Bildungslandesrat Werner Amon (ÖVP) will mit Kriseninterventionsteams Gewalt und Radikalisierung an Schulen bekämpfen. Verbesserungen werde es auch in der Elementarpädagogik geben, sagt er im Grazetta-Interview.
GRAZETTA • Die steirische Landesregierung hat 270 Millionen Euro in die Elementarpädagogik investiert. Wohin wird das Geld fließen?
WERNER AMON • Wir haben in diesem Bereich einige große Reformen und Maßnahmen auf den Weg gebracht. Neben der Einführung sozial gestaffelten Elternbeiträge für die Betreuung von Kindern unter drei Jahren werden noch weitere Maßnahmen zu Verbesserung der Elementarpädagogik umgesetzt, wie zum Beispiel Reduzierung der Gruppengrößen. Bis zum Betreuungsjahr 2027/28 wird die Gruppenzahl jedes Jahr schrittweise von 25 Kinder auf 20 Kinder reduziert. Außerdem haben wir die Gehälter für das Personal deutlich erhöht und vereinheitlicht.
Meldungen über Gewalt und Radikalisierung an Schulen nehmen zu. Was unternimmt die Landesregierung dagegen?
WA • Dem Erstarken und Extremismus und Gewalt entgegenzuwirken, liegt in der Verantwortung der Schulen, der Behörden, der Politik und eigentlich der gesamten Gesellschaft. In der Steiermark haben wir deshalb Maßnahmen wie eine Koordinationsstelle für Gewalt- und Extremismusprävention und ein mobiles, schulisches Kriseninterventionsteam eingerichtet. Ein spezieller Förderunterricht wurde eingeführt. Wir dürfen die Schulleiter und die Lehrer mit diesen Problemen nicht allein lassen, sondern müssen ihnen wirksame Instrumente an die Hand geben.
Die Ausbildungsreform für Lehrkräfte ist nach langen Verhandlungen abgeschlossen, welche Vorteile bringt sie für angehende Pädagogen?
WA • Mit der Reform der Lehrerausbildung ist ein notwendiger Schritt gelungen, um den Beruf des Lehrers wieder attraktiver zu machen und langfristig noch mehr qualifizierte Pädagogen für das Bildungssystem zu gewinnen. Die Verkürzung der Lehrerausbildung und mehr Praxisteile werden den Beruf aufwerten.
Sie sind als Landesrat auch für Europaagenden verantwortlich. Die Wahlen zum Europäischen Parlament stehen kurz bevor. Mit welchem Argument können Sie Nichtwähler überzeugen, doch noch zur Wahl zu gehen?
WA • Wie bei jeder anderen Wahl auch, sollte jede und jeder auch bei der Europawahl am 9. Juni vom Wahlrecht Gebrauch machen. Denn auch für diese Wahl gilt: Jede Stimme zählt.
Mit der Reform der Lehrerausbildung ist ein notwendiger Schritt gelungen, um den Beruf des Lehrers wieder attraktiver zu machen.
WERNER AMON
Seit der Volksabstimmung über den EU-Beitritt 1995 geht die Zustimmung zur EU zurück. 63 Prozent der Bürger glauben, Europa entwickle sich in eine falsche Richtung. Wie sehen Sie das?
WA • Die EU ist vor allem für die jungen Menschen längst eine Selbstverständlich keit geworden. Ein Blick in die Geschichte sollten uns lehren, dass es alles andere als selbstverständlich ist, dass die heutigen EUMitglieder ihre Konflikte friedlich lösen. Ich sehe es daher als meine Aufgabe als Europalandesrat an, den Bürgern immer wieder zu erklären, dass es ein Vorteil ist, in der Union zu sein. Aber klar ist, dass es in Bezug auf Bürokratie und Regulatorien auch Verbesserungsbedarf gibt.
Sie sind Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Alpen-Adria-Allianz. Wie entwickelt sich diese regionale Zusammenarbeit?
WA • Neben der Stärkung der Steiermark in Europa müssen wir auch unsere Partnerschaften mit unterschiedlichen Regionen ausbauen. Als Vorsitzender der Alpen-Adria-Allianz arbeite ich weiterhin am Schwerpunkt Westbalkan. Es ist mir ein wichtiges Anliegen, nicht nur Europalandesrat zu sein und die Steiermark im Ausschuss der Regionen zu vertreten, sondern auch über die europäischen Grenzen hinweg zu denken. Deshalb ist es mein Ziel, die Alpen-Adria-Allianz weiterzuentwickeln und auszubauen. Mittlerweile haben mehrere Gespanschaften, wie Verwaltungseinheiten in Kroatien heißen, Nordmazedonien und die Region Friaul-Julisch Venetien Interesse an einem Beitritt zur Allianz signalisiert. Bei der bevorstehenden Konferenz Anfang Juni in der Steiermark werden Beschlüsse zur Neuausrichtung des Netzwerks gefasst.
Foto: Land Steiermark/Binder