Grazetta

SCHNAUBEND über die GRENZEN

Seit Jahrzehnten bewegt sich der Künstler Gerhard Almbauer grenzüberschreitend zwischen gegenständlicher Malerei und Abstraktion. Damit einher wuchs auch die Liebe zur Dreidimensionalität und zur Skulptur. Eine davon ist nun groß geworden.

Zuerst fand er noch Platz im Büro von Johann Baumgartner. Der Kurator und Kulturreferent des Steiermarkhofs wusste aber schon damals um die gewichtigen Attribute der Modelskulptur: „Der Stier steht für Kraft und Ausdauer. Als offenes Haus wollen wir die Menschen mit dieser Kraft stärken, Bildung und Kunst weitergeben.“ Und Gerhard Almbauer gab sie weiter: Die 900 Kilo schwere Stierskulptur wurde zum 70-jährigen Jubiläum des Steiermarkhofs sowie 50. Geburtstag der Hofgalerie präsentiert und regiert mit schnaubenden Nüstern und vor Kraft strotzend im Innenhof. „Die Chance, als Künstler so eine große Skulptur machen zu können, bietet sich ja nicht so oft“, weiß Almbauer um die aktuell größte Einzelskulptur aus Bronze in der Steiermark. Das liegt auch daran, dass es für die Skulpturen in dieser Größenordnung ein bestimmtes Umfeld braucht und professionelle Gießereien für die Umsetzung spärlich gesät sind.

Gerhard Almbauer mit „seinem“ Stier im Garten des Steiermarkhofs: „Die Chance, als Künstler so eine große Skulptur machen zu können, bietet sich ja nicht so oft.“

Dieser Herausforderung stellt sich der Künstler, seit er 1997 seine Liebe zur Dreidimensionalität und zur Skulptur entdeckte. Schon davor „pendelte“ Almbauer zwischen Ölmalerei, Aquarellen und Radierungen, seine aktuellen Übermalungen spiegeln bedeutende Momente aus 500 Jahren Kunstgeschichte von Botticelli bis Gauguin wider. Und vor Kurzem vereinte die Ausstellungen „Körperwelten“ in der Hofgalerie die vier „Jungen Wilden“, zu denen neben Wolfgang Garofalo, Ernst Posch und Engelbert Rieger auch Gerhard Almbauer zählt. Die lange Ausstellungsgeschichte des gebürtigen Grazers mit Beiträgen in über 20 internationalen Galerien ist geprägt von einem grenzüberschreitenden Wechselbad zwischen Abstraktion und gegenständlicher Kunst, die letztendlich zu einer gegenseitigen kreativen Befruchtung führt: „Die Abstraktion führt in der gegenständlichen Kunst zu neuen Erkenntnissen und umgekehrt. Das erzeugt Spannung und durch die Dreidimensionalität auch Tiefe.“ Eine Feststellung, der sich auch Johann Baumgartner mit einem Zitat des ehemaligen Kulturreferenten Hanns Koren anschließt: „Heimat ist nicht Enge, sondern Tiefe.“

P. Kovacs-Merlini

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