Nach 35 Jahren kehrt die Kanzlei Klein, Wuntschek & Partner in die Gasse ihrer Gründung zurück. Die Spezialisierung auf die Kernkompetenzen ziehen dabei nicht nur in die neuen Räumlichkeiten ein, sondern eine Generation weiter. Zu Besuch bei den Anwälten Paul Wuntschek, Laura Wuntschek-Hörtler, Michael Dietrich sowie Konsulent Kurt Klein.
Natürlich ist es anders als beim ersten Mal. Immer hin verständlich, liegen doch 35 Jahre dazwischen. Die Hausnummer ist auch eine andere. Damals war es die Kaiserfeldgasse 13, in der die Rechtsanwälte Paul Wuntschek und Kurt Klein, em. ihre Kanzlei eröffneten. Die erste Adresse. Mit der Grazbachgasse 39, dem Kaiser-Franz-Josef-Kai und der Neubaugasse folgten noch einige weitere. Nun also wieder Kaiserfeldgasse. Nummer 7. Fünfter Stock, alles neu im ganzen Gebäude. Die Räumlichkeiten von Klein, Wuntschek & Partner sind modern, hell und großzügig. Glas dominiert und man blickt auf die Ziegeldächer der umliegenden Häuser. Der Besprechungsraum erinnert an die zäh wie undurchsichtig geführten Marathonverhandlungen aus amerikanischen Anwaltsserien. Dabei lässt sich der neue Standort der Kanzlei durchwegs einfach erklären. „Die neuen Räumlichkeiten der Kanzlei haben den wesentlichen Vorteil, dass sie aus zwei Büros bestehen. Und die Jungen wollten auch eine hippere Location. Das haben wir nun und den Platz, um sich auch räumlich weiter entwickeln zu können, wenn sie möchten“, erklären Paul Wuntschek und Kurt Klein knackig mit Blick auf die Jungen. Freilich mag sich die Innenarchitektur im Laufe der Zeit auch ändern, in der fachlichen Ausrichtung der Kanzlei sind sich die Partner Laura Wuntschek-Hörtler, Michael Dietrich sowie Rechtsanwaltsanwärter Tobias Nemecz mit den beiden Gründern einig. Die personelle Konstellation ist ja nicht dem Zufall geschuldet. Paul Wuntschek agierte bereits vor 38 Jahren als Konzipient von Kurt Klein – nun gilt Michael Dietrich als dessen Nachfolger. Laura Wuntschek-Hörtler hat vermutlich schon von klein auf mehr von Paragraphen gehört als manch andere Kinder und Tobias Nemecz fand über seine wissenschaftliche Mitarbeit den Weg in das elfköpfige Team. Durch die jahrelange Zusammenarbeit ist es bereits in der Vergangenheit gelungen, Klienten Großteils an die jüngeren Partner überzuleiten. „Die Ausrichtung der Kanzlei ist definitiv gleichgeblieben und das wird sich auch nicht ändern. Die fachlichen Schwerpunkte werden bleiben“, verweist Laura Wuntschek-Hörtler auf die juristischen Kernkompetenzen im Arbeits-, Insolvenz- sowie Vertragsrecht.
„Die Ausrichtung der
Kanzlei ist definitiv gleich
geblieben und das wird
sich auch nicht ändern.
Die fachlichen Schwerpunkte
werden bleiben.“
LAURA WUNTSCHEK-HÖRTLER
Der Austausch unter den Partnern gilt als permanent, letztendlich greifen auch die erwähnten Schwerpunkte ineinander. „In Wahrheit brauche ich bei jeder Insolvenz auch eine arbeitsrechtliche Expertise“, erklärt Klein, der über Jahrzehnte die Arbeiterkammer wie auch Fachgewerkschaften rechtlich vertrat und als Pionier im Arbeitsrecht gilt. Für Arbeitgeber wie Arbeitnehmer gilt die Kanzlei insofern als erste Adresse, wenn es um das individuelle oder kollektive Arbeitsrecht geht. „Das reicht von privatrechtlichen bis hin zu öffentlich-rechtlichen Arbeitsverhältnissen sowie Kündigungs- und Entlassungsanfechtungen“, so Klein mit einer Routine, die dem Tagesgeschäft geschuldet ist. „Wenn man zu einem Großteil des Tages konkret mit arbeitsrechtlichen Themen zu tun hat, ist man immer auf dem Laufenden, kennt die aktuellen Entwicklungen bei Arbeitgebern und Arbeitnehmern. Die steigenden Insolvenzen wirken sich zudem unmittelbar auf das Arbeitsrecht aus“, weiß Michael Dietrich um die Arbeitsintensität der letzten Wochen und Monate. Vorrangig wird die Kanzlei nach wie vor über Mundpropaganda weiterempfohlen, immer mehr Klienten informieren sich aber auch im Internet über die Rechtsberatung. Dahingehend wurde im Zuge der Übersiedelung auch die Homepage von Klein, Wuntschek & Partner neu aufgestellt.
„Wenn man zu einem
Großteil des Tages konkret
mit arbeitsrechtlichen
Themen zu tun hat, ist man
immer auf dem Laufenden.“
MICHAEL DIETRICH
Die Kompetenzen der Kanzlei wirken nicht nur digital nach außen, sondern auch mit Publikationen und Vorträgen, wie etwa das Grazer Insolvenzrechtspraxis-Symposium oder das Insolvenz Network in Spielberg im Oktober. „Dadurch spricht sich unsere Erfahrung auch bei Kollegen herum und diese vermitteln uns Klienten weiter oder lassen sich auch gerne selbst von uns beraten. Umgekehrt machen wir das auch so“, weiß Laura Wuntschek-Hörtler aus Erfahrung. Es sind kleinere und größere Insolvenzverfahren, die Paul Wuntschek und Laura Wuntschek-Hörtler als Insolvenzverwalter in Konkurs- und Sanierungsverfahren abgewickelt haben. „Zweifelsohne hat jeder Rechtsbereich seine Feinheiten. Aber wenn es um das Arbeits- und Insolvenzrecht geht, befinden wir uns im Speziellen. Die jeweiligen Situationen und Verfahren geizen nicht mit Komplexität. Da hilft es schon, dass ich im Herzen immer Anwalt, aber auch Kaufmann war, eine Bilanz lesen kann und mich in der Lohnverrechnung auskenne“, gibt der eingetragene Masseverwalter und Treuhänder Paul Wuntschek zu.
„Geht es um das Arbeits-
und Insolvenzrecht,
befinden wir uns im Speziellen.“
PAUL WUNTSCHEK
Dies gelte für Handelsbetriebe ebenso wie für Produktionsunternehmen wie auch im Automotivbereich und in der Agrarwirtschaft, aber insbesondere in der Bauträgerbranche. Über diese wiederum hat Tobias Nemecz seinen Weg in die Rechtswissenschaften gefunden. Der ehemalige Golfprofi knüpfte bereits am Green sein Netzwerk mit zahlreichen Bauträgern und beschäftigte sich schon während seines Studiums mit Immobilien. Nun obliegt ihm in der Kanzlei zusammen mit Laura Wuntschek-Hörtler mit dem Bauträgervertragsrecht der vierte Schwerpunkt: „Dabei bilden auch die Überschneidungen im Insolvenz- und Vertragsrecht eine perfekte Symbiose und können mit Blick auf die gesamtheitliche Tragweite für Käufer wie Verkäufer unterschiedlichste Sicherungsmechanismen installieren und bereits präventiv handeln.“ Über all ihre rechtlichen Schwerpunkte scheinen die Protagonisten bei Klein, Wuntschek & Partner überhaupt so etwas wie einen Schirm der Frühwarnerkennung gespannt zu haben.
„Wir können für Käufer
wie Verkäufer unterschiedlichste
Sicherungsmechanismen
installieren.“
TOBIAS NEMECZ
Die Fähigkeit, etwaigen Unstimmigkeiten zeitgerecht entgegenzuwirken, hat wieder einmal mit Erfahrung zu tun. „Das kann schon bei Klienten beginnen
, die über das Arbeitsrecht zu uns kommen. Ein Konflikt mit dem Arbeitnehmer ist da bereits das erste Anzeichen für ein weitaus größeres Problem. Unternehmer unterliegen da oft einem Zweckoptimismus, der das wesentliche Übel ausblendet, weil die objektive Sichtweise fehlt. Was aber insofern gefährlich ist, weil dies auch im Strafrecht enden kann“, nicken sich die Partner quer über den Besprechungstisch stimmig zu. Wohl weil das Strafrecht neben streitigen Zivilverfahren, Verwaltungsstrafrecht, Vertrags- und Sozialrecht auch zum Kanzleiportfolio gehört. Trotz diesem umfassenden Rechtsbeistand führte Klein, Wuntschek & Partner bereits im November vorigen Jahres für die Mitarbeiter im Back-Office die Vier-Tage-Woche ein. Galt vor drei Jahrzehnten die Kanzlei noch als Lebensmittelpunkt, wollte man mit diesem Schritt zeigen, dass sich Familie und Kinder auch mit der Arbeit als Anwalt durchaus vereinbaren lassen.„Ich stehe meinen
Partnern auch nach der
Pensionierung mit
meiner rechtlichen
Expertise zur Seite.“
KURT KLEIN, EM.
Durch die Digitalisierung sei die Arbeitsweise schließlich in vielen Bereichen effizienter, aber auch universeller geworden. „Wir arbeiten auf Teamebene, brechen dabei auch bewusst hierarchische Strukturen auf und stimmen uns bezüglich familiärer Verpflichtungen ab“
, unterstreicht die zweifache Mama Laura Wuntschek-Hörtler das gute Einvernehmen in der Kanzlei. Neue Ideen gehen auch mit langjährigen Erfahrungen einher, brauchen immer Platz. Insofern wurden die großzügigen Räumlichkeiten im fünften Stock der Kaiserfeldgasse 7 optimal gewählt.Fotos: Michaela Pfleger, Fabian Schipflinger