Grazetta

Hand in Hand

Innovationsgeist ist Florian und Julian Mayer in die Wiege gelegt. Ihre Eltern legten vor 35 Jahren mit einer kleinen Pension den Grundstein für eine Erfolgsgeschichte, die heute als Familux Resorts und damit als Premium-Hotelgruppe für Kinder und Familien europaweit bekannt ist.

GRAZETTA  Eure Eltern haben 1988 den Grundstein für die Familux Resorts und damit der weltweit ersten und einzigen Premium-Hotelgruppe ausschließlich für Familien mit Kindern gelegt. Mittlerweile zählen neben dem Alpenrose – Familux Resort in Lermoos sowie Dachsteinkönig – Familux Resort in Gosau auch zwei Häuser in Deutschland und die Familux Yachts zum Unternehmen. Wie seid ihr mit dieser erfolgreichen Entwicklung mitgewachsen?

JULIAN MAYER  Ich kann mich noch erinnern, als ich im Speisesaal unserer damals noch kleineren Alpenrose abends die Gäste am Tisch begrüßt habe. Mit meiner blauen Latzschürze war ich mit meinem Opa im Partnerlook. Da muss ich etwa vier Jahre alt gewesen sein. Einen anderen Berufsweg einzuschlagen, darüber habe ich eigentlich nie nachgedacht.

FLORIAN MAYER  Mein Interesse galt einer Zirkusschule in Budapest. Damit hatte ich mich schon intensiv beschäftigt. Letztendlich ist es dann aber doch die Tourismusschule geworden. Unsere Eltern haben uns beiden in der Berufswahl aber immer freie Wahl gelassen. Die erfolgreiche Entwicklung, die von den Eltern eingeleitet wurde, war immer von einem hohen Arbeitspensum begleitet, die Familienzeit daher knapp bemessen. Das hat uns von unserem Weg in die Hotellerie aber nicht abgehalten.

Der Blick ins Tal, auf den unverbauten Thüringer Wald, ist majestätisch: 2022 eröffnet
The Grand Green im Thüringer Wald

Ein Weg, der in eurer Laufbahn über zahlreiche Stationen erfolgte.
JM  Nach meinem Studium in Wien, San Francisco und London sammelte ich Berufserfahrung in Österreich, Deutschland, Großbritannien sowie Dubai, um dann als Hotelimmobilienberater in London Fuß zu fassen.

FM  Eigentlich war ein Trainee-Programm für 18 Monate im Hilton in Dubai geplant. Letztendlich sind acht Jahre daraus geworden. Als 20-Jähriger lag der operative Bereich für über 200 Mitarbeiter in meiner Verantwortung. Meiner Meinung nach ist es immens wichtig, über die Grenzen zu blicken und so viel berufliche Erfahrung wie möglich zu sammeln.

Unser Ziel war immer, mit Zeitgeist aus einem kompetenten Hotelteam eine große Familux-Familie zu machen.

JULIAN MAYER, Geschäftsführung Familux Resorts

Was war ausschlaggebend für die Rückkehr in die Heimat?
FM  Als 2013 die Pläne für das Familux Resort Dachsteinkönig in Gosau angingen, Gestalt anzunehmen, musste gemeinsam mit unserem Vater eine Entscheidung getroffen werden. Wenn ich heimkomme, wird gebaut, wenn nicht, bleibt die Wiese eben grün. Die Entscheidung ist mir nicht schwergefallen. Und drei Jahre später ist dann auch Julian zurückgekommen.
JM  Der Zeitpunkt war gut, weil mein Arbeitsvertrag in London ausgelaufen war und wir die Innovationen für das Hotel beide begleiten wollten. Erste Schritte in der Geschäftsführung wechselten sich mit Erfahrungen in anderen Unternehmen ab. Schließlich wollte ich aber nicht nur von der Seitenlinie aus mitdiskutieren, sondern Entscheidungen treffen und Verantwortung übernehmen. Immerhin geht es ja um die eigene Zukunft und die der Familie. Deshalb 2021 auch der Entschluss, eine fixe Position in der Geschäftsführung einzunehmen.

Bereits ein Jahr später eröffnete das The Grand Green Oberhof – Familux Kinderhotel in Thüringen. Heute zählt das Familienunternehmen rund 630 Mitarbeiter. Wie teilt ihr euch die Verantwortung?
FM  Von der Erfahrung über Prozesse und Strukturen, die ich in der amerikanischen Kettenhotellerie sammelte, profitiert auch das Unternehmen, weil flache Hierarchien grundsätzlich keine typische Charakteristika von österreichischen Familien-Tourismusbetrieben sind. Jeder hat freilich seine eigenen Verantwortungsbereiche. Um das Operative, Human Resources und Controlling kümmere ich mich. Julian zeichnet für Development, Marketing und Revenue Management verantwortlich.
JM  Die Kompetenzen rund um Digitalisierung und Nachhaltigkeit teilen wir uns brüderlich. Es braucht immer wieder Ideen, durchdachte Konzepte, eine Infrastruktur und vor allem Menschen, die lieben, was sie tun. Bei großen Entscheidungen versammelt sich der Familienrat zu intensiven Besprechungen, bei denen dann natürlich auch diskutiert wird. Wer die entsprechenden Belege und Argumente vorbringt, bekommt dann Recht.

Was uns vermutlich von anderen Familienunternehmen unterscheidet, ist, dass wir nach Know-how und nicht nach Emotion handeln.

FLORIAN MAYER, Geschäftsführung Familux Resorts

Klingt recht effektiv.
FM  Was uns vermutlich von anderen Familienunternehmen unterscheidet, ist, dass wir nach Know-how und nicht nach Emotion handeln. Das Unternehmen steht auf stabilen Säulen, was sicher auch unseren kompetenten Hoteldirektoren, Abteilungsleitern und Mitarbeitern geschuldet ist.

Impressionen vom Dachsteinkönig – Familux Resort in Gosau:
„Das Hotel wird ein Ort sein, an dem Gäste unvergessliche Momente erleben. Und ebenso ein Ort, an dem sich junge, ambitionierte Menschen beruflich weiterentwickeln wollen.“

Die Mitarbeiter scheinen sich bei euch auch sehr wohlzufühlen. Erst vor einem Monat wurden die Familux Resorts Österreich von Rolling Pin mit dem Award „Top-Arbeitgeber“ ausgezeichnet.
JM • Unser Ziel war immer, mit Zeitgeist aus einem kompetenten Hotelteam eine große Familux-Familie zu machen. In den Resorts wird gelebt, wir geben eine zweite Chance und wir sagen bitte und danke. Jeder soll sein Bestes geben und Spaß an der Arbeit haben.
FM • Dazu ist es notwendig, als Basis ein gutes Arbeitsklima zu bieten und gemeinsam moderne Wege, von der Entlohnung der Mitarbeiter bis zur Aus- und Weiterbildung zu gehen. Mit Familux – New Pay haben wir etwa ein transparentes, klares und nachvollziehbares Entlohnungssystem für unsere Mitarbeiter entwickelt, das ausnahmslos vom Tellerwäscher bis zum Manager für Offenheit und Gleichberechtigung steht.

Es braucht immer wieder Ideen, durchdachte Konzepte, eine Infrastruktur und vor allem Menschen, die lieben, was sie tun.

JULIAN MAYER, Geschäftsführung Familux Resorts

Die erfolgreiche Entwicklung, die von den Eltern eingeleitet wurde, war immer von einem hohen Arbeitspensum begleitet.

FLORIAN MAYER, Geschäftsführung Familux Resorts

Wer als Unternehmen gewisse Anreize nicht anbietet, hat es vermutlich schwer, Mitarbeiter zu bekommen.
JM • Wenn man als Arbeitgeber innovativ bleiben will, muss man am Puls der Zeit sein und Benefits bieten. Bei unseren Mitarbeitern zählen dazu die kostenfreie Benutzung der gesamten Hotelinfrastruktur wie auch eine Vier-Tage-Woche, E-Mobilität und eine faires Haustrinkgeldsystem. Auch in der Aus- und Weiterbildung wollen wir keinen Staub ansetzen, sondern mit neuen Angeboten lieber aufwirbeln. Dazu zählen zum Beispiel ein Hygienelehrgang, Weinschulungen, Cocktailkurse und andere Spezialschulungen.

Was macht eurer Meinung nach einen guten Hotelier aus?
FM • Der Beruf des Hoteliers hat sich in den letzten Jahren gewandelt. Früher ging es einzig und allein darum, fremden Menschen einen schönen Urlaub zu gestalten. Heute schaffen wir weit darüber hinaus emotionale Erlebnisse für die Gäste. Jeder Tag ist anders. Wie Menschen. Und wir mögen das. Auch gute Mitarbeiter werden heute weit mehr geschätzt als früher, weil auch sie rar geworden sind. Beides wird sich in Zukunft weiter verstärken. Das Hotel wird ein Ort sein, an dem Gäste unvergessliche Momente erleben. Und ebenso ein Ort, an dem sich junge, ambitionierte Menschen beruflich weiterentwickeln wollen.

JM • In den Familux Resorts stehen nebst den Gästen die Mitarbeiter an erster Stelle. So gilt auch die Wertschätzung für alle Bereiche des Hotels. Ich denke, der Schlüssel unseres Erfolges liegt auch daran, dass Erfahrung auf Innovationsgeist trifft und wir Hand in Hand in die Zukunft wachsen können.

Fotos: Fransziska Bohl, Foto Hofer, Daniela Jakob, Michael Huber, Sven Posch

P. Kovacs-Merlini

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