Grazetta

Nachhaltiges BANKING auf STEIRISCH

Mit 1. Juli übernahm Monika Cisar­Leibetseder die Funktion der Generaldirektorin und Vorstandsvorsitzenden der Volksbank Steiermark. Im Gespräch mit der Grazetta erklärt sie, warum die steirische Genossenschaftsbank für nachhaltiges und regionales Wirtschaften steht und warum in ihrem Haus alle Mitarbeiter per Du sind.

Monika Cisar-Leibetseder kennt die Volksbank Steiermark „in- und auswendig“, wie sie sagt. Was wohl mit ein Grund dafür gewesen sein mag, dass sie am 1. Juli Regina Ovesny-Straka an der Spitze der steirischen Volksbank abgelöst hat. „Ich bin nach meinem Studium 1995 in die damalige Volksbank für die Süd- und Weststeiermark eingetreten, da war ich eine Art Mädchen für alles“, sagt sie. Nach der Fusion der Volksbanken Weiz und Graz übernimmt sie die Leitung des Bereichs Finanzen. 2017 wird sie in den Vorstand gewählt. Heute verantwortet sie als Generaldirektorin und Vorstandsvorsitzende die Bereiche Kreditrisikomanagement, Sanierung & Betreibung, Banksteuerung & Betrieb, Gremialbetreuung und Personal. Monika Cisar-Leibetseder ist bereits die zweite Frau an der Spitze der Volksbank Steiermark. Kurze Zeit war sogar der gesamte Vorstand in Frauenhand. „Jetzt leben wir wieder mehr Diversity“, sagt sie lächelnd und verweist auf Hannes Zwanzger, ihrem Kollegen im Vorstand. „Ich finde eine Ausgewogenheit der Geschlechter wichtig“, betont sie. „Männer und Frauen haben verschiedene Ansätze bei der Lösung von Problemen. Diese Mischung finde ich gut.“

Cisar-Leibetseder will nach den schwierigen Umstrukturierungsprozessen der vergangenen Jahre die Volksbank Steiermark als nachhaltig wirtschaftendes und regional verankertes Unternehmen positionieren. „Wir sind ein rein steirisches Institut, eingebettet in den rein österreichischen Volksbanken-Verbund. Das Geld unserer Kunden können wir nachhaltig in die regionale Wirtschaft investieren“, sagt sie. Was für viele Kunden, die Wert auf Regionalität legen, ein interessantes Angebot sein dürfte. Nachhaltige Fonds gehören selbstverständlich zum Veranlagungsangebot. „Da hat sich in letzter Zeit sehr viel getan“, erklärt die Voitsbergerin.

Nachhaltigkeitskriterien werden aber auch bei Kreditvergaben in Zukunft eine große Rolle spielen, wie es die Europäische Bankenaufsichtsbehörde (EBA) empfiehlt. „Wir sind jetzt in einer ersten Phase, in der wir unsere Kunden beratend an das Thema heranführen“, erklärt die Generaldirektorin. „In Zukunft werden die ESG-Kriterien, Ökologie, Soziale Verantwortung und Governance, auch in die Bonitätsbewertungen einfließen.“

Als Unternehmen konzentriert sich die Volksbank Steiermark unter ihrer Führung auf die ESG-Kriterien Bildung, Diversity und Klimaschutz. „Wir veranstalten regelmäßig Vorträge für unsere Kunden, wie zum Beispiel zum Thema nachhaltiges Bauen. Als nächstes werden wir uns dem Thema Cyber-Security widmen“, berichtet Cisar-Leibetseder. Zusätzliche Bildungsangebote, neben den fachlichen und persönlichen Bankausbildungen, gibt es auch für die Mitarbeiter der Bank. „Da geht es um Themen, die nicht zwingend etwas mit dem Bankengeschäft zu tun haben, wie zum Beispiel nachhaltiges Gärtnern.“

Cisar-Leibetseders Stil ist unkonventionell. Das gilt auch für den Umgangston in der Bank. Es sind nämlich alle miteinander per Du. Wer in die Bank als Mitarbeiter eintritt wird mit einem „Hallo, ich bin die Monika“ begrüßt. „Das Du-Wort macht den Umgang miteinander viel unkomplizierter“, betont Cisar-Leibetseder. „Und ich habe deshalb nie erlebt, dass das Du-Wort zu weniger Respekt geführt hätte.“

Das Du-Wort in unserem Haus macht den Umgang miteinander unkomplizierter.

MONIKA CISAR-LEIBETSEDER
Volksbank Steiermark Generaldirektorin

Das Du-Wort erleichtert das Überwinden von Hürden. Dass da etwas Wahres dran ist, zeigt eine Begegnung, die die Generaldirektorin auf einer Betriebsfeier mit einer jungen Mitarbeiterin hatte. „Monika, was muss ich tun, damit ich so wie Du einmal in den Vorstand der Bank komme“, hatte die junge Frau gefragt. „Das habe ich toll gefunden“, erinnert sich Cisar-Leibetseder.

Vielleicht auch deshalb, weil die Bankerin ohnehin den Eindruck hat, dass Frauen dazu neigen, sich selbst zu unterschätzen. Das zeige sich in vielen Stellenausschreibungen. „Wenn Frauen die Anforderungen nicht zu 100 Prozent erfüllen, dann bewerben sie sich erst gar nicht“, sagt Cisar-Leibetseder. „Männer würden da nicht so zurückhaltend sein.“

Eine fundierte fachliche Ausbildung, Selbstbewusstsein und der Mut, sich etwas zu trauen, sind für die Vorstandsvorsitzende Voraussetzungen für die Karriere. Aber nicht nur das: „Damit Frauen erfolgreich sein können, brauchen sie die Unterstützung ihres Partners und ihrer Familie“, räumt Cisar-Leibetseder ein. „Denn Beruf und Familie unter einen Hut zu bringen, ist für Frauen immer noch komplizierter als für Männer.“

Schwieriger insbesondere für junge Familien ist aber auch der Bau eines Hauses bzw. der Wohnungskauf geworden. Die neuen Kreditvergabebedingungen verlangen, dass Kreditnehmer rund 20 Prozent Eigenkapital haben müssen und dass die Schuldendienstquote maximal 40 Prozent des Nettoeinkommens betragen darf. „Damit erschwert man es jungen Familien enorm, Vermögen aufzubauen“, kritisiert Cisar-Leibetseder. „Wer also nicht von den Eltern unterstützt wird, der scheitert in vielen Fällen bereits bei den Eigenmitteln.“ Wohnbaukredite für junge Leute seien keineswegs „die Treiber einer Immobilienblase“, das sei unter anderem viel eher das niedrige Zinsniveau gewesen, das viele Anleger zu Immobilien als Wertanlage greifen haben lassen.

Monika Cisar-Leibetseder übernimmt die Leitung der Volksbank Steiermark in wirtschaftlich unsicheren Zeiten: Rekordinflation – Rezessionsängste. Die Bankerin stellt sich auf ein bescheidenes Wachstum von ein bis zwei Prozent in der nächsten Zeit ein. „Wir sollten die Krise aber auch als Chance begreifen, Wachstum anders zu definieren“, sagt sie. „Wachstum im Sinne von Qualität statt Masse, von Nachhaltigkeit statt Umweltzerstörung“.  

Fotos: Conny Leitgeb

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