?
RF • Sämtliche Leistungen von Projekt Wohnen, Elektro Föchterle und HMIMaster wurden unter dem Dach der RGF Holding mit einem gemeinsamen Ziel vereint: Den Alltag der Menschen durch mitdenkende Gebäude zu verbessern. Unsere Lösungen haben großes Potenzial, weil sie in Bestandsobjekten und Neubauten zum Einsatz kommen. Am Klagenfurter Kardinalplatz entwickelten wir mit dem Projekt KPL8 meiner Meinung nach wohl das intelligenteste Wohnhaus des Landes. Eine Immobilie 3.0 – von der Idee bis zur Umsetzung. Ein Objekt, dessen Geschichte bis 1769 zurückreicht und sich zu einem mitdenkenden Gebäude verwandelte, in dem Energie und Ressourcen gespart und gleichzeitig der Wert der Immobilie gesteigert wurde.

Also Ihr Projekt der Superlative?
RF • Unsere Superlative in Bezug auf Entwicklung eines Bestandsgebäudes. Rückblickend kann man so etwas nicht besser machen. Weil es ein Projekt ist, das uns überdauern wird und die nächsten hundert Jahre hält, was es verspricht. Wir haben sämtliche Softwaretechnologien für alle relevanten Systeme wie Lüftung, Beschattung, Heizung oder Klima selbst entwickelt. Und haben die Lebensräume der Bewohner mit der Technologie vereint. Letztendlich geht es darum, wie wir gemeinsam eine nachhaltige Zukunft gestalten können. Und dies funktioniert mit intelligenter Gebäudeautomatisierung von Immobilien, die für eine verbesserte Umweltbilanz sorgen.

Sensorik, Monitoring und zukünftig Künstliche Intelligenz kommen zum Einsatz, um den Verbrauch von Wasser, Heizung und Strom zu optimieren. Was ist der nächste, mögliche Schritt in der Technologie?
RF • Es war immer das Ziel, alle für den Menschen relevanten Bereiche in unsere Überlegungen zu integrieren, Daten aus den Systemen zu analysieren und im Sinne der individuellen Nutzung zu verbessern. Das Objekt soll das individuelle Nutzerverhalten verstehen, wann ich Energie benötige, und daraus die relevanten Schlüsse ziehen. Also die Wohnung heizen oder kühlen bzw. die gewohnte Temperatur herstellen. Ohne, dass ich als Nutzer darüber nachdenken muss oder es einfordere. Das Gebäude ist der stete, vertraute Begleiter. Mit Künstlicher Intelligenz evaluieren wir in den jeweiligen Immobilien die Daten, die es dafür braucht. Und sind permanent im Austausch mit Partnern und Nutzern.

Unsere Lösungen haben großes Potenzial,
weil sie in Bestandsobjekten und Neubauten zum Einsatz kommen.“

Wie gestaltet sich dieser Austausch?
RF • Indem wir dem Nutzer laufend Empfehlungen geben und dadurch sinnvolle Gewohnheiten für Energieverbrauch und vor allem für Energieeinsparung schaffen. Wir verstehen sein Nutzerverhalten und welche Faktoren ihn beeinflussen. Danach erfolgt die angesprochene Analyse über das Monitoring bzw. Recommender-System. In der dritten Phase hat das Gebäude den Nutzer verstanden und kann sich dadurch selbst optimiert steuern. Das wichtigste dabei ist, dass unsere Lösungen stets einfach sind und den Nutzer niemals overrulen.

Kollidiert diese Einfachheit nicht mit solch technologisch komplexen Systemen?
RF • Das ist ja gerade die Herausforderung, der wir uns als Team im Unternehmen stellen: komplexe Themen einfach zu gestalten. Von Leonardo da Vinci stammt das Zitat: „Einfachheit ist die höchste Stufe der Vollendung.“ Genau an dieser Aussage orientieren wir uns. In der Technologie, im Design und in der Unternehmensstruktur. Denn unsere Lösungen und Entscheidungen werden aufgrund dieser Maxime auch getroffen. Wenn mir jemand ein Produkt oder Thema einfach und verständlich erklären kann, weiß ich, er hat wirklich Ahnung davon.

Mit wem tauschen Sie sich über die  Themen aus?
RF • Mit meinem Team und unseren Partnern. Wir recherchieren viel zu den unterschiedlichen Thematiken und beobachten die Vorgänge in diesem Segment. Wir stehen vor ähnlichen Herausforderungen wie die E-Mobilität, nur ist man bei den Fahrzeugen schon weiter als bei den Gebäuden. Aber die Ausgangssituation ist vergleichbar: In das Produkt wird Sensorik verbaut, um Daten zu generieren, die eine automatisierte Nutzung ermöglichen.

Wenn mir jemand ein Produkt oder ein Thema einfach und verständlich erklären kann, weiß ich, er hat Ahnung davon.

Sie wollen weg von rostfarbigen Energiekennzahlen, hin zu grünen Top-Werten. Wie „grün eingefärbt“ würden Sie die aktuelle Situation beschreiben?
RF • Als laufenden Prozess, der seine Zeit braucht. Und es benötigt offensichtlich immer eine Krise, um einen Prozess zu beschleunigen. Ohne Corona-Pandemie wären die Lösungen rund um die Digitalisierung vermutlich nicht so schnell gekommen. Nun ist die Energiekrise da und wir suchen Antworten darauf. Aktuell hält sich die Sensibilität im Gebäudebereich noch in Grenzen, weil die Notwendigkeit noch nicht erkannt wurde. Aber sie kommt in Riesenschritten auf uns zu. Vor allem bei der Wertermittlung von Immobilien wird die Energie noch eine große, emotionale Rolle spielen. Denn für den Käufer ist es wichtig zu wissen, was er um welche Kosten bekommt. Hier wird sich die Aufk lärung zusehends verstärken, die Nachfrage ist bereits da.

Ist eine Energietrendwende ohne gesteigerte Emotion möglich?
RF • Die Zukunft der Immobilie ist grün und mit unseren Technologien leisten wir einen großen Beitrag dazu. Mir persönlich geht es darum, dass darüber hinaus eine nachhaltige Zukunft gestaltet werden kann. Das ist unweigerlich mit Emotionen verbunden. Aber effizientes Energiemanagement ist eine Notwendigkeit und ein Mehrwert. Das ist mit Zahlen und ohne Emotion belegbar.

Fotos: Michaela Pfleger

P. Kovacs-Merlini

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