Grazetta

Wir machen Freude

Mit einem herzlichen G’sund, ihrem einzigartigen Gruß, begehen die Oberlandler Graz heuer ihr 140. Vereinsjahr. Aber wer steht eigentlich hinter diesem Verein, der sich Werten wie Wohltätigkeit, Tradition, Freundschaft und Mut verschrieben hat? Eine Annäherung zum 140. Jubiläum.

Die Philosophie der Oberlandler Graz ist seit 140 Jahren unverändert: „Wir machen Freude“ – diese schöne Leitidee bestimmt auch an diesem Donnerstag im Jubiläumsjahr die allwöchentliche Stubensitzung der Oberlandler-Bauern in der Gösser-Bräu in der Grazer Neutorgasse. Die Stubensitzungen sind Dreh- und Angelpunkt des Vereinslebens. Hier diskutieren und entscheiden die Bauern über karitative Projekte, pflegen aber auch das gesellige Beisammensein.

Vereinsutensilien: Der jährlich erscheinende Oberlandler-Kultur- und Sozialbericht, der Oberlandler-Hut,
die Großbauern-Kette, die Silberglocke, die Brudervereins-Abzeichen, der Bruderschafts-Krug und die Ballotage-Kiste

Wie alles begann
1883 gründeten Grazer Kaufleute die „Alpine Tischgesellschaft D‘Oberlandler z‘Graz“ nach dem Vorbild einer bäuerlichen Gemeinde. Es waren Wanderungen ins steirische Oberland, bei denen sie auf die Armut vieler kinderreicher Familien aufmerksam wurden. Aus diesen Beobachtungen reifte der Entschluss zur Vereinsgründung und damit zur Möglichkeit der Unterstützung. Unkompliziert , rasch und effektiv wollten die „Städter“ helfen und trafen sich fortan in der Schwechater Bierhalle in der Herrengasse, um ihre karitativen Tätigkeiten voranzutreiben. Schon der erste Punkt der Satzung, nämlich „die Bekleidung armer Schulkinder in der deutschen Steiermark und die Förderung von Schülersuppenanstalten dort-selbst“, ließ keinen Zweifel über den Zweck des Vereins aufkommen. Bei der ersten Kinderbescherung 1888 erhielten Kinder in der Volksschule Stattegg festes Schuhwerk und warme Kleidung — seit der Gründung der sogenannten Kindlkassa wurden bis zum Jahr 1983, also in den ersten 100 Jahren des Vereins, mehr als 2.800 Kinder von den Oberlandlern Graz eingekleidet.

Die bäuerliche Gemeinde als Vorbild
Für die Struktur des Vereins galt bereits den Gründungsvätern die bäuerliche Gemeinde als Vorbild. Der Gmoarat, der den Verein führt und jährlich in einer geheimen Wahl gewählt wird, setzt sich aus Großbauer (Obmann), Kleinbauer (Obmann-Stellvertreter), Gmoaschreiber (Schriftführer) und Säcklwart (Kassier) zusammen.

Der Verein der Oberlandler Graz besteht aus maximal 24 aktiven Mitgliedern (Bauern). Hinzu kommen verdiente Bauern, die zu Ehrengroßbauern, Ehrenbauern oder Altbauern ernannt werden können. Voraussetzung hierfür ist die Vollendung des 60. Lebensjahres sowie eine Mitgliedschaft über zumindest 20 Jahre. Auf eigenen Antrag kann jeder Bauer nach seinem 70. Lebensjahr in den Stand des Altbauern erhoben werden.

Klaus Weikhard
leitet seit vier Jahren
als Großbauer die
Stubensitzungen und
den „Gmoarat“ der
Oberlandler Graz.

Auch die Aufnahme als Bauer ist streng geregelt. Laut Statuten kann grundsätzlich jeder großjährige, ehrenhafte Mann mit gesicherter Existenz aktiver Bauer werden. „Er muss von einem Vereinsmitglied vorgeschlagen und bei einer geheimen Wahl, der Ballotage, einstimmig gewählt werden. Ist ein neuer Bauer aufgenommen, gilt seine Mitgliedschaft lebenslang“, konkretisiert Klaus Weikhard vulgo Zoagabauer (abgeleitet von seiner Tätigkeit als Geschäftsführer des gleichnamigen Uhren- und Juweliergeschäfts am Grazer Hauptplatz), den Aufnahmeprozess. Als Großbauer führt er an diesem Julitag auch die Stubensitzung im mit dunklem Holz vertäfelten Raum in der Gösser. Auf den Tag genau vor 14 Jahren wurde er in den Bauernstand aufgenommen, seit vier Jahren leitet er als Großbauer den Gmoarat und die Stubensitzungen.

Auch über die Vulgonamen der Bauern, die sich in der Regel von deren Herkunft oder beruflichen Tätigkeiten ableiten, wird in den Stubensitzungen abgestimmt: Ganz nach dem Vorbild der einstigen ländlichen Hausnamen, die als wertvoller Teil des Kulturerbes sowie der Geschichte eines Ortes und Volkes gelten und die heimische Mundart und ihre lokalen Besonderheiten bewahren. So liegt beispielsweise die Herkunft der Bezeichnung „Kindlvater“ im ursprünglichen Zweck des Vereins begründet, während sich etwa der Vulgoname Brunnbauer von Christian Gollob auf dessen Tätigkeit als Künstler bezieht, ein Bildhauer, der individuelle Brunnenskulpturen aus Stein, Bronze und Edelstahl fertigt.

Direkte Hilfe vor Ort
Alljährlich werden mehr als hundert Unterstützungsanträge an den Verein herangetragen. Allein im Jahr 2022 wurden etwa 200.000 Euro für bedürftige Steirer aus eigenen Mitteln sowie aus zahlreichen Spenden großzügiger Förderer generiert und nach den Vereinsrichtlinien dort eingesetzt, wo Armut Not schafft. Das Geld wurde in erster Linie für Lebensmittel, Bekleidung, Möbel, Heilbehelfe sowie Küchen- und Haushaltsgeräte verwendet. „Wir vergeben keine Geldspenden nach dem Gießkannenprinzip, nur um unser soziales Gewissen zu beruhigen“, erklärt Christian Gollob vulgo Brunnbauer, der als Kindlvater die Unterstützungsaktionen des Vereins koordiniert. „Die Anträge, die bei uns einlangen, werden in den Stubensitzungen gemeinsam besprochen, wobei ein Bauer die Situation vor Ort persönlich prüft. Bei diesen Treffen wird geklärt, ob die Voraussetzungen nach den Richtlinien des Vereins gegeben sind. Jeder Bauer entscheidet direkt und unbürokratisch über die Höhe und Art der Hilfe, die zu 100 Prozent aus Sach- und nie aus Geldspenden besteht.“ Jede Hilfeleistung wird auch bis zu deren Abschluss vom jeweiligen Bauern begleitet. „Grundsätzlich ermöglichen wir eine Unterstützung innerhalb weniger Wochen“, ergänzt der Gmoaschreiber des Vereins, Jakob Santner vulgo Maßbauer, der seinen Vulgonamen in Anlehnung an das Unternehmen der Familie, den Messgeräte-Hersteller Anton Paar, erhielt.

Soziales Denken und Hilfeleistung waren auch in der Handwerksfamilie von Hafnermeister Michael Kohlroser vulgo Michlbauer schon immer stark verankert. „Die prägendsten Momente sind für mich, wenn wir gemeinsam Unterstützungen durchführen, diese vor Ort bearbeiten und damit direkt helfen können.“ Diesen Ansatz teilt auch Siegfried Riedl vulgo Giebelkreuzer (Vorstandsdirektor der Raiffeisenbank Graz St. Peter), der von seinem Göd (Vereinsvater), dem Michlbauern, im Jahr 2009 als Oberlandler vorgeschlagen wurde. „Statt anonym Spenden zu tätigen, besuchen wir die Menschen, die um unsere Unterstützung bitten, persönlich. Dabei machen wir uns ein Bild von der Situation, können abschätzen, was am dringendsten gebraucht wird – gerade diese Kontakte haben eine besondere Bedeutung für mich. Es ist aber auch die Dankbarkeit, die sich in unzähligen persönlichen Briefen und Karten zeigt und von unserer bäuerlichen Hilfestellung Zeugnis ablegt.“

Christian Gollob
koordiniert als Kindlvater die
karitativen Tätigkeiten der
Oberlandler Graz:
„Wir vergeben keine
Geldspenden nach dem
Gießkannenprinzip , nur
um unser soziales
Gewissen zu beruhigen.“

Für Siegfried Riedl
vulgo Giebelkreuzer
haben die persönlichen
Kontakte im Rahmen der
Unterstützungsaktionen
eine besondere
Bedeutung.

Neben individuellen Hilfestellungen für das tägliche Leben unterstützt der Verein aber auch einzelne Großprojekte. Für direkte Hilfe sorgen die Oberlandler z. B. seit einigen Jahren mit einem Energiekostenzuschuss, im Sommer 2022 wurden gemeinsam mit der „Woche“ über 200 Mindestpensionisten mit Supermarkt-Gutscheinen unterstützt. Auch hier bestärken die positiven Rückmeldungen das Engagement der Bauern, wie Dachdeckermeister Wolfgang Fuchs vulgo First zu berichten weiß: „Die Briefe mit herzlichen Worten, Bildern und Zeichnungen von Kindern zählen neben dem Dank, den wir von den Menschen vor Ort erfahren, zu meinen schönsten Erlebnissen im Verein.“ Seit zwölf Jahren besucht auch er Hilfesuchende in und rund um Graz. Anfragen aus anderen Regionen werden übrigens an die Brudervereine der Oberlandler in Leoben, Knittelfeld, Bruck an der Mur und Villach weitergeleitet.

Unterstützung auf Augenhöhe
Auch Kleinbauer (Obmann-Stellvertreter) Wolfgang Malik vulgo Liachtbauer, Vorstandsvorsitzender der Holding Graz, war unlängst persönlich vor Ort, um eine Mindestpensionistin beim Erwerb und Einbau einer kleinen Küche zu unterstützen, die in ihrer Gemeindewohnung nicht vorhanden war. „In solchen Situationen ist man weder Vorstand noch Direktor, sondern schaut sich die Gegebenheiten mit den Augen eines Oberlandlers an.“ Dass die Hilfeleistungen fern von beruflicher Funktion und honorigen Titeln erfolgen, unterstreicht auch Klaus Scheitegel vulgo Umgeher, Generaldirektor der Grazer Wechselseitigen Versicherung, dessen Vulgoname aus früheren Zeiten herrührt, als der „Umgeher“ von Hof zu Hof ging, um mit den Bauern Feuerversicherungen abzuschließen. „Bei den Aktionen lässt du deine Funktion vor der Tür und sitzt als Bauer bei den Menschen. Da ist man nicht der Generaldirektor, sondern organisiert und hilft als bäuerliche Gemeinde, die gemeinsam Gutes bewirken kann.“ Auch Siegfried Nagl begleitete die entsprechenden Ansuchen während seiner aktiven Zeit als Politiker nie als Bürgermeister, sondern immer als Stadtbauer der Oberlandler Graz.

Für Wolfgang Fuchs
vulgo First zählt der
Dank der Menschen
vor Ort zu den
emotionalsten
Erlebnissen im
Verein.

Durch den direkten Kontakt kommen Not und Bedürfnisse der Menschen ganz nah an die Bauern heran. Es ist eine Herausforderung, der sich jeder von ihnen stellt, es sind Entscheidungen, die vom ganzen Verein mitgetragen werden. Christian Krainer vulgo Hoamatbauer, Geschäftsführer von ÖWG Wohnbau, dem größten gemeinnützigen Wohnbauträger der Steiermark, beschreibt es so: „Unsere Hilfe erfolgt nicht abstrakt, sondern konkret, bedarfsgerecht und emotional. Bei den Oberlandlern Graz finden sich Menschen, die unterschiedliche Talente haben und die bei der Abwicklung der Ansuchen wie Zahnräder ineinandergreifen. Durch die klar definierten Bedingungen des Vereins wird die Hilfestellung nicht verwässert, sondern bleibt pur und direkt.“

„Mit der Teilnahme am
Aufsteirern wollen wir den
Menschen die Arbeit der
Oberlandler näherbringen“,
Ehrengroßbauer Leopold
Kerschenbauer.

Von den älteren Bauern wie Zivilingenieur Manfred Kolouch vulgo Ennstaler, Juwelier i.R. Knut Thelen vulgo Stoanbauer oder Tischlermeister Franz Cserni vulgo Hobelfranz aus Fehring und dem Schilderhannes Hans Dieter Grosz, über den Dorfbader Heinz Klinger, den Brandlbauer Steuerberater Thomas Fischer, bis zu Bäckermeister Albin Sorger-Domenigg, vulgo Striezlbauer, aus der bekannten Grazer-Bäckerei-Dynastie sowie ACP-Chef Hubertus Seeberger vulgo Seebauer — sie alle ziehen an einem Strang und helfen gemäß den Statuten des Vereins rasch und unbürokratisch.

Oberlandler-Kirtag als  „Aushängeschild“
Bereits die Gründungsväter haben mit geselligen Veranstaltungen wie dem „Tanz auf der Olm“ Tracht und Musik aus der steirischen Bergwelt in der Stadt populär gemacht und von den Erlösen wiederum Trachtenkleidung für die Schulkinder auf dem Land angeschafft. Aus diesen Anfängen entwickelten sich zwei gesellschaftliche Höhepunkte der Stadt Graz, der Oberlandler-Ball und der Oberlandler-Kirtag, deren Reinerlöse vor allem Menschen in der Region, die Hilfe und Unterstützung brauchen, zugutekommen.

„Der Kirtag ist seit jeher gut besucht
und jeder verdiente Euro wird für unsere
karitativen Tätigkeiten verwendet“, weiß
Gsundbauer Wolfgang Seggl.

„Hilfreich sein allezeit ist der Oberlandler Freud’.“ Mit diesem Leitsatz stellen sich die Oberlandler auch am Samstag, den 16. September 2023, wieder in den Dienst der guten Sache und begrüßen mit einem herzlichen G‘sund die Besucher, Freunde und Gönner zum Oberlandler-Kirtag im Landhaushof, wenn sich dieser im Rahmen des Aufsteirern-Wochenendes erneut in ein gemütliches Dorf verwandelt. Auch am Sonntag, den 17. September, nehmen die Oberlandler am Aufsteirern teil und sind mit Bier-, Wein- und Grillstand im Landhaushof vertreten.

Lässt die berufliche Funktion
vor der Tür und sitzt als Bauer
bei den Menschen:
Umgeher Klaus Scheitegel

„Mit dem Kirtag bringen wir das bäuerliche Kulturgut in das Herz der Stadt. Die ursprüngliche Intention war es, damit einer großen Anzahl an Menschen die Arbeit der Oberlandler näherzubringen“, erinnert sich der ehemalige Bankdirektor Ehrengroßbauer Leopold Kerschenbauer vulgo Guldenbauer. „Der Kirtag ist seit jeher gut besucht und jeder verdiente Euro wird für unsere karitativen Zwecke verwendet“, weiß Unfallchirurg Wolfgang Seggl, der sich als Gsundbauer seit 23 Jahren auch um das Wohlbefinden der Bauern kümmert, zu berichten. Ehrengroßbauer Heinz Siegl, aufgrund seiner Leidenschaft für das alpine Gelände seit 46 Jahren als Bergbauer Mitglied der Oberlandler, ergänzt: „Der jährlich stattfindende Oberlandler-Kirtag ist wie der weit über die Grazer Grenzen bekannte Oberlandler-Ball eine wunderbare Gelegenheit, Menschen, die den Oberlandlern und ihren Idealen in Freundschaft wie auch als Spender verbunden sind, zu treffen und mit ihnen das eine oder andere Glas Wein zu genießen.“

Hoamatbauer
Christian Krainer:
„Durch die klar
definierten Bedingungen
des Vereins wird die
Hilfestellung nicht
verwässert, sondern
bleibt pur und direkt.“

Oberlandler-Ball als gesellschaftlicher Höhepunkt
Edles Ambiente, strenge Kleiderordnung und ein Stargast, der den Ballbesuchern ordentlich einheizt — so erleben jährlich rund 2.000 Gäste den Oberlandler-Ball, der stets am ersten Samstag im Februar stattfindet und zu den ältesten und exklusivsten Ballereignissen der Steiermark zählt. Vielleicht ist es gerade der ausnahmslos strengen Kleidungsvorschrift geschuldet, dass der Oberlandler-Ball auch nach der coronabedingten Zwangspause nichts von seinem Charme eingebüßt hat. Vielleicht liegt das ungebrochene Interesse darin begründet, dass für den Ball keine Karten im herkömmlichen Sinne gekauft werden können, sondern, wie Ehrengroßbauer Rudolf Huber vulgo Keuschnhuaba ergänzt, „es einer persönlichen Einladung eines Bauern bedarf“. Vielleicht ist es aber auch einfach – und das wäre wohl der schönste Grund – das Bedürfnis aller Freunde und Gönner, die Oberlandler durch die Erlöse dieser Veranstaltung maßgeblich in ihren karitativen Aktivitäten zu unterstützen.

Für Schaftaler Klaus Frölich
bleibt mit der Tracht
auch das steirische
Brauchtum lebendig.

Als ausgelegte Strenge will Klaus Frölich vulgo Schaftaler (wohnhaft im Schaft al) die Kleidungsvorschrift allerdings nicht interpretiert wissen. „Wir wollen einfach nicht vergessen, wie eine echte Tracht aussieht. Damit bleibt das steirische Brauchtum lebendig.“ Ein Steireranzug mit Weste, Krawatte und weißem Hemd für die Herren, knöchellanges Dirndl, Seidenschürze und Bluse für die Damen, wird von den Gästen zur Gänze als zu bewältigende Herausforderung angenommen. Der emeritierte Rechtsanwalt und Ehrengroßbauer Christian Moser vulgo Drautaler ortet ob der textilen Vorgaben überhaupt ein wohliges Empfinden: „Eine Tracht steht für Gemütlichkeit und vor allem die Damen fühlen sich in einer schönen Festtagstracht wohl.“ Damit stehen sowohl Kirtag als auch Ball unter dem Motto: „Helfende Hand im Steirergwand“ und rücken neben der Wohltätigkeit auch Brauchtumspflege, Freundschaft  und Geselligkeit in den Fokus.

Besonders herausfordernd waren allerdings die durch die Covid-Pandemie notwendigen Absagen des Kirtags sowie des Oberlandler-Balls in den Jahren 2021 und 2022. Die dadurch ausbleibenden Erlöse bereiteten den Bauern insbesondere angesichts der steigenden Bedürftigkeit zunächst große Sorgen. „Obwohl wir zwei Jahre in Folge unsere traditionellen Anlässe, die normalerweise maßgeblich dazu beitragen, unseren Vereinszweck erfüllen zu können, nicht durchführen konnten, waren wir — Dank der Großzügigkeit unserer Freunde und Gönner — in der Lage, auch weiterhin hilfsbedürftige Steirer zu unterstützen. Es erfüllt mich noch heute mit Freude und Stolz, dass wir auch in dieser besonderen Zeit auf unsere Unterstützer zählen durften, um die Hilfsbedürftigkeit vieler Notleidender, die sich durch die Pandemie nochmals verstärkt hatte, zu lindern“, spricht Säcklwart Horst Assl vulgo Ahndlbauer nochmals seinen aufrichtigen Dank an alle aus, die den Spendenaufrufen der Oberlandler in dieser schwierigen Zeit nachgekommen sind. „Dadurch, dass viele Ballgäste ihre Ballspenden eins zu eins unserer „Kindlkassa“ überlassen haben, kamen wir auch über diese herausfordernden Monate“, ergänzen Autohändler Philipp Gady vulgo Tandler und Spediteur Walter Friedrich vulgo Fuhrbauer.

„Eine Tracht steht
für Gemütlichkeit“:
Ehrengroßbauer
Christian Moser
über das wohlige
Empfinden beim
Oberlandler-Ball.

Das Wertekleeblatt der Oberlandler
Brauchtum, Freundschaft und Mut machen neben der Wohltätigkeit das Wertekleeblatt der Oberlandler komplett. Bei den Oberlandlern werden Freundschaften und Geselligkeit über Generationen, Berufsstände und Grenzen hinweg gelebt. Von diesem Wertekleeblatt wurde auch Georg Wielinger vulgo Landlbauer (oft am Landesgericht für Zivilrechtssachen verhandelnder Rechtsanwalt) und eines der jüngsten Mitglieder des Vereins, angezogen: „Die Bauerngemeinschaft ist wie eine Familie, die mich unterstützt und in der ich mein Bestes geben kann, um andere zu unterstützen. Die warmherzige Atmosphäre und das Gefühl der Zugehörigkeit, das ich hier gefunden habe, sind unbezahlbar.“

Säcklwart Horst Assl:
„Mein aufrichtiger
Dank gilt all unseren
Spendern, die uns
trotz der Absagen
von Kirtag und Ball
so großzügig
unterstützt haben.“

Seit der Gründung haben insgesamt 171 Bauern dieses Wertekleeblatt gepflückt und weitergetragen. In ihren Reihen finden sich Unternehmer, Handwerker, Anwälte, Ärzte, Selbstständige und Personen in leitenden Positionen erfolgreicher Unternehmen. Ihre Freizeit ist in der Regel begrenzt, gilt es doch die eigene Familie, gesellschaftliche Verpflichtungen und berufliche Herausforderungen unter den (Oberlandler-)Hut zu bringen. Oberlandler zu sein, ist zeitintensiv und keine Momentaufnahme – weder für den vereinsältesten Bauern Franz Prammer vulgo Fuchsbauer, der am 1. April 1976 zum Oberlandler wurde, noch für das jüngste Mitglied des Vereins, Bodenlegermeister Michael Schimpel vulgo Jagamichl, (aufgenommen erst unlängst im heurigen Sommer), der die Leidenschaft für die Jagd mit dem Fuchsbauern teilt.

Auch Architekt und Ehrenbauer Erich Schifko, der 1989 als Planbauer in den Verein aufgenommen wurde, meint: „Nun sind es schon 34 Jahre, dass ich dabei bin, und ich kümmere mich noch immer um Menschen, die in Not geraten sind.“ So ist es wohl die Freude am Helfen, die die Oberlandler Graz jeden Donnerstag in die Stubensitzung eilen lässt. Ausschlaggebend für das Engagement der Bauern scheint zudem das unverrückbare Bündel an Werten zu sein, das die Bauern den Großteil ihres Lebens begleitet. „Ich war 29, als ich eingeladen wurde, Oberlandler zu werden. Die gelebte Freundschaft hat mich schnell überzeugt und mittlerweile darf ich seit 31 Jahren aktiv dazu beitragen, dass es notleidenden Menschen besser geht. Jeder einzelne Fall, den ich übernehme, erdet mich und macht mich dankbar“, erklärt Stadtbauer Siegfried Nagl.

Ehrengroßbauer
Heinz Siegl: „Egal
welche Funktion ich
bei den Oberlandlern
inne hatte: In 46 Jahren
habe ich es noch
nie bereut, ‚Ja‘ zu
dieser Gemeinschaft
gesagt zu haben.“



Für jeden einzelnen Bauern stellt der Verein eine persönliche Bereicherung dar. Tradition und Freundschaft und vielleicht auch so manch vereinsinterne Eigenheit wie der Verzicht auf Anglizismen (E-Mails werden etwa als „Strompost“ bezeichnet) unterstützen möglicherweise auch darin, den Blick auf das Wesentliche nicht zu verstellen. Die Oberlandler Graz sind seit 140 Jahren ein Zusammenschluss von Männern, in dem „Oana für‘n andern steht“, um den Menschen Gutes zu tun und Freude zu machen!

Auch wenn die Oberlandler Graz ein reiner Männerverein sind, werden sie vor allem bei diversen Veranstaltungen von ihren Frauen (Bäuerinnen) unterstützt. „Ohne die tatkräftige Unterstützung unserer Bäuerinnen wären Großveranstaltungen wie der Kirtag oder unser Oberlandler-Ball kaum zu bewältigen“, ist es Leitnbauer Georg Weber ein Anliegen, sich namens aller Oberlandler auch bei den Bäuerinnen zu bedanken.


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→ Oberlandler Graz „Kindlkassa“
Raiffeisenbank Graz-St.Peter
IBAN: AT23 3836 7000 0051 2004
BIC: RZSTAT2G367

→ Oberlandler Graz, c/o Gösser-Bräu
Neutorgasse 48, 8010 Graz
www.oberlandler-graz.at
stube@oberlandler-graz.at

Fotos: Michaela Pfleger; KK

P. Kovacs-Merlini

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