Grazetta

INKLUSION auf den WEG gebracht

Jugend am Werk Steiermark bildet Menschen mit  Behinderung zu Mobilitätstrainern aus. Sie helfen  Kunden von Jugend am Werk, sich in der Stadt und im Verkehr zurechtzufinden.
Die neuen Mobilitätstrainer von Jugend am Werk in Graz: Mobilität als Voraussetzung für gesellschaftliche Teilhabe.

Ein kurzer Weg kann zur großen Herausforderung werden. Der Weg zur Arbeit, zum Arzt oder zum Einkaufen, für Menschen mit Behinderung kann es schwer sein, sich in der Stadt zu orientieren, den richtigen Fahrschein für Öffentliche Verkehrsmittel zu kaufen oder in den richtigen Bus einzusteigen. „Inklusion und Mobilität sind eng miteinander verknüpft“, sagt Projektleiterin Manuela Fink. „Wer am Leben unserer Gesellschaft teilhaben möchte, der muss mobil sein.“

Genau für diese Herausforderung hat Jugend am Werk das Projekt des Mobilitätstrainers ins Leben gerufen. In Graz und Kapfenberg wurden seit April dieses Jahres 30 Personen mit Behinderung zu Mobilitätstrainern ausgebildet. Seit 19. Juni stehen die Frauen und Männer bereit, Kunden von Jugend am Werk zum Beispiel auf dem Weg zur Arbeit zu unterstützen. „Unsere Erfahrung hat gezeigt, dass bei entsprechender Unterstützung und mit den richtigen Role Models deutlich mehr Kunden den Umstieg auf den Öffentlichen Verkehr wagen“, betont Fink.

Die Ausbildung zum Mobilitätstrainer umfasst vier Module: „Wir bearbeiten die Themen Verantwortung, Verkehr, Kommunikation und Erste Hilfe“, erklären die Referentinnen Corinna Poßegger und Daniela Pichler.

Mobilitätstrainerin im Einsatz:
Vom Fahrplan Lesen bis zum Ticketkauf.

„Hinzu kommen Übungseinheiten, bei denen das erlernte Wissen erprobt wird.“ Für Projektleiterin Fink hat das Projekt Mobilitätstraining zwei Vorteile: „Die Mobilitätstrainer unterstützten ihre Kollegen dabei, selbstständig Wege zu meistern. Die Trainer können ihr Wissen weitergeben und etwas dazuverdienen. Für die Kunden bedeutet es ein Mehr an Selbstbestimmung und Teilhabe am öffentlichen Leben.“ Mit wie viel Engagement die Kursteilnehmer bei der Sache sind, wird deutlich, wenn man ihren Berichten aus der Praxis zuhört. „Ich habe mit meiner Betreuungsperson zuerst einmal in der Trafik den richtigen Fahrschein gekauft“, sagt eine Mobilitätstrainerin. „Danach habe ich mit ihr geübt, dass sie mit ihrem Rollator an der Haltestelle genau auf dem Noppenfeld steht, denn damit weiß der Busfahrer, dass sie beim Einsteigen Hilfe braucht.“ Es sind Kleinigkeiten wie diese, die wesentlich sind, um sich selbstständig auf den Weg in die Arbeit oder zu einem Besuch bei Freunden machen zu können.

„Manchmal geht es auch darum, auf großen Haltestellen, wie zum Beispiel am Grazer Hautbahnhof, die richtige Straßenbahn zu finden“, erklärt eine andere Mobilitätstrainerin.

Projektteam:
Die Referentinnen
Corinna Poßegger und
Daniela Pichler mit
Projektleiterin Manuela Fink (v.l.)

Wenn sich ein Jugend-am-Werk-Kunde dann nach mehreren Übungsfahrten allein auf den Weg macht, so tut er das nicht ohne Sicherheitsnetz: „Mein Kunde hat meine Handy-Nummer. Wenn er unsicher ist, oder sich verlaufen hat, kann er oder sie mich selbstverständlich erreichen“, sagt ein Trainer. „Man kann mir ein Foto schicken, von dem Ort, an dem man gerade ist und wir klären die Sache mittels Videotelefonie.“ Das Angebot richtete sich an Menschen mit Behinderung, die in einer betreuten Wohnform oder zuhause leben, oder in Beschäftigungsangeboten von Trägerorganisationen arbeiten. In der Steiermark sind das bei Jugend am Werk rund 500 Personen. Rund 60 Prozent dieser Menschen nutzen bisher Behindertentransporte von Taxiunternehmen. 40 Prozent kommen selbstständig, zu Fuß, mit dem Rad, Moped oder mit Öffis zur Arbeit. „Den Anteil der Gruppe der Selbstständigen möchten wir mit dem Mobilitätsprojekt erhöhen“, sagt Andreas Pepper, Geschäftsbereichsleiter bei Jugend am Werk. „Jeder Einzelne mehr ist ein individueller Meilenstein in Richtung Inklusion und dazu noch ein Gewinn für Klima und Umwelt.“ 

Fotos: Michaela Pfleger

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