Grazetta

Paragraph & Passion

Wenn Freunde und ein Ehepaar gemeinsam eine Leidenschaft teilen, muss man sich schon sehr gut kennen. Im Falle der Rechtsanwaltskanzlei Fröhlich, Kolar-Syrmas, Karisch und Neger ist das der Fall. Gleichzeitig basiert diese Partnerschaft auf Fakten, Objektivität, Spezifikation und ganz viel Erfahrung. Gespräch über eine Berufung.

Neue Kanzleistruktur im Kleinen Palais Attems in der Grazer Sackstraße: Die Rechtsanwälte
von FSKN: Armin Karisch, Dieter Neger, Maria Christina Kolar-Syrmas und Vinzenz Fröhlich (v.l.)

GRAZETTA Wie kam es zu der Neustrukturierung der Kanzlei und der damit einhergehenden engen Kooperation unter einem Dach mit Rechtsanwalt Dieter Neger?
MARIA CHRISTINA KOLAR – SYRMAS • Mein Mann und ich sowie meine Kanzleipartner Vinzenz Fröhlich und Armin Karisch haben darüber lange diskutiert und das Für und Wider abgewogen. Das ist eine private wie berufliche Entscheidung.
VINZENZ FRÖHLICH Dem Entschluss liegt ja auch eine mehrjährige Freundschaft zugrunde. Dieter war auch in der Vergangenheit immer zur Stelle, wenn wir nach seiner Einschätzung und seinem Rat gefragt haben.
DIETER NEGER In unserer Arbeit geht es immer um einen hohen Grad an Spezifikation in den einzelnen Bereichen. Durch meine Erfahrung, die ich über die Jahre sammeln konnte und die zivilrechtliche Kompetenz meiner nunmehrigen Partner, können wir gemeinsam in der neuen Kanzleikonstellation den Grad der Spezialisierung noch weiter anheben und alle rechtlichen Probleme unserer Klienten lösen.

Wird also oft gemeinsam an einem Fall gearbeitet?
ARMIN KARISCH Durch unsere langjährige Tätigkeit und die daraus resultierende Mundpropaganda sind die einzelnen Namen aller Partner natürlich mit jeweiligen Fachgebieten verbunden. Synergien ergeben sich daraus jedenfalls. Wenn etwa Kollegin Kolar-Syrmas mit einer Scheidung betraut ist, entstehen daraus etwa auch Themen bezüglich der gemeinsamen Immobilie, wo ich mit den Fachbereichen Miet- und Wohnrecht sowie Immobilien- und Bauträgervertragsrecht unterstützen kann.
VF Bei komplexen Fällen kommt es dann auch vor, dass wir uns alle zusammen an den Tisch setzen.
MCK-S Was jetzt aber nicht heißen soll, dass wir zu viert zum Mandanten kommen. Vielmehr hat der Klient den Vorteil, dass er die gebündelte Kompetenz aus einer Hand bekommt. Wir sind als Partner mit allen unseren Mitarbeitern bis zum Kanzleihund Emil eine Einheit.

„Man muss die Balance mit
angemessener Härte behalten.“

DIETER NEGER
Rechtsanwalt

So gesehen hat eine Kanzleigemeinschaft, unter deren Dach die verschiedenen Fachbereiche ineinandergreifen, für den Mandanten nur Vorteile.
DN • Prinzipiell schon. Vorausgesetzt, man ist untereinander befreundet. Viele Kanzleigemeinschaft en gehen auch wieder auseinander. Man muss da schon auch durch Höhen und Tiefen durchtauchen. Vertrauen und Freundschaft sind die Basis.
MCK-S • Es gibt unter den Rechtsanwälten aber auch viele Einzelkämpfer. Ob man lieber alleine arbeitet oder mit einem Partner, muss ohnedies jeder selbst entscheiden. Für mich ist ein Anwalt auch immer ein bisschen wie ein Psychologe mit einer Notfallausbildung. Die Arbeit ist auf alle Fälle sehr emotional. Und trotz aller Emotionen ist Jus Reduktion. Man versucht ein großes Problem zu einem kleinen zu machen und dieses zu lösen.
VF • Für mich ist es auf alle Fälle nach wie vor der spannendste Beruf, den man sich vorstellen kann.

„Ich denke, ohne den Einsatz
der gesamten Persönlichkeit kann
man kein guter Anwalt sein.“

MARIA CHRISTINA
KOLAR-SYRMAS
Rechtsanwältin

Gibt es Probleme, die rechtlich nicht zu reduzieren sind, weil sie einfach zu groß sind?
VF • Sicher gibt es Probleme, die nicht lösbar sind und dann schläft man schon auch einmal schlecht. Wenn Fehlurteile getroffen werden, was extrem selten, aber doch vorkommen kann, ist das belastend. Aber  damit muss man umgehen können. In den meisten Fällen geht es um Materielles oder Ideelles, aber nicht um Leben und Tod.
AK • Der Mandant geht ja immer davon aus, dass er Recht hat und er vertraut dem Anwalt. Auf der einen Seite versetzt du dich in seine Lage und willst das Beste für ihn. Und dennoch geht es immer auch um Objektivität und Fakten.

INFO


DIETER NEGER
Rechtsanwalt, allgemein beeideter und
gerichtlich zertifizierter Sachverständiger
für Abfallwirtschaft und Recycling,
Verwaltungsrecht, Gemeinderecht,
Wirtschaftsrecht, Wirtschaftsstrafrecht

MARIA CHRISTINA KOLAR-SYRMAS
Ehe- und Familienrecht, insbesondere
Ehescheidungen, Aufteilungsverfahren
und Kindschaftsrecht, Prozessführung,
Opfervertretung

ARMIN KARISCH
Vertragsrecht, Immobilienrecht, Prozessführung, Erbrecht, Verkehrsunfallsrecht

VINZENZ FRÖHLICH
Unternehmensrecht, Prozessführung,
Beamten- und Disziplinarrecht,
Wirtschaftsrecht

Sie haben ja bekanntlich gut zu tun. Kann man sich in jeden Fall gleich hineinversetzen?
VF • Die Arbeit hat eigentlich wenig mit Routine zu tun, weil immer neue Fälle auf den Tisch kommen und auch das Recht ändert sich. Das ist kein statischer Beruf. Aber durch die Jahre und die Erfahrung bekommt man natürlich Routine. Die Spannung und Neugierde bleiben immer. Einen neuen Akt aufzuschlagen, ist wie mit einem spannenden Buch zu beginnen.
DN Jeder Klient ist anders, und die Verhandlungen unterscheiden sich ebenfalls. Unser Rechtssystem ist nicht so kasuistisch wie in den Vereinigten Staaten, aber Präzedenzfälle sind selbstverständlich relevant. Der Rechtsgestaltungsspielraum ist in Österreich größer. Der Anwalt kann bei uns kreativer arbeiten und mehr bewegen. Wir müssen uns allerdings auch nach den rechtlichen Vorgaben der EU richten und diese dann in der staatlichen Rechtsprechung umsetzen.
MCK-S Ich denke, ohne den Einsatz der gesamten Persönlichkeit kann man kein guter Anwalt sein.
AK Dabei bleiben die persönlichen Emotionen auch nicht aus. Die Fälle und die Verhandlungen vor Gericht entwickeln eine eigene Dynamik. Der Mandant beruft sich auf seinen Anwalt und vertraut ihm. Das ist auch sein gutes Recht.

„Der Mandant beruft sich auf seinen Anwalt und vertraut ihm. Das ist auch sein gutes Recht.“

ARMIN KARISCH
Rechtsanwalt

„Für mich ist es auf alle Fälle nach wie vor der spannendste Beruf, den man sich vorstellen kann.“

VINZENZ FRÖHLICH
Rechtsanwalt

Belasten die Konfrontationen und Konflikte, die mit ihren Tätigkeiten naturgemäß verbunden sind, nicht auf Dauer?
DN Zugegeben, der Wind ist rauer geworden. Heute werden Leute etwa in der Politik oder in Ämtern für Dinge verurteilt, die noch vor Jahren nicht einmal annähernd geahndet wurden. Das sind Entwicklungen, die für mich teilweise nicht nachvollziehbar sind und gegen die sich die Menschen auch wehren. Und natürlich muss man da auch Flagge zeigen. Das ist dann auch selbstverständlich, dass ich für meine Mandanten immer erreichbar bin, weil sie sich die Zuverlässigkeit erwarten. Es ist unbestritten, dass man, wenn man als Anwalt erfolgreich sein will, sich auch durchsetzen und ernst genommen werden muss. Wenn notwendig, fällt dann der Auftritt vor Gericht auch einmal schärfer aus. Man muss die Balance mit angemessener Härte behalten.
VF Die Zahl der Verfahren bei den öffentlichen Bediensteten steigt tendenziell und hier ist ein gesellschaftlicher, wie rechtlicher Wandel zu beobachten. Transparenz und politisch korrekter Führungsstil werden in der Öffentlichkeit immer mehr zum Thema. Die Frage ist nur, wie weit soll die Transparenz gehen? Die Regelwut und Regelflut darf nicht dazu führen, dass sich fähige, kompetente Menschen nicht mehr als Führungskräfte oder Politiker exponieren wollen, um einer letztendlich unbegründeten Strafverfolgung und medialen „Hinrichtung“ zu entgehen. Andernfalls werden wir ein echtes Problem bekommen, so wir es nicht schon haben …
MCK-S • Ich halte Konflikte relativ gut aus. Wahrscheinlich auch deshalb, weil ich schon sehr viele Missbrauchsopfer vertreten und weitaus Schlimmeres erlebt und gesehen habe. Man muss die Dinge schon auch relativieren können.

Wird die Kanzlei noch weiterwachsen?
AK • Weiterentwicklung ist immer eine Kunst, aber wir sind in dieser Konstellation über die Gebühr gut aufgestellt und jeder von uns mit Arbeit versorgt. Das wird in Zukunft nicht weniger werden und ist insbesondere auch im Immobilien- wie im Erbrecht zu beobachten. Grund und Boden sind limitiert, die Menschen hinterlassen mehr, die Schere geht auf.

MCK-S • Eine behutsam gewachsene Kanzleistruktur kommt dem Mandanten zu Gute. Kontinuität und Vertrauen sind die Parameter, mit denen gemessen wird. Das Geschäft ist ein höchstpersönliches, das mit einer jahrelangen Beziehung einhergeht. Vergleichbar mit einem Arzt.

Fotos: Christian Jungwirth

P. Kovacs-Merlini

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