Robert Rogner wollte einfach seine Träume und Visionen umsetzen. Dies ist dem Unternehmer mit zahlreichen Projekten gelungen. Vor allem mit seinem Lebenswerk und Weltunikat Rogner Bad Blumau. Und damit dem größten bewohnbaren Gesamtkunstwerk und Leitbetrieb der Region. Nur das Außergewöhnliche ist gut genug, war dabei immer der Anspruch an sich selbst. Eine Reise von Kärnten über die Oststeiermark bis nach Albanien.
GRAZETTA • Das Rogner Bad Blumau, bereits mehrfach zur beliebtesten Therme Österreichs gewählt, wurde vor Kurzem nun auch bei den Falstaff Spa & Hotel Awards 2023 als eines der besten Thermen-und Wellnesshotels ausgezeichnet und war ebenfalls unter den Top 3 Unternehmen in der Kategorie Nachhaltigkeit bei der Verleihung Falstaff Arbeitgeber des Jahres 2023. Worin gründet sich Ihrer Meinung nach dieser Erfolg?
ROBERT ROGNER • Ehrlich, bewusst und mit Freude. Diese Werte werden im Rogner Bad Blumau täglich aufs Neue gelebt. Wir arbeiten mit Herz und haben Freude daran, unsere Gäste verwöhnen zu dürfen. Bei uns steht der Mensch im Mittelpunkt, damit meine ich natürlich unsere Gäste, aber auch meine Mitarbeiter, denn ohne sie wäre die Anlage nicht mit Leben gefüllt. Neben der unvergleichlichen Architektur von Künstler Friedensreich Hundertwasser und unserer märchenhaften Wasserwelt mit der einzigartigen Vulkania® Heilquelle , sind es vor allem die Mitarbeiter, die unsere Gäste im Einklang mit der Natur begeistern. Wir haben schon vor über 25 Jahren erkannt, dass Tourismus nicht nur nachhaltig sein kann, sondern vielmehr sein muss. Das, was die Natur uns gibt, ist sein Geschenk. Bei uns sprudelt quasi wie von selbst das Gold aus der Erde. Die Nutzung der Vulkania® Heilquelle in einem in sich geschlossenen Kreislauf von Energie- und Wärmegewinnung und ihr Wert für die Menschen, egal ob für Gäste, Bewohner oder Mitarbeiter, ist weltweit einzigartig. Gerade jetzt zeigt sich mehr denn je, wie vorausschauend diese Denkweise war. Bad Blumau ist durch das Rogner Bad Blumau nicht nur ein Ort für Ruhesuchende und Kunstinteressierte aus aller Welt, sondern zudem auch noch eine der attraktivsten Wohngemeinden geworden. Überall liest man von Abwanderung in den Gemeinden. Mit dem Rogner Bad Blumau haben wir gezeigt, dass es anders geht. Aus einer von Armut geprägten Gemeinde wurde ein Ort, der seinesgleichen sucht und der bereits seit 2002 den Zusatz Bad trägt. Das Rogner Bad Blumau ist ein Weltunikat und Leitbetrieb der Region. Statt Landflucht verzeichnen wir laufend Zuwächse bei den Einwohnern. Und das alles ist nachhaltig und sanft in die Landschaft integriert. Statt die Böden und Dächer zu versiegeln, haben wir die Natur genutzt, um die Architektur in einer einzigartigen Weise mit ihr in Symbiose zu bringen. So entstand eine der ungewöhnlichsten Parklandschaften Europas und eine märchenhafte Welt voller wundersamer Ruheoasen.
Sie absolvierten eine Maurerlehre, arbeiteten auf zahlreichen Baustellen in Deutschland, Italien und Österreich. Mitte der 1960er-Jahre erfolgte als Bauunternehmer der Schritt in die Selbstständigkeit. Welche Erinnerungen haben Sie an die erste Zeit als Unternehmer?
RR • Da mir mein Baumeister die notwendige Unterschrift für den Antritt zur Gesellenprüfung nicht aushändigen wollte und meinte: „Du wirst nicht zur Gesellenprüfung antreten, denn du bringst nur Schande über unseren Betrieb und überhaupt, zum Anziehen hast du auch nichts Gscheits!“ Aus purer Verzweiflung kam mir die Idee, die Unterschrift im Namen des Baumeisters Kofler selbst zu fabrizieren. Unter rund dreihundert Anwärtern war ich sowohl im praktischen wie auch im theoretischen Teil der Einzige, der diese wichtige Prüfung mit Auszeichnung bestanden hat. Im Jahr 1966 wagte ich dann den Schritt in die Selbstständigkeit. Ich war damals gerade einmal 26 Jahre alt und meine größte Herausforderung war es, meinen Pioniergeist und meinen Ideenreichtum zu fokussieren und mich zu entscheiden, welches Projekt ich als erstes umsetzen werde. Ich hatte ja zahlreiche Visionen und Träume, aber weder die finanziellen Mittel noch die Mitarbeiter, um alles auf einmal umzusetzen. Als ich so überlegt habe, wo ich anfangen soll, war mir dann aber doch rasch klar, ich möchte touristischen Aufwind in die Gerlitzenregion bringen und dazu eine große Appartementanlage mit der Infrastruktur eines Hotelbetriebs direkt auf der Gerlitzen, dem beliebten Villacher Aussichtsberg, bauen. Danach folgten meine Feriendörfer. Schon damals prägten Betontürme und Wohnmaschinen nicht nur das Bild der Großstädte. Sie waren schon bis in die kleinsten Orte und die schönsten Landschaften vorgedrungen – weder in der Arbeitszeit noch im Privatleben kann ihnen der Mensch mehr entrinnen. Gerade deswegen braucht man besonders in seinen wenigen Urlaubstagen eine völlig andere Umgebung. Wo man wieder im Einklang mit sich und seiner Umgebung ist und die fast verloren gegangene Beziehung zu Natur und Umwelt wiederherstellen kann. Meine Vorgabe war in Ferienregionen nicht höher zu bauen, als es die Vegetation der Umgebung vorgibt einerseits und andererseits die örtliche alte Baukultur mit einfließen zu lassen. Das Feriendorf „Düni“ war 1984 in Bulgarien mein erstes Tourismusprojekt im Ausland und im selben Jahr gestaltete ich das Einkaufszentrum Wien-Meidling. Einer meiner größten Triumphe im gleichen Jahr war die Rettung der Biedermeierpassage in Wien von der Landstraße bis zur Ungargasse, welche dem Verfall ausgesetzt war, aber unter strengem Denkmalschutz stand. Gemeinsam mit dem Denkmalamt wurde aus der Ruine das Hotel Biedermeier erfolgreich realisiert. Dafür bekam ich den Europa Nostra-Preis aus London für „Neues Leben in alten Mauern“ verliehen.
Wir haben schon vor über 25 Jahren erkannt, dass Tourismus nicht nur nachhaltig sein kann, sondern vielmehr sein muss.
In Blumau hatten Sie zuerst die Idee, ein Feriendorf umzusetzen. Dann folgte 1992 ein Treffen mit dem Künstler Friedensreich Hundertwasser und der Satz, der alles veränderte: „Sie heißen Hundertwasser. Ich habe 100 Grad heißes Wasser. Wir sollten uns zusammentun.“ Ein Jahr später wurde bereits mit dem Bau vom Rogner Bad Blumau begonnen. Hat die Chemie zwischen Ihnen beiden sofort gestimmt?
RR • Auch für Blumau war ein Feriendorf vorgesehen, die Pläne standen schon bis ins Detail fest, bis zu einer schicksalhaften Begegnung, deren Tragweite ich damals noch nicht einschätzen konnte. Aber ich hatte eine Vision und diese konnte ich mit Friedensreich Hundertwasser und dem Architekten DI Peter Pelikan auf eine weltweit einzigartige Weise umsetzen. Wir haben hier ein Weltunikat geschaffen, das größte bewohnbare Gesamtkunstwerk. Trotz des Gegenwindes aus allen Richtungen und zahlreicher Widersacher. Aber vielleicht waren gerade die mein Ansporn. Und die Chemie zwischen Hundertwasser und mir hat sofort gestimmt. Auch wenn manche unserer Ideen als unmöglich abgestempelt wurden, wir haben gezeigt, dass Träume Wirklichkeit werden können und haben Unmögliches möglich gemacht.
Ihr Werdegang ist von zahlreichen Auszeichnungen begleitet. Unter anderem wurde Ihnen das Große Goldene Ehrenzeichen des Landes Kärnten, Niederösterreich und der Steiermark sowie das Große Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik und der Berufstitel Kommerzialrat verliehen. Bestätigen diese Anerkennungen Ihren Lebensgrundsatz „Nur das Außergewöhnliche ist gut genug“?
RR • Mein Streben war nie von Ruhm und Ehre geleitet und auch über Auszeichnungen habe ich mir nie viele Gedanken gemacht. Vielmehr wollte ich einfach meine Träume und Visionen umsetzen. Wenn ich so auf meine Erfolge zurückblicke, freut es mich natürlich, und es ehrt mich, dass meine Projekte diese Anerkennung bekommen. Für mich persönlich war es aber immer schon mehr Lohn, die Erfolge mit den Menschen zu teilen, die so wie ich, aus ärmlichen Verhältnissen kommen, oder an den Rand der Gesellschaft gedrängt werden. Geben, ohne zu nehmen, das war es immer, was mich wirklich innerlich angetrieben hat. Nur das Außergewöhnliche ist gut genug, war dabei immer mein Anspruch an mich selbst. Aber die Projekte, die ich geschaffen habe, sollten immer möglichst vielen Menschen Freude bereiten. Neben den vielen Tourismusprojekten waren es vor allem die zahlreichen Hilfsprojekte, die mich erfüllt haben und es noch heute tun. Erst kürzlich hatte ich eine unglaublich erfüllende Begegnung mit Menschen, deren Familien im Jahr 1988 von einem Erdbeben in Armenien schwer getroffen wurden. Ich errichtete 127 erdbebensichere Häuser inklusive Schule, Krankenhaus und Kirche. Heute sind die damaligen Kinder erwachsen und haben sich ein tolles Leben aufgebaut. Die Ehre, diese Menschen nochmals zu treffen und ihre innige Dankbarkeit zu spüren, ist für mich mehr wert, als es je eine Auszeichnung oder ein Award sein könnte.
Geben, ohne zu nehmen, das war es immer, was mich wirklich innerlich angetrieben hat.
Für den Bau der Feriendörfer Seeleitn, Schönleitn, Sonnleitn und Kirchleitn wurde bis zu 400 Jahre altes Holz von unbewohnten, dem Verfall ausgesetzten Bauernhäusern verwendet. Woher kommen Ihre Ideen für solch ressourcenschonende und visionäre Projekte?
RR • Eigentlich liegt es ja schon immer klar auf der Hand, unsere Ressourcen werden nicht ewig halten, das war mir schon sehr früh bewusst, noch bevor Begriffe wie Nachhaltigkeit und Upcycling in unser tägliches Leben Einzug gehalten haben. Außerdem haben die Häuser eine Geschichte zu erzählen und strahlen ein besonderes Flair aus. Genau das ist es, was den Menschen im Urlaub noch mehr Erholungswert bietet. Die Architektur passt zur Landschaft und somit fügt sich auch der Mensch harmonisch darin ein. So fühlt man sich von Beginn an wohl, auch wenn einem oft nicht bewusst ist, warum. Mit dieser Idee wurde aus altem, wertvollem Holz eigentlich ein Kulturgut, eine neue, sinnvolle Nutzung erreicht. Auch das Rogner Bad Blumau wurde wie zuvor die Feriendörfer sanft in die Landschaft integriert. Diese Idee hat weltweite Beachtung gefunden und wurde vom Verband der Reisejournalisten 1998 als beste Idee für Ferienregionen ausgezeichnet. Damit wurde ein Pionier-Vorzeigeprojekt geschaffen, das als Vorgabe für alle Projekte weltweit galt. Ab diesem Zeitpunkt wurde in anspruchsvollen touristischen Regionen nie höher als die Vegetation gebaut. Das Rogner Bad Blumau wurde von Friedensreich Hundertwasser und mir in naturnaher Bauweise errichtet. Wir hatten schnell gemeinsame Werte definiert und diese ziehen sich bis heute durch unser tägliches Tun. Ein paar Beispiele sind unter anderem die Verwendung von regionalen Lebensmitteln und Produkten mit dem Ziel, eine ökologische Kreislaufwirtschaft zu betreiben, emissionsfreie geothermische Beheizung, die künftige Photovoltaikanlage, Gästetransporte mit E-Cars, die Wiederverwendung von alten Drucksorten. All das sind nur ein paar Beispiele für selbstverständlich umweltbewusstes Handeln im Betrieb. Um eine möglichst vollständige wertvolle Nutzung der Ressourcen zu erzielen , setzen wir auf geschlossene Kreisläufe. Die einzigartige Vulkania® Heilquelle fließt durch einen in sich geschlossenen Wasserkreislauf und wird unter anderem zur emissionsfreien Energie- und Wärmegewinnung genutzt. Auch in anderen Bereichen setzen wir diese Philosophie um.
„Ich kenne keinen Stillstand, auch wenn ich heute nicht mehr ganz so getrieben bin wie in meinen jungen Jahren.“
Neben Blumau investierten und bauten Sie unter anderem auch in Héviz und Stegersbach, errichteten ein Hotel in Warschau. Mit dem Fünf-Sterne Rogner Hotel Europapark in Tirana öffneten Sie als erster die Tür in ein Land, das zu diesem Zeitpunkt wirtschaft lich am Boden lag. Als „Freund Albaniens“ bestellte man Sie 1996 zum Honorarkonsul für die Republik Albanien in Kärnten. Was verbindet Sie mit dem Land bis heute?
RR • Albaniens erster Ministerpräsident Sali Berisha wurde 1995 auf „Rogner Austria“ aufmerksam und wollte auf schnellstem Wege ein Luxushotel für Staatsgäste, Investoren und Wirtschaftsbosse in Auftrag geben. Albanien war zu diesem Zeitpunkt in seiner Entwicklung bestenfalls auf der Stufe von 1900. Niemand konnte verstehen, warum ich mich zum Bau dieses Hotels auf einer Schafwiese in Albanien entschied. Untergebracht war ich im Präsidentenpalast. Dieser war zwar schon mit einigen Prestigeobjekten wie einem riesigen Marmorbad ausgestattet, dafür fehlte es aber an essenziellen Dingen wie Waschbecken oder Armaturen. Präsident Berisha sagte zu mir: „Strom und Wasser gibt es nur hier und da.“ Nur hier und da war aber noch die positive Formulierung der Situation. Ich habe ihn mit meinen Geschichten aus dem „Hotel National“ in Moskau getröstet. Ein denkmalgeschütztes Gebäude, in dem es in die Zimmer hineingeregnet hat. Ich musste mein Bett in der Nacht umstellen, um nicht nass zu werden. Dass ich zum Honorarkonsul ernannt wurde, ist für mich eine besondere Anerkennung. Es macht mich stolz, dass ich auch hier Vorreiter war – erst jetzt entstehen mehr und mehr Luxushotels in Tirana. Aber auch hier sind es die Menschen, die mich mit dem Land bis heute verbinden. Sie sind dankbar, dass ich an einen wirtschaft lichen Aufschwung geglaubt und diesen ein Stück weit mitgetragen habe. Sie nennen mich liebevoll „Papa Rogner“.
Die Anfänge in Blumau wie auch in Albanien waren mehr als herausfordernd. Haben Sie an Ihren Visionen jemals gezweifelt?
RR • Ich sehe Rückschläge und Herausforderungen immer als Chance und nicht als Hindernis. Denn wenn man etwas realisiert, das für unmöglich gehalten wird, dann hat man automatisch einen Wettbewerbsvorsprung. Stillstand kenne ich nicht, auch wenn ich heute nicht mehr ganz so getrieben bin wie in meinen jungen Jahren, kommt ein Ruhestand für mich einfach nicht in Frage. Auch heute habe ich noch zahlreiche Visionen und Ideen, besonders für mein Lebenswerk Rogner Bad Blumau, man darf also gespannt bleiben.
Foto: Rogner Bad Blumau