Udo Gangl ist spezialisiert auf den Handel mit außergewöhnlichen Designmöbeln. Seit zehn Jahren kombiniert er dies mit Konzeption, Planung und der Umsetzung von Ideen. Wichtig ist ihm dabei die Gestaltung von Räumlichkeiten abseits des Standards. Weil es nicht fad sein darf.
GRAZETTA • Bevor Sie vor über zehn Jahren mit dem Handel von Designmöbeln und Interieur begonnen haben, waren Skulpturen und Gegenstände der völkerkundlichen Kunst Ihr Thema. Ist Interieur und Kunst miteinander verbunden?
UDO GANGL • Sicher gibt es Parallelen und Gemeinsamkeiten. Verbindend ist wohl, dass die Stücke gefallen und begeistern müssen, weil es sich auch um Möbeldesign handelt. Da geht es ausschließlich um das persönliche Wohlbefinden und nichts anderes. Das Schlimmste ist, wenn jemand sagt, ein Mobiliar oder eine Einrichtung ist nett. Wenn etwas polarisiert, finde ich es einfach besser und spannend. In der Möbelindustrie wird oft viel zu gefällig produziert. Aussagekräftige Stücke sind meiner Erfahrung nach in der Begeisterung auch beständiger und zeitloser. Von der italienischen Marke EDRA gibt es etwa Stühle, die zwar unpraktisch im Gebrauch sind, aber als Kunstobjekte gleich Statuen gehandelt werden.
„Aussagekräftige Stücke sind meiner Erfahrung nach in der Begeisterung auch beständiger und zeitloser.“
Wer bei der Einrichtung auf außergewöhnliches Design setzt, ist bei Udo Gangl richtig.
Also kann man beim Einrichten auch ruhig mehr Mut beweisen.
UG • Kontraste sollten gezielt eingesetzt werden. Viele Menschen sind da etwas zu zaghaft und haben etwa Angst vor Farben und trauen sich nicht, Akzente zu setzen. Wenn alles in beige, weiß oder neutral getaucht ist, finde ich das einfach fad. Und da sprechen wir nicht davon, alles in schreiend grellen Farben zu gestalten. Klar ist, dass man dem Kunden nichts aufzwingt, aber Farben sind oft der einfachere Weg, um Bewegung und Spannung zu erzeugen. Ich schaue mir das auch immer gerne vor Ort an, weil bei vielen Kunden die Vorstellungskraft nicht vorhanden ist. Und letztendlich geht es immer darum, wie der Mensch lebt.
„Eisbärensofa“ der
italienischen Marke EDRA.
Was sind die Anforderungen an das Interieur bzw. das Mobiliar?
UG • Gerade das gilt es herauszufinden. Handelt es sich etwa um Open Space Räume, stellt sich die Frage, ob ein Sofa überhaupt eine Rückenlehne braucht, da ich es vielseitig nutzen kann. Ältere Menschen hingegen wollen eine Rückenlehne. Ebenso spielen andere Faktoren eine Rolle. Wird auf der Couch gearbeitet, oder wird sie vermehrt von den Kindern genutzt. Die Art der Benutzung gilt es zu hinterfragen, weil das ein wichtiger Parameter ist.
Ihre Produkte sind im höheren Preissegment angesiedelt und brauchen eher größere Räumlichkeiten.
UG • Man kann jeden Raum geschmackvoll und mit Stil gestalten. Exklusivität geht nicht immer mit großen Räumen einher. Dahingehend sind viele exklusive Marken auch multifunktional ausgerichtet. Der Fokus von Gangl Interieur liegt im Speziellen und im Ausgefallenen und das ist sicher ein Alleinstellungsmerkmal. Der 27. Händler mit den gleichen Produkten, der in den Preiskampf mit dem Mitbewerber geht, ist nicht meine Philosophie. Da setze ich lieber auf weniger bekannte Marken.
Artistische Erleuchtung mit dem
Limbo Luster von Kenneth Cobonpue.
Gibt es die oft erwähnten Klassiker im Interieur?
UG • Klassiker ist vielleicht das falsche Wort, aber es gibt Marken, die keinen Trends hinterherjagen, sondern diese selbst generieren. Mode und Trends können innerhalb von einem Jahr wechseln. Hingegen ist ein robuster Holztisch ein steter Begleiter für Generationen. Beständigkeit hat auch etwas mit der Investition zu tun. Hochwertige Tische, Sofas und Sessel kosten mehr, rechnen sich im Normalfall aber über die Jahre definitiv.
Ist das Einrichten eigentlich ein langwieriger Prozess?
UG • Das kommt immer auf die Person an. Aber es braucht schon Muße und viele Menschen nehmen sich dafür gerne Zeit. Während der Pandemie war dann auf einmal die Zeit vorhanden, etwas zu unternehmen und neu zu gestalten. In Partnerschaften kommt es auch darauf an, wer entscheidet. Zumeist liegt das Einrichten und Dekorieren noch in Frauenhand. Wollen beide Partner bestimmen, wird es tendenziell komplizierter und schwierig, einen Kompromiss zu finden. Aber es gibt auch Fälle, wo der Kunde seine Vorstellungen samt Budget auf den Tisch legt und von der Wandfarbe bis zur Dekoration einem alles überträgt. In England und in den USA ist das ganz normal.
Fotos: Conny Leitgeb, Edra, Kenneth Cobonpue