Grazetta

Starkes BAND

Weit mehr als nur traditionsverbunden: Im Ausseerland werden kreative Energien frei, findet Vernetzung unter neuen Vorzeichen statt und wird Heimatboden auch einmal anders bearbeitet.
Zeitloses Design erschafft Marion Kogler
in ihrem Keramik-Atelier in Bad Mitterndorf.

Sie ist vom Burgenland ins Salzkammergut heim gekehrt: Marion Kogler, aufgewachsen in Bad Mitterndorf, hatte sich nach dem Besuch der Keramikschule mit 22 Jahren in Stoob selbstständig gemacht. Am Abend jenes denkwürdigen Tages im Jahr 2014 aber, an dem Conchita Wurst den Song-Contest-Sieg heimholte, lernte sie ihren Mann kennen. Er führt in Bad Mitterndorf in dritter Generation das Hotel Kogler. Heute weist ein Schiffscontainer im Garten, in dem man nach dem Selbstbedienungsprinzip Keramik erwerben kann, auf ihr Handwerk hin. Es sind Unikate in Weiß- und Beigetönen, von der Vase bis zur Eisschale.

„Früher habe ich bunte Kraut-und-Rüben-Keramik gemacht, fürchterlich“, erinnert sie sich lachend. Jetzt zeichnet die in vielen Schritten gefertigten Stücke ein schlichtes, zeitloses Design aus. Naturton gibt es vor der Haustüre. Schon der Vulgoname ihres Elternhauses Loamer weist auf eine Lehmgrube hin. Den Traum vom CO2-neutralen Töpfern treibt sie mit einer fußbetriebenen Töpferscheibe voran. „Es ist ein cooles, uraltes Handwerk“, bekräftigt Kogler, die Kurse gibt und mit „Vaclaytion“ die Verbindung zwischen Urlaub und Töpfern stärken will. Die „Dirndl Roas“ als Mädlstrip vereint Töpfern mit Wandern, Aqua Yoga und einer Weinverkostung.

In einer traditionell geprägten Region gibt es für die Sichtbarkeit von Frauen Luft nach oben. „Man muss sich schon Platz und Gehör verschaffen und mit Gegenwind rechnen“, sagt die Mutter zweier kleiner Kinder. Junge Initiativen wie jene des Salzkammergut Sisters Club entstehen als „Connection Space“ für inspirierende Frauen. Leitsatz: „Salzkammergut women doing whatever the fuck they want“.

Auf handbemaltes Miniaturdesign auf Knöpfe
hat sich Ulli Taferner in Bad Aussee spezialisiert.

Miniaturmalerei
Ulrike Taferner hat vor über zehn Jahren die Gelegenheit beim Schopf gepackt, die weibliche Seite des Ausseerlandes zu stärken. Weil es ihre Herzensregion war, übersiedelte die frühere Organisatorin von Sprachreisen mit mit Familie und zwei Kleinkindern von der Gegend um Hollabrunn nach Bad Aussee. Ganz ohne Plan. Ihr Mann, ein Optiker, motivierte sie eines Tages dazu, einen von ihm gefertigten Hirschhornbrillenbügel zu bemalen. Ihre erste Reaktion: „So klein malen kann ich nicht.“ Aber der Miniatur-Hirsch glückte doch, der Samen für die Miniaturmalerei war gelegt. Zugute kam ihr, dass ihre Mutter als begeisterte Teilnehmerin handwerklicher Kurse die weniger begeisterte Tochter stets in jede Materie eingeführt hatte. „Heute bin ich dankbar dafür, weil ich keine Scheu vor neuen Materialien habe.“

Taferner begann mit dem Bemalen von Schmuck, von Broschen und Knöpfen. Auf Einladung stellte sie auf einem Kunsthandwerksmarkt aus, „der handbemalte Knopf war meine Eintrittskarte“, erzählt sie im seit 2017 bestehenden Geschäft „s’Ausseer Knopferl“ in Bad Aussee. Als Leinwand fungieren Metall- oder Perlmuttrohlinge, die mit feinsten Pinseln bearbeitet werden. Praktisch jedes Motiv lässt sich umsetzen. Es braucht eine ruhige Hand und ein gutes Auge für die Proportionen, um eine ganze Landschaft auf 14 Millimeter zu bringen. Loser, Hallstatt, Hohenfeste Salzburg, Florales und vieles mehr wurde schon umgesetzt. Im „Buttondesign by Ulli Taferner“ werden Acryl-Originale vervielfältigt. Das Wissen gibt sie in Kursen weiter. Was sollte man mitbringen? Die Antwort kommt schnell: „Enthusiasmus reicht.“

Ines Gulewicz, Gastgeberin in der Seevilla in Altaussee, kreiert mit Maniali handgefertigte Kleider.

Einfach manierlich
Weltoffen und doch verwurzelt präsentiert sich Maniali. Ines Gulewicz, Gastgeberin der Seevilla, nahm für den Namen ihrer Marke vielerorts Anleihen: Das italienische mani steht für Hände, das englische „alive“ für lebendig, das spanische „aliento“ für Lebenskraft , das französische manière für die Art und Weise. All das steckt in Maniali. So sollen sie auch sein, ihre Kleider – auf gut Ausseerisch maniali, adrett, feminin. Manierlich eben. Mit ihrem Mann führt Gulewicz die Seevilla am Logenplatz des Altausseersees seit 2010: „In die großen Fußstapfen meiner Schwiegermutter bin ich mit 25 Jahren getreten.“ Authentisch zu sein, ist ihr wichtig. Das gilt auch für die Manufaktur, die sie 2022 gegründet hat. Sie wollte Kleider schaffen, die jeder Figur schmeicheln und sich einfach gut anfühlen. „Man kann Stellen kaschieren und andere betonen“, verweist sie auf ein wiederkehrendes Detail: Die Schleife rückt die Taille in den Mittelpunkt. Jedes Kleid hat eine Tasche, die Stoffe sind unkompliziert, die Schnitte knieumspielend. Weil sie nicht immer Dirndl tragen wollte, setze sie Ideen mit einer befreundeten Schneiderin anfangs nur für sich selbst um. Sie kamen aber gleich im größeren Rahmen gut an. Passende Accessoires findet sie in der Region – wie die Ohrringe von „Zaumgschwanzt“, die aus dem Stoff der Kleider gefertigt sind. „Dabei sind mir frauengeführte Unternehmen wichtig, Unterstützung untereinander ist so wertvoll.“ Auch sie musste sich die Gründung einer Firma erst zutrauen. Jeder Schritt nach vorne in einer neuen Branche bedingte einen Schritt zurück. Aber mit dem Glücksgefühl beim Tun und Tragen sollen sich auch andere identifizieren können.

Steht einem reinen Frauenteam vor: Pamela Binder, Geschäftsführerin Tourismusverband Ausseerland Salzkammergut.

Talente verknüpfen
So viel kreatives weibliches Unternehmertun bereitet auch Pamela Binder, Geschäftsführerin des Tourismusverbandes Ausseerland Salzkammergut, Freude. Das gesamte Tourismusverband-Team ist übrigens weiblich, „das ist eher außergewöhnlich und ergibt auch einen besonderen Spirit“. Es gelte, Talente miteinander in Kontakt zu bringen, Menschen zu verbinden, Austausch zu fördern. Für eine gute Zukunft brauche es freilich den weiblichen und den männlichen Beitrag. Da trifft es sich gut, dass sich im Ausseerland Salzkammergut nicht nur gut Kraft schöpfen lässt, sondern dass man viele Ideen auch direkt umsetzen kann.

Fotos: Michaela Pfleger

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