Gesundheits- und Sportlandesrätin Juliane Bogner-Strauß will die Steirer zu mehr Bewegung im Alltag motivieren. Für die Landesrätin ist Fitness im Alter ein wichtiger Beitrag zum öffentlichen Gesundheitssystem.
GRAZETTA • Gesundheit und Sport in einem Ressort vereint, bedeutet, den Sport auch für
die Gesundheitsprävention einzusetzen. Welche Ansätze verfolgen Sie da?
JULIANE BOGNER STRAUSS • Das Land Steiermark verfolgt das Ziel, durch mehr Prävention den Steirern mehr gesunde Lebensjahre zu ermöglichen, damit sie möglichst lange selbstbestimmt ihr Leben genießen können. Wir werden noch vor dem Sommer eine „Bewegungsrevolution“ für das Land Steiermark ausrufen. Denn mit – ein wenig – Bewegung im Alltag ist ein gesünderes und ausgeglichenes Leben möglich, das nicht nur individuell erstrebenswert ist, sondern auch eine große soziale Komponente hat. Menschen, die länger fit und aktiv sind, können auch viel zum gesellschaftlichen Leben beitragen und sind eine entscheidende Säule für ein gut aufgestelltes Gesundheitssystem.
Seit zwölf Jahren gibt es das Programm „Bewegungsland Steiermark“. Welches Resümee können Sie bisher ziehen?
JBS • Das Bewegungsland Steiermark ist eine passgenaue Strategie, um mit Sport gesunde Lebensjahre und soziales Miteinander zu fördern. Die Vereine und Verbände in der Steiermark haben viel Nachwuchs und die Förderung für den Sport beginnt früh. Das passiert aber nicht nur, um Spitzensportler heranzuziehen, sondern auch um die Vereine zu stärken. Sie sind die ersten Adressen, wenn es um Sport geht. In Verbindung mit dem Schulsport ergibt das einen sehr dynamischen Antriebsstrang für die Nachwuchsförderung und zugleich einen Qualitätsanspruch in großer Breite.
Spitzensport ist in seiner Vorbildwirkung für den Breitensport wichtig. In welchem Ausmaß soll die öffentliche Hand kommerzialisierten Spitzensport fördern?
JBS • Wir fördern als Ressort den Breitensport. Und natürlich ist immer auch der professionelle Betrieb großer Motivator für den Breitensport. Jedoch muss auch gesagt werden dürfen, dass es im professionellen Bereich auch um Unternehmertum geht, das sich nach dem freien Markt richtet. Wir haben als Fördergeber einfach nicht die Möglichkeit und auch nicht den politischen Auftrag, in Marktangelegenheiten einzugreifen. Hier ist es immer schwierig, eine Trennlinie zu ziehen. Sie ergibt sich aus dem Anspruch, für möglichst viele Sporttreibende in der Steiermark da zu sein.
Steirische Sportförderung für gesunde Lebensjahre
und soziales Miteinander.“
Die Inflation trifft auch den Sport. Welche Auswirkungen hat das auf das Sportbudget des Landes?
JBS • Der Bund hat einen Teuerungsausgleich für die Vereine und Verbände angeboten. Wir haben als Land Steiermark das Sportbudget dahingehend valorisiert.
Welche Bedeutung haben die Sport Austria Finals aus der Sicht der Sportpolitik?
JBS • Die Bündelung von 37 Sportarten an einem Ort zur gleichen Zeit sind für die öffentliche Wahrnehmung, zum Anfeuern, zum Kennenlernen und „Nachmachen“ entscheidend. Entscheidend deshalb, weil es einerseits um Anerkennung für Sportler aus ganz unterschiedlichen Bereichen geht. Andererseits ist gerade auch die Breite und die Vielfalt des Sports ein gesellschaftlicher Beitrag, der Würdigung verdient.
Die jüngst vorgelegte Pflegebedarfsprognose sieht bis 2030 einen Personalaufbau von rund 12.300 Personen vor. Welche Maßnahmen können sicherstellen, dass dieses Personal auch tatsächlich zur Verfügung steht?
JBS • Die gute Nachricht: Wir haben genügend Ausbildungsplätze, um die rechnerische Anzahl an Pflegekräften auszubilden. Die schlechte Nachricht: Die Jugendlichen werden nicht mehr, sondern weniger, um diese werben auch andere Bereiche. Daher ist die wichtigste Maßnahme, das Berufsbild der Pflege soweit wie möglich zu attraktivieren. Das Gehalt ist dabei wichtig. Vor allem muss es der große Plan sein, die Pflege als hochprofessionellen, gesellschaftlich angesehen Beruf darzustellen.
Der Versuch, die Attraktivität des Berufsfeldes in der Gesellschaft zu steigern, kommt nicht richtig von der Stelle. Warum nicht?
JBS • Das ist ein Marathon und kein Kurzstreckenlauf. Gehalt, Karrierechancen, Familienfreundlichkeit sind nur einige Bausteine. Weitere Bausteine können zum Beispiel Selbstverwaltung und in gewissen Bereichen Professionalisierungsmaßnahmen sein. Wo braucht es den Einsatz von hochprofessionellen Pflegenden und wo nicht? Wo können Pfleger dank ihrer Expertise mehr Verantwortung steuernd übernehmen? Das sind Fragen, die nicht von heute auf morgen beantwortet werden können. Es ist eine gesamtgesellschaftliche Herausforderung, die wir nur gemeinsam bewältigen können.
Foto: Alexandra Weiz