Grazetta

Tür an Tür

Für Generationen zu bauen, ist für Hans und Christian Leger nicht ungewöhnlich. Immerhin sehen Vater und Sohn als Geschäftsführer der NHD Immobilien GmbH ihre Immobilienprojekte als Familienangelegenheit. Wie aus Zusammenhalt, Nähe und Verantwortung Wohnungen entstehen.

GRAZETTA Die New Home Development (NHD) GmbH wurde von Ihnen schon 2008 gegründet. Nach sechsjähriger akribischer Aufb auarbeit wird 2014 als Start für den gemeinsamen Einstieg in die Immobilienbranche genannt. Insofern könnte man heuer von einem Jubiläum sprechen. Welche grundlegenden Entscheidungen wurden während der Aufbauphase getroffen?
CHRISTIAN LEGER • In der Wohnimmobilienbranche unterscheiden wir zwischen zwei Bereichen. Da ist zumeinen der Wohnungsmarkt, der auf den Endverbraucher ausgerichtet ist, und zum anderen jener Bereich, der mit Wohnungen als Finanzprodukt vorwiegend Anleger anspricht. Aufgrund der Null-Zins-Politik wurden Anlegerprojekte in den letzten Jahren regelrecht gepusht, zahlreiche große Projekte wurden in Bausch und Bogen an institutionelle Fonds weiterverkauft. Wir haben für uns von Anfang an die Entscheidung getroffen, dass eine Wohnung kein Finanzprodukt ist, sondern Qualität für den Bewohner liefern muss. Als NHD haben wir uns bis auf ein Anlegerprojekt immer auf die Personalisierung von Wohnraum festgelegt.

Faktoren wie Qualität und Erfahrung haben wieder
die Gewichtung, die sie verdienen.

Christian Leger

Mit dem Projekt „the seven“ hat die NHD in diesem Februar 18 Wohneinheiten im Neubau sowie drei revitalisierte Wohnungen in der Bestandsvilla an ihre Eigentümer übergeben. Ein weiteres Projekt am Rotmoosweg ist bereits ausverkauft und wird im Sommer finalisiert. Welche Faktoren sind Ihrer Erfahrung nach für einen erfolgreichen Verkauf entscheidend?
HANS LEGER • Zwischenzeitlich haben Wohnungssuchende bei der Lage den ein oder anderen Kompromiss gemacht. Nun heißt es wieder: Lage, Lage, Lage. Der Käufer nimmt sich auch wieder mehr Zeit und macht keine Abstriche in Bezug auf Qualität. Die Kontakte und die Netzwerke, die ich vor 40 Jahren aufbaute, machen sich bezahlt.  Weil du über die langjährigen persönlichen Beziehungen immer wieder ausgewählte und spezielle Grundstücke angeboten bekommst. Ist die Lage optimal, finden sich auch leichter Investoren und Käufer. In den letzten Jahren und Jahrzehnten haben wir uns eine gute Reputation erarbeitet und uns einen Namen gemacht. Viele, die ein Grundstück verkaufen wollen, melden sich bei uns. Weil wir für den Verkäufer ein seriöser und verlässlicher Partner sind. Weder mit Kunden, Verkäufern oder Banken hatten wir jemals einen Konflikt, sondern eine Partnerschaft, die auf Sicherheit und Vertrauen aufgebaut ist.
CL • Bis vor drei Jahren war es nahezu eine Kunst, das passende Grundstück zu finden. Nun wird zwar wieder mehr angeboten, aber die Ansprüche in Bezug auf Projekt, Umfeld und ausführende Gewerke sind weiter gestiegen. Das bedeutet auch, dass man sich als Bauträger um den Käufer noch mehr bemühen muss. Diese Entwicklung sehen wir absolut positiv, weil damit auch eine Marktbereinigung einhergeht. Faktoren wie Qualität und Erfahrung haben wieder die Gewichtung, die sie verdienen. Es mag sein, dass es in der Branche eine Starre gegeben hat, aber unserer Meinung nach ist der Höhepunkt überwunden.
HL Ich denke, dass auch die Politik  sowie Steuerberater, Notare und Anwälte dazu einen wesentlichen Beitrag leisten können. Wobei gewisse politische Regelungen sich eher kontraproduktiv auf die Branche auswirken.

Sprechen Sie von der Immobilienfinanzierungsmaßnahmen­Verordnung (KIM)?
CL Für Anlegermodelle mag diese Verordnung schon seine Berechtigung haben, aber für Jungfamilien ist es eine absolute Fehlentscheidung. Wenn ich heute als junger Mensch keine Aussicht mehr darauf habe, mir Eigentum zu schaffen, geht auch die gesellschaftliche Schere immer weiter auseinander. Wenn sich heute zwei arbeitende Menschen aufgrund des logischer Weise fehlenden Eigenkapitals keine Wohnung mehr leisten können, dann läuft mit Sicherheit etwas falsch.

Wir sind Vater und Sohn, Freunde und Geschäftspartner,
die beide wissen, wer was
besser kann.

CHRISTIAN LEGER

Sehen Sie sich als Bauträger auch in einer gesellschaftlichen Verantwortung?
HL Heute wird in Graz so wenig gebaut wie seit 2012 nicht mehr. Die Mieten werden teurer werden. Aber Wohnen ist nach wie vor ein Grundbedürfnis. Was passiert mit den Menschen, die nicht mehr berufstätig sind, sondern in Pension sind? Hinzu kommen Inflation und Preissteigerung, alles Faktoren, die das Leben der Menschen beeinflussen. Das muss doch die Politik in ihren Überlegungen und Verordnungen berücksichtigen und schnelle Maßnahmen ergreifen.
CL Hinzu kommt auch, dass sich die Ansprüche in der Gesellschaft sukzessive nach oben verschoben haben. Uns ist es immer gut gegangen, mein Vater hat ordentlich verdient, aber in meiner Kindheit sind wir vielleicht zweimal im Monat essen gegangen. Das war schon etwas Besonderes. Heute ist es hingegen außergewöhnlich, dass man zu Hause kocht. Dazu kommen Urlaube und zig Statussymbole, die auf Sozialen Medien den Anschein erwecken, alles besitzen und nutzen zu müssen. Sicher ist Geld in vielen Fällen nach wie vor da. Und gleichzeitig auch der Drang, es für etwas Besonderes auszugeben. Sei es für die Wohnung, das Auto oder für der Urlaub. Und am besten gleich alles zusammen bei einer ausgewogenen Work-Life-Balance. Hier muss ein Umdenken stattfinden, denn so kann das nicht funktionieren.

Klingt nach: Jeder will schön wohnen, aber die Immobilie hat an Status eingebüßt. Es scheint für einen Bauträger schwierig zu sein, einen Konsens zu finden.
HL Sich Eigentum zu schaffen, steht bei den Menschen nach wie vor auf der Prioritätenliste ganz oben. Deshalb muss man als Bauträger auch Projekte umsetzen, die auf Qualität und Langfristigkeit basieren. Die Herausforderungen sind aber definitiv weitreichender. Man denke nur an die Behördenwege bei Bewilligungen, die früher ein halbes Jahr gedauert haben und sich heute teilweise über zwei Jahre ziehen. Die Bürokratie scheint da in vielen Fällen überfordert zu sein und kommt schon bei bestehenden Bebauungsplänen mit der Abwicklung nicht nach.
CL Ähnlich herausfordernd ist es, als Entwickler den Spagat hinsichtlich der von den Behörden geforderten Auflagen bei Projekten zu erfüllen. Ein Haus zu bauen und danach rundherum Bäume setzen, das war einmal. Jetzt baust du um die Bäume herum. Selbst die Ideen von renommierten Architekten im Zuge von Bewerben mit dem Ziel, Hochwertiges am Standort umzusetzen, kann daran scheitern.

Die Kontakte und
die Netzwerke, die
ich vor 40 Jahren
aufbaute, machen
sich bezahlt.

HANS LEGER

Waren die Rahmenbedingungen früher für den Bauträger also wesentlich besser?
HL Gute Ideen, eine weitsichtige Kalkulation und Qualität hat es immer gebraucht, da muss man jetzt nicht nostalgisch werden. Als ich Mitte der 1980er-Jahre zu Mayreder Bau gekommen bin, waren wir die Ersten, die Privatobjekte mit Volumen umsetzten. Nicht nur in Österreich, sondern später auch in Deutschland oder Bosnien. Danach gründete ich die BEWO und baute sie von Null auf. Mit der NHD haben wir klein und überschaubar begonnen, anfänglich mit Projekten von maximal sechs Einheiten. Qualität statt Quantität war dabei unsere Visitenkarte, nach der immer öfter gefragt wurde. Christian ist dann vor gut zehn Jahren voll ins Geschäft eingestiegen. Alleine in der NHD haben wir bis heute über 50 Projekte umgesetzt und mehr als 1.000 Wohnungen verkauft. Aber das Risiko für den Bauträger ist heute sicher größer. Eines ist aber immer gleichgeblieben: Du verdienst erst, wenn du die letzte Wohnung verkauft hast.

Die Projekte der NHD sind vorwiegend in Graz und Graz­-Umgebung zu finden. Hat es auch Überlegungen gegeben, in andere Bundesländer zu gehen?
CL Unser Credo war immer: Schuster bleib bei deinen Leisten. Unsere Philosophie hat ihren Schwerpunkt definitiv in Graz. Hier leben wir, hier haben wir unsere Partner, sind nah am Kunden und können ihn nachhaltig begleiten. Die NHD ist ein Team von fünf Personen, die Struktur ist schlank und deshalb auch persönlich und für den Kunden greifbar. Unser Büro befindet sich in einem Objekt, das wir selbst entwickelt haben und in dem 80 Eigentümer wohnen. Dahingehend leben und arbeiten wir Tür an Tür mit Menschen, für die wir die Verantwortung übernommen haben, weil sie an das geglaubt haben, was wir ihnen versprochen haben.

Nicht nur die NHD feiert heuer ein  Jubiläum, auch Sie beide sind zusammen 130 Jahre alt geworden. Wie sieht die persönliche Bilanz aus?
CL Mein Vater ist einer der wenigen Älteren die ich kenne, der nicht den Anspruch auf die ultimative, letzte Entscheidung hat. Wir sind Vater und Sohn, Freunde und Geschäftspartner, die beide wissen, wer was besser kann. Die Entscheidungen für den Kauf eines Grundstückes samt Finanzierung treffen wir beide, der Prozess danach bis zur Übergabe obliegt mittlerweile Größtenteils mir. Wir arbeiten seit nunmehr 15 Jahren zusammen und es funktioniert. Die Bilanz ist positiv.                    

Fotos: Michaela Pfleger

P. Kovacs-Merlini

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