Durch die Pandemie anfangs eingebremst startet das neue Führungsteam der WK-Regionalstelle Graz nun durch, um den Wirtschaftsstandort Graz zu stärken.
Die Ärmel beim neu gewählten Führungsteam der WK-Regionalstelle Graz waren Ende Februar 2020 hochgekrempelt. Es sollten Schwerpunkte gesetzt werden, um den Wirtschaftsstandort Graz zu stärken. Dann kam die Pandemie und in der Regionalstelle Graz ging es vorrangig um Corona, erinnert sich Obmann Paul Spitzer an den Beginn der neuen Funktionsperiode. Viele der 20.000 aktiven Grazer WKO-Mitgliedsbetriebe fragten nach Unterstützung: zur Kurzarbeit oder zu Förderungen, berichtet der Leiter der Regionalstelle Graz, Viktor Larissegger. Im Mai 2021 wurden im Auftrag der Bundesregierung über die Regionalstelle zudem kurzfristig 120.000 Tests organisiert und an die Betriebe verteilt.
Nachdem langsam wieder mehr Normalität einkehrt, kann sich das neue Führungsteam nun den ursprünglichen Plänen widmen. Bis 2025 soll die Landeshauptstadt als Wirtschaftsstandort weiter gestärkt werden. Das gelinge nur, wenn sich alle Akteure über diese Notwendigkeit einig seien, betont man in der Regionalstelle Graz. Fast alle Entscheidungen, die in der Stadt fallen, hätten Auswirkungen auch auf den Wirtschaftsstandort, betont Obmann Paul Spitzer. „Unter aktiver Wirtschaftspolitik verstehen wir das Verständnis, die wichtigen Basics bei allen Entscheidungen stets mitzudenken.“
Ein optimales Ansiedlungsmanagement würde etwa bedeuten, Graz als Wirtschaftsstandort offensiver bei internationalen Großunternehmen zu bewerben und die vorhandenen Vorteile der Stadt hervorzuheben, etwa die Infrastruktur, die Lebensqualität oder die Ausbildungsmöglichkeiten, so der Leiter der Geschäftsstelle Graz-Stadt, Viktor Larissegger. Aufholbedarf gebe es in puncto „Startup-City“, Graz könnte von den Bedingungen her sehr wohl Linz werden, wo es ein klareres Bekenntnis in diese Richtung gibt. Graz habe im Startup-Bereich sehr viel zu bieten, es fehle jedoch an entsprechender Koordination und gezieltem Marketing sowie Werbung für die Startup-Szene. „Mit einer besseren Koordination schafft man auch für bestehende Betriebe die Möglichkeit, von den Innovationen der Startups besser profitieren zu können“, betont Larissegger.
Das Thema Infrastruktur ist ein weiterer Schwerpunkt, den sich das Führungsteam der Regionalstelle Graz auf die Fahnen geheftet hat. „Highspeed-Internet ist heute Grundvoraussetzung für jeden attraktiven Wirtschaftsraum“, sagt Paul Spitzer. Was durch die Pandemie angeschoben wurde, gehöre nun weiterentwickelt. Viele der Grazer Unternehmen stoßen mit den Down- und Uploadgeschwindigkeiten ihrer Internetverbindungen an ihre Grenzen. „Es bedarf gemeinsamer Anstrengungen, um den kabelgebundenen Leitungsausbau in Graz voranzutreiben. Nur so ist sichergestellt, dass Graz im Vergleich zu anderen Regionen, die in den letzten Jahren stark investiert haben, nicht ins Hintertreffen gerät“, so Obmann Spitzer.
Was das Thema Mobilität betrifft, so fordert das neue Führungsteam einen Ausbau des Öffentlichen Verkehrs, ohne den Individualverkehr aus der Stadt zu sperren. „Unsere Forderung ist, dass im Zusammenhang mit der U-Bahn-Diskussion und dem Ausbau des Öffentlichen Verkehrs von allen Beteiligten an einem Strang gezogen wird. Es braucht rasch ein vernünftiges und umsetzbares Konzept“, betont Viktor Larissegger, „es braucht einen großen Wurf und nicht kleinteilige Lösungen, die nichts bringen.“
Zuletzt nimmt sich die Regionalstelle Graz eines sowohl wirtschafts- wie gesellschaftspolitisch brisanten Themas an, dem Arbeitskräftenachwuchs. Im Moment sind mehr Lehrstellen zu besetzen, als es Nachwuchskräfte gibt. „Das ist mehr als nur ein Wirtschaftsthema“, hält Obmann Paul Spitzer fest. „Es gilt, die Integrationspolitik zu verbessern, um Menschen mit Migrationshintergrund mehr Chancen für qualifizierte Jobs zu geben. Aktuell bestehen nach wie vor Sprachbarrieren, die Lehrausbildungen vereiteln“, sagt Spitzer. Je besser junge Menschen mit Migrationshintergrund integriert seien, desto besser gelinge es auch, sie zu den passenden Jobs zu bringen, zumal die Angebote vorhanden seien. Über das Talentcenter können Fähigkeiten getestet werden, es gibt vielfältige Schnuppermöglichkeiten. Weil jungen Menschen oft nicht bewusst ist, wie viele Lehrbetriebe in welchen Branchen es in Graz überhaupt gibt, wird eine bessere Vernetzung und ein entsprechender Informationsaustausch mit den Schulen angestrebt.
Nicht zuletzt fordert die Regionalstelle rasche und möglichst unbürokratische Behördenverfahren, um die Wirtschaftsentwicklung nicht zu hemmen. „Hier gibt es nach wie vor Spielraum nach oben, wir werden regelmäßig mit Politik und Behörden in Kontakt bleiben, um hier weitere Verbesserungen zu erzielen“, betont Viktor Larissegger.
Die WK-Regionalstelle Graz unter neuer Führung: Obmann Paul Spitzer und Leiter Viktor Larissegger (v.l.).
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