Grazetta

Breites Denken

Ein Shopping-Center muss einen Wiedererkennungswert haben und dabei doch stets mit dem Wandel der Zeit mitgehen. Noch besser man erkennt ihn schon vorher. Die Identität gleichzeitig zu bewahren, klingt nach Herausforderung. Edith Münzer, Center-Managerin des MURPARK hat sie vor 15 Jahren angenommen. Und es ist gut geworden.

Die Fotoausstellung im Erdgeschoß des MURPARK ruft viele Events und Meilensteine der letzten 15 Jahre in Erinnerung. Zum Jubiläum hat sich eines der erfolgreichsten Shopping-Center innerhalb der Betreibergesellschaft SES (Spar European Shopping Centers GmbH) für seine Kunden zahlreiche Aktionen überlegt. Für Center-Managerin Edith Münzer gehört die Verbindung von Einkauf, Erleben, Genießen und das Außergewöhnliche zur Grundkonzeption des MURPARK.

GRAZETTA • Wenn Sie heute durch den MURPARK gehen, denken Sie noch daran, wie dies alles vor 15 Jahren seinen Anfang genommen hat?
EDITH MÜNZER • Im Zuge der Vorbereitungen für den 15. Geburtstag sind die Eröffnungsfeierlichkeiten vom März 2007 wieder sehr präsent. Da kommen Erinnerungen
an die vielen Ehrengäste, das große Interesse der Kunden und natürlich die sensationellen Auftritte der Künstler von „la strada“, die Performance von „Transe Express“ oder des „Studio Percussion graz“, bei der sich ein Menschenmobile in den Abendhimmel erhoben hat. Beeindruckend war auch, dass am 21. März 2007 das Park&Ride sowie die Verlängerung der Straßenbahnlinie 4 gleichzeitig in Betrieb genommen wurden.

Wir liegen mit unserem Konzept absolut am Puls der Zeit, da wir
gesamtheitlich und breit an alle Verkehrsteilnehmer
denken und gedacht haben.

Wie stark war der Fokus auf den öffentlichen Verkehr in der Ausrichtung verankert?
EM • Wir wollten von Anfang an hier ein Zeichen setzen und gemeinsam mit der Stadt Graz ist dies auch gelungen. Eine Verkehrserschließung, wie man sie beim MURPARK findet, gibt es sonst nicht. Wir verfügen am Standort über mehr als zehn Buslinien, eine Straßenbahn- sowie eine S-Bahn-Haltestelle und eine Anbindung an den Autobahnzubringer wie auch den Fahrradverkehr. Das Park&Ride-Angebot wird extrem gut angenommen, was nicht selbstverständlich ist. Diese grundsätzliche Ausrichtung führte bereits vor Jahren zur Ansiedelung vieler Wohnflächen und Betriebe. Wir sind im Grazer Stadtentwicklungskonzept als Bezirks- und Stadtteilzentrum sowie als Nahverkehrszentrum definiert und diese Funktion erfüllen wir auch umfassend als Nahversorger mit Apotheke, Post, Bank, Trafik und einem großen Lebensmittel- und Gastronomieangebot. Dementsprechend kann man vom MURPARK auch als Multiplikator sprechen.

Macht die gute Anbindung an den öffentlichen Verkehr für den Einkäufer den Unterschied aus?
EM • Das Thema ist heute wichtiger denn je, das erkennt man auch an der aktuellen Klimadiskussion. Wir liegen mit unserem Konzept absolut am Puls der Zeit, da wir gesamtheitlich und breit an alle Verkehrsteilnehmer denken und gedacht haben. Von Beginn an gab es über 2.000 gratis Kundenparkplätze und zwar ressourcenschonend in Form von Tiefgaragen- und Parkdeckparkplätzen. Aber da sind noch viele weitere Faktoren, die den Erfolg des MURPARK ausmachen: Etwa der ausgezeichnete Branchenmix, das umfassende Dienstleistungsangebot, die vielseitige Gastronomie, Familienservice mit Kinderbetreuung, kompetente und freundliche Mitarbeiter sowie auch abwechslungsreiche Veranstaltungen und Events.

„Wenn man näher
am Kunden dran ist,
weiß man auch,
welche Wünsche

und Bedürfnisse
er hat, kann
reagieren und
Trends frühzeitig
erkennen.“

Da gab es in der Vergangenheit einige große Namen.
EM • Viele Stammkunden haben die Events der Vergangenheit auch noch heute in Erinnerung. Wie etwa die Fashion-Shows mit Jorge Gonzales, Markus Schenkenberg oder Larissa Marolt. David Hasselhoff, Thomas Brezina oder Andi & Alex waren auch im Haus. Auch die tollen Auftritte bei der Eröffnung im Zuge der Erweiterung im Jahre 2018 sind noch präsent. Den Kunden und Besuchern ein Erlebnis zu bieten, das Stars, Modenschauen, Genuss und Außergewöhnliches beinhaltet, war und ist immer im Grundkonzept des MURPARK verankert. Wir sind Erlebniszone und Treffpunkt.

Sie sprechen vom MURPARK als „Herz, das für ein gesamtheitliches Shoppingerlebnis schlägt.“ Wie schnell schlägt der Puls im Moment?
EM • Das Thema Shopping ist sehr nah am Menschen. Daher ist unser Puls immer hoch, denn alle Aktivitäten die wir im Haus umsetzen, sind für den Besucher unmittelbar sichtbar und daher bekommen wir auch sofort Feedback und Reaktionen darauf. Wir stehen immer in der Auslage und möchten daher auch regelmäßig ein außergewöhnliches Erlebnis bieten. Aktuell ist die Pulsfrequenz durch das Jubiläum und den damit verbundenen Aktionen für die Kunden natürlich nochmals erhöht.

Hat die angesprochene Kombination aus Einkauf, Treffen und Erlebnis aufgrund der Pandemie an Attraktivität verloren?
EM • Während der Pandemie haben wir gemerkt, wie stark der MURPARK als Treffpunkt von unseren Kunden vermisst wurde. Daher war die Freude auch merklich groß, als alle unsere Geschäfte und Lokale nach den diversen Lockdowns wieder öffnen konnten. Der Grund, warum wir als Treffpunkt so gerne genutzt wurden und werden, ist auch, weil wir von Anfang an vorbildliche Hygiene-Maßnahmen gesetzt haben, die über ein eigenes Hygienemanagement gesteuert und überwacht werden und das nach dem TÜV AUSTRIA zertifiziert ist. Aber natürlich war die Pandemie ein einschneidendes Erlebnis für den MURPARK wie auch den gesamten Handel.

Wir müssen in
unserer Branche
auf die multioptionalen
Bedürfnisse
des Kunden
reagieren. Auf
diese Vielfalt
einzugehen, ist
Chance und
Auftrag zugleich.“

Welche Erkenntnisse konnte man daraus ziehen?
EM • Für gewisse Branchen oder Unternehmen war die Pandemie so etwas wie ein Brandbeschleuniger. In diesen Fällen wäre eine Umstrukturierung oder ein Umdenken vielleicht später in drei bis vier Jahren eingetreten. Traditionell waren Einkaufszentren immer sehr von Textilien bestimmt. Dies wird vom Stellenwert vermutlich weniger werden. Auch hier gilt es, in Zukunft breiter und alternativer zu denken. Die Ansätze dazu waren schon vor der Pandemie da, nun gilt es schneller zu schalten. Die Optionen können einerseits in der Gastronomie, im Erlebnis oder aber auch bei Wellness liegen.

Den richtigen Branchenmix zu finden, ist meiner Meinung nach ja nicht einfach. Wie findet man die optimale Abstimmung und die richtigen Parameter dafür?
EM • Die „richtigen Parameter“ für den optimalen Branchenmix ändern sich laufend. Handel ist Wandel und daher ist es extrem wichtig, die Kundenbedürfnisse und auch die Änderungen dieser Bedürfnisse zu erkennen. Der MURPARK hat diesbezüglich den großen Vorteil, als Unternehmen zu Spar European Shopping Centers (SES) zu gehören. In der Zentrale gibt es eigene Scouts, die weltweit unterwegs sind und Trends im Handel sehr genau beobachten und analysieren. Gemeinsam evaluieren wir, welche neuen Anbieter zu unseren Kunden und zum MURPARK passen. Wichtig ist, interessant zu bleiben und immer wieder Neues anzubieten. In den vergangenen 15 Jahren konnten wir viele neue Shops als Erster nach Graz und in die Region bringen.

Kann man da überhaupt rechtzeitig reagieren, wenn der erwähnte Wandel immer schneller wird?
EM • Die Berücksichtigung der internationalen Trends alleine reicht nicht, weil der Kunde auch die Regionalität möchte. Wir müssen in unserer Branche auf die multioptionalen Bedürfnisse des Kunden reagieren. Auf diese Vielfalt einzugehen, ist Chance und Auftrag zugleich. Ohne große Marken geht es nicht, aber nur Vergleichbares in den Regalen zu haben, bringt einen auch nicht weiter. Ich denke, wir haben uns da sehr gut positioniert und bieten auch viel Individuelles und Regionales wie etwa das „s’Fachl“, einen Bauernstand und der INTERSPAR im MURPARK war einer der Ersten, der ein großes Biosortiment angeboten hat. Um rechtzeitig zu reagieren, bedienen wir uns auch unserer Philosophie „MURPARK – näher dran.“ Wenn man näher am Kunden dran ist, weiß man auch welche Wünsche und Bedürfnisse er hat, kann reagieren und Trends frühzeitig erkennen.

Die Dimension ist menschlich, weil der Kunde kurze Wege hat.
Der MURPARK ist für den alltäglichen Besuch.

Sind Sie eigentlich zufrieden, so wie sich der MURPARK entwickelt hat. Würden Sie gerne noch weiterwachsen?
EM • Als SPAR 1995 den KGM-Standort übernommen hat, und wir im Laufe der nächsten Jahre die 50.000 Quadratmeter an Grundstücken akquiriert haben, gab es die Vision für den MURPARK bereits. Wir wollten immer das Optimum erreichen und mit der Erweiterung 2018 wurde der MURPARK meiner Meinung nach komplett. Die Größe ist optimal, das Angebot großflächig, aber übersichtlich. Die Dimension ist menschlich, weil der Kunde kurze Wege hat. Der MURPARK ist auch für den alltäglichen Besuch. Viele Kunden kommen mehrmals die Woche und kommen auch, um einen Liter Milch zu kaufen. Das ist schön, weil wir uns dahingehend auch als Begleiter unserer Kunden verstehen.

FOTOS: Conny Leitgeb

P. Kovacs-Merlini

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