Grazetta

Volle KRAFT voraus

Das Thermen- & Vulkanland ist ein fruchtbarer Boden für Frauen, die selbstbewusst ihren Weg gehen – bei der Beherbergung von  Gästen, beim Schaffen von Genussmomenten, beim Ausleben von Kreativität und Mut.

Seit 23 Jahren führt Gunda Unterweger das Fünf- Sterne-Haus Steirerhof auf konstant hohem Niveau.

„Die Landschaft hier ist weiblich“, sagt Gunda Unterweger mit Blick auf die Apfelbäume im weitläufigen Garten des Steirerhofs in Bad Waltersdorf. Seit 23 Jahren führt sie das Fünf-Sterne-Haus, „die Grande Dame der Thermenregion“, wie sie es nennt, bereits als Geschäftsführerin auf konstant höchstem Niveau. Mit einem Qualitätsanspruch, der sich nicht im Überangebot verliert, sondern auf Wesentliches fokussiert und auf ein wertschätzendes Miteinander setzt, so beschreibt sie ihren Weg. Der Vorteil des Alters, schmunzelt sie, liege darin, zu den Gästen auch einmal Nein sagen zu dürfen. „Ich wollte immer mit Menschen arbeiten“, blickt sie auf die beruflichen Anfänge in der Hotellerie zurück, „das war mir in die Wiege gelegt“. Unlängst hat sie die Ausbildung zur Lebens- und Sozialberaterin absolviert, „einfach für mich selbst“. Spiritualität hat eine große Bedeutung in ihrem Leben. Sie sei immer den weiblichen Weg gegangen, betont Unterweger, und meint damit intuitives und empathisches Handeln gepaart mit gesundem Selbstbewusstsein. Das wollte sie auch ihren beiden Töchtern vermitteln. Alle starke Frauen? „Ich bin stark, wenn ich auch Schwäche zeigen kann. Das männlich dominierte Wort stark ersetze ich lieber durch das Wort Kraft.“

Genussmomente bewahren:
Katharina Winkler-Hermaden führt seit 2013 Hotel und Schloss Kapfenstein.

Emotional gebunden
Von einem besonderen Kraftplatz spricht Katharina Winkler-Hermaden: Schloss Kapfenstein thront auf einem erloschenen Vulkankegel, die Mauern sind fast 1.000 Jahre alt. Hier führt sie gemeinsam mit ihrem Mann bereits in vierter Generation die Geschicke des Hauses. Ihre Großeltern haben nach dem Zweiten Weltkrieg das Weingut und die Buschenschank wiederaufgebaut, im Laufe der Jahre ist das Schloss zu einem Hotel und Restaurant gewachsen. Hier will sie für Auswärtige wie Einheimische Genussmomente schaffen, die sich nicht in akribischer Perfektion verlieren, sondern ein herzliches Gesamterlebnis bieten.

Dieses Bestreben teilt die zweifache Mutter mit anderen: „Es gibt viele, die ihr Herzblut in die Region legen“, verweist sie auf die Bandbreite kulinarischer Kostbarkeiten von Käse- und Schinkenspezialitäten bis zum Spargel, von Ziegenprodukten bis zu Gemüseraritäten. Wenn auch gerade für Frauen gesellschaftliche Rahmenbedingungen herausfordernd sein können, im Team sei vieles möglich: „Ein gutes Miteinander ist uns wichtig, manche Stammmitarbeiter kenne ich seit Kindertagen.“ Die Gäste tun es ihnen nach: „Sie bringen die nächsten Generationen mit, diese emotionale Bindung zu uns ist wunderbar.“

Immer wieder anders:
Destillateurin Lisa Bauer
stellt Gin, Bitter und Wermut her.

Gin-es Lust
Aus dem vollen Angebot der Region schöpft Lisa Bauer – Rosmarin, Wacholder und Wermutkräuter direkt im eigenen Garten in Hatzendorf. Sie sind Zutaten ihrer Gins, denen die Destillateurin eine individuelle Note verleiht. „Man kann sich mit immer neuen Rezepten und Stilrichtungen austoben“, erzählt die Inhaberin von DeVin Gin über ihre Passion. Der Grundstein dafür wurde 2015 bei Aufenthalten in Südamerika gelegt. Davon zeugt nicht zuletzt der Wegweiser vor der Hof-Brennerei, der Richtung Caracas und Machu Picchu weist. Aufgewachsen in einer Winzerfamilie war die Affinität zur Herstellung hochwertiger alkoholischer Getränke früh da. Die Gins mit Namen wie Señora und Señor wurden vielfach ausgezeichnet. Bei der Qualität der Grundprodukte macht die Jungmama keine Kompromisse. Den Takt gibt die Natur vor, „es steht nicht immer alles zur Verfügung, das berücksichtige ich. Für mich ist das gelebtes Kreislaufdenken.“ Als Frau geht sie den Weg selbstbewusst und leidenschaftlich – gerne im Austausch mit anderen. Ein gutes Produkt braucht ihrer Ansicht nach durchaus Ecken und Kanten, damit der Genuss im Gedächtnis bleibt. Manchmal darf das sogar hausgemachter Eierlikör sein, „ich bin ja eine alkoholflexible Künstlerin“

Von der Buschenschank zur
Patisserie-Spitze:  Lisa Krispel
hat sich ganz den Desserts
verschrieben.

Süßes Glück
Noch bevor das Genusstheater im Weingut Krispel 2021 mit neuem Kulinarikkonzept seine Pforten öffnete, brachte Lisa Krispel für die frühere Buschenschank im Familienbetrieb allerlei Blechkuchen auf die Teller. Es war mehr Hobby als Hauptaufgabe. Denn eigentlich zeichnete sie für den Shop in Straden verantwortlich. Immer aufwändigere Kreationen folgten. Weil man bei den Besten am meisten lernt, absolvierte die ausgebildete Sommelière Praktika bei Eveline Wild, im Ikarus im Hangar-7, im sternegekrönten Coda Dessert Dining bei René Frank und im Jubel in Berlin.

Sie holte die Konditorenausbildung nach und ist heute mit „made by Lisa“ für die süßen Versuchungen im Restaurant – „da tobe ich mich so richtig aus“, aber auch für externe Abnehmer zuständig. Gault Millau kürte Krispel 2023 zur Patissière des Jahres, „als Quereinsteigerin war das eine tolle Bestätigung“. Viele Produzenten ihrer Rohstoffe kommen aus der Nachbarschaft, die Suche nach Neuem spornt sie an. Unlängst hat sie im Wald Sauerklee gesammelt, um damit Eis für ihr Roggenmousse zu fertigen. Ihr Credo: Die Törtchen mit hohem Schoko- oder Fruchtanteil sollen luftig und nie zu süß sein. Ihre Vision: Noch mutiger werden. Die regionale Bestärkung ist bereits da.

In der „Lounge 81“
verbindet Christina Luger Regionales mit internationalen Gewürzen.

Mut zu Neuem
Spontanität kann man Christina Luger nicht absprechen. Als ihr Lebenspartner sich sein Atelier für Bildhauerei baute, zog sie in einer Hauruckaktion aus Niederösterreich in die Steiermark und eröffnete im oberen Stockwerk ein Restaurant. Die „Lounge 81“ in Steinbach bei Bad Gleichenberg gibt es seit 14 Jahren. Damit wurde der Kindheitstraum vom Kochen wahr, nachdem Luger in jungen Jahren eine Ausbildung zur Volksschullehrerin absolviert hatte und als Flugbegleiterin um die Welt geflogen war. Gewürze aus exotischen Ländern finden Eingang in ihre Kreationen – neben kulinarischen Offenbarungen aus der Region vom Bressehuhn bis zum gezüchteten Edelpilz. „Viele haben hier den Mut, Neues zu probieren.“ Die Speisekarte wird fast täglich geändert. Während die geschmackliche Reise in die Ferne führt, sollen sich Gäste wie daheim im Wohnzimmer fühlen. Genuss bedeutet für Luger, sich zu entspannen und alles auf sich wirken zu lassen, was in der Schauküche gezaubert wird. Köchinnen fehle es in der Öffentlichkeit nach wie vor an Sichtbarkeit. Auf seinem Weg dürfe man sich nicht beirren lassen: „Man sollte sich nicht zu viele Gedanken machen, was man als Frau vielleicht nicht schaffen könnte. Denn Frau schafft alles.“ 

Fotos: Michaela Pfleger

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