Grazetta

Kinder brauchen Bücher

Mit der Lesekompetenz vieler österreichischer Kinder ist es nicht zum Besten bestellt. Grazetta hat mit Experten gesprochen, wie man Kindern Freude am Lesen vermitteln kann und warum sich Mädchen mit dem Lesen leichter tun als Buben.

Ich wünsche mir so, dass mir mein Papa vorliest, aber er schaut immer nur aufs Handy.“ Diese kleine Geschichte hat ein siebenjähriges Mädchen ihrem Lesepaten erzählt. Den Historiker Rudolf Leo, der einmal in der Woche mit den Kindern einer Volksschule liest, hat dieser Satz tief berührt. Er hat dem Mädchen vorgelesen, obwohl das eigentlich nicht Sinn der Lesepatenschaft ist. Ehrenamtliche Lesepaten üben mit Kindern das Lesen, aber nicht in der Klasse, sondern unter vier Augen. Kindern, die sich dabei schwertun, fiele das in diesem intimen Rahmen leichter, betont Leo. Ihm ist die Begegnung mit seinen Patenkindern zur liebgewonnenen Routine geworden. „Der Mittwochvormittag ist heilig, weil die Begegnung mit den Kindern so erfrischend ist“, sagt er. Die Kinder suchen sich aus, was sie lesen möchten. Wenn es schwierig wird, hilft der Lesepate. Was Rudolf Leo immer wieder auffällt: Die Kinder reißen sich um diese Lesezeit: „Da wird schon einmal geschummelt, damit man öfter drankommt.“

Lesepatenschaften sind für den Historiker ein einfaches, aber sehr effizientes Instrument, um Kindern beim Lesenlernen zu helfen. Vor allem dann, wenn die Kinder aus benachteiligten Familien kommen, oder wenn Deutsch nicht ihre Erstsprache ist. Rudolf Leo regt daher an, diese ehrenamtliche Arbeit stärker zu bewerben. „Lesepaten kosten nichts und das gemeinsame Lesen macht beiden Seiten große Freude“, betont er. „Und ich sagen zu den Kindern immer: Wer lesen kann, der kann denken.“

Buchhändlerinnen Ina Berger und Th eresa Moser: Eigene Buchreihen für Kinder mit Lesseschwäche.

Ein Fünftel der Kinder hat Probleme
Dass die Förderung der Lesekompetenz für Kinder unverzichtbar ist, zeigen zahlreiche empirische Erhebungen. Die PIRLS-Studie des Jahres 2021 untersucht alle fünf Jahre in 65 Ländern die Lesekompetenz von Schülern in der vierten Schulstufe. 4.800 österreichische Schüler an 60 Schulen haben vor zwei Jahren daran teilgenommen. Das Ergebnis: 20 Prozent der Viertklässler in Österreich haben eine Leseschwäche, Tendenz steigend. Damit liegt Österreich gerade einmal im Mittelfeld, und weit hinter Ländern wie Singapur, Irland und Hongkong. Auffallend ist dabei: Der Anteil der leseschwachen Buben ist mit 57 Prozent deutlich höher als bei Mädchen mit 43 Prozent. Interessant ist in der Gruppe der Kinder mit Leseschwäche aber auch, dass ein Migrations- oder Fluchthintergrund kein wirklich relevanter Faktor ist.

Viel wichtiger ist da schon das Leseverhalten außerhalb der Schule. „Außerschulisches Leseverhalten ist ein relevanter Prädikator für die Lesekompetenz“, betonen die Autoren der PIRLS-Studie. Oder anders gesagt, wer auch in der Freizeit liest, hat die Nase vorne. Gerade einmal ein Drittel der Kinder tut dies regelmäßig.

Warum Lesen in der Freizeit so wichtig ist, erklärt die Entwicklungspsychologin Karin Landerl von der Universität Graz: „Kinder müssen ihr neurokognitives Netzwerk im Gehirn trainieren und das dauert eben Jahre“, sagt sie. „Die Grundlage, nämlich die Verknüpfung von Laut und Buchstabe, ist relativ schnell gelegt, aber die Automatisierung dieses Prozesses dauert länger, als die Forschung bisher angenommen hat.“ Übung macht also auch auf diesem Gebiet den Meister. Womit sich die Frage stellt, welche Rolle die Eltern bei der Förderung der Lesekompetenz der Kinder spielen. Da geht es zuerst einmal um die Vorbildwirkung.

In Familien, in denen gerne und viel gelesen wird, werden auch die Kinder das tun. Karin Landerl geht aber noch einen Schritt weiter: „Neue Forschungsergebnisse zeigen, dass es beim Lesen eine überraschend starke genetische Grundlage gibt.“ Lesefreudige Eltern würden diese genetische Grundlage wahrscheinlich an die Kinder weitergeben.

Vererbt wird aber auch die Legasthenie. Unter dieser Beeinträchtigung versteht man eine massive und lang andauernde Störung des Erwerbs der Schrift sprache und der Umsetzung gesprochener in geschriebene Sprache. Und die ist gar nicht so selten. „Vier bis sechs Prozent aller Kinder sind davon betroffen, das sind ein bis zwei Kinder pro Schulklasse“, sagt die Entwicklungspsychologin. „Das ist eine der häufigsten Entwicklungsstörungen im Schulalter.“ Diese genetische Disposition führe dazu

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, dass die Kinder erhebliche Schwierigkeiten haben, die notwendigen neurokognitiven Netzwerke aufzubauen. Sie müssen noch mehr üben, damit die neuronalen Verbindungen im Gehirn in die Gänge kommen. „Das Üben ist für diese Kinder sehr anstrengend“
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, betont Landerl. Inzwischen gebe es zwar gute Interventionsansätze, aber zur Gänze überwinden könne man diese Beeinträchtigung nie. Erwachsene könnten zwar lernen, damit im Alltag umzugehen, Tolstois Roman „Krieg und Frieden“ werden sie wohl eher nicht lesen wollen.

„Die Begegnung
mit den Kindern
ist erfrischend.“

RUDOLF LEO
Lesepate


Weil Einübung ins Lesen so wichtig ist, bricht auch Landerl eine Lanze für die Lesepaten. Auch deshalb, weil der sozioökonomische Hintergrund der Eltern für Kinder beim Lesenlernen ein Handicap sein kann, wie die empirischen Untersuchungen zeigen. Diesen Zusammenhang bestätigt auch der Lesepate Rudolf Leo: „Ich betreue Kinder, bei denen es zuhause kein Buch gibt.“ Was aber nicht heißen muss, dass das Kind nicht gerne lesen würde. Leo nimmt in so einem Fall die Kinder mit in die Schulbibliothek, damit sie sich dort ein Buch aussuchen und es mit nach Hause nehmen können.

Einig sind sich die Entwicklungspsychologin und der Lesepate auch in einem anderen Punkt: Man müsse auf die Interessen der Kinder achten. Ob Sachbuch oder Pferdegeschichte, für die Entwicklung der Lesekompetenz sei der Inhalt des Textes nicht ausschlaggebend. „Manche Erwachsene lesen ja auch lieber den Sportteil in der Zeitung als einen literarischen Text“, sagt Landerl. Vor allem Buben würden lieber naturwissenschaftliche Texte lesen. „Bei der Auswahl der richtigen Bücher ist der Buchhandel gefragt. Ich bin mir nicht sicher, ob es für Buben tatsächlich ein ebenso reichhaltiges Angebot gibt wie für Mädchen.“

„Kinder müssen ihr neurokognitives
Netzwerk im Gehirn trainieren.“

KARIN LANDERL
Entwicklungspsychologin

Ina Berger betreut die Abteilung für Kinderund Jugendbücher in der Buchhandlung Moser in Graz. Die Abteilung wurde vor Kurzem neugestaltet. Sie widerspricht der Vermutung, dass Buben weniger Auswahl an Büchern hätten als Mädchen mit Nachdruck: „Es gibt für alle Altersgruppen, von den Erstlesern bis zu den Jugendlichen, eine große Auswahl“, sagt Berger. „Von Dinosauriern und Feuerwehrleuten, von Drachengeschichte bis zu Büchern über Schach.“ Weil das Interesse an diesem Spiel in der letzten Zeit so zugenommen habe, gibt es bei Moser inzwischen eine eigene Abteilung für Schach-Bücher. Die erfahrene Buchhändlerin verweist aber auf den Vorteil von reich illustrierten Büchern gerade für jene Kinder, die sich beim Lesen schwertäten: „Die Illustration erleichtern das Verständnis. Das gilt auch für Comics.“ Für Kinder mit Leseschwäche hätten Verlage eigene Reihen aufgelegt, populäre Bücher werden dafür gekürzt und in einfacher Sprache herausgebracht. Ein Trend, der auch in der Buchhandlung Moser nicht zu übersehen ist, ist das riesige Angebot an Fantasy- und Romance-Geschichten. „Das sind durchaus sehr gut geschriebene Bücher“, sagt Berger. Beliebt seien aber auch Krimis für jugendliche Leser. „Und die sprechen Buben und Mädchen gleichermaßen an.“  

Fotos: Uni Graz, privat, cbj-Verlag, Ravensburger, Carlsen, Mint_Images

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