Grazetta

Eisbrecher voraus.

Treffen sich ein leidenschaftlicher Sammler und Mäzen, ein junger Künstler, der seinen Lebenstraum wahr machen will und ein erfahrener Manager und Galerist. Die Geschichte von Christof Schell, Tom Lohner und Klaus Billinger startete stimmig. Dementsprechend geht das Triumvirat über die Grazer Bakerhouse Gallery weit hinaus. In die internationale Kunstwelt.
Christof Schell, TomLohner und Klaus Billinger (v.r.)

GRAZETTA  Eine Geschichte über Kunst und Künstler ist oftmals komplex und subjektiv. Also starten wir mit einem Fakt: Die Bakerhouse Gallery wurde 2017 gegründet. Wie kam es dazu?
KLAUS BILLINGER  Auf dem Rückweg aus Dubai, wo ich geschäftlich länger zu tun hatte, machte ich in Graz Station und war eigentlich auf der Durchreise. Dann wurde mir Tom vorgestellt und wir kamen ins Gespräch. Er hatte die Vision, von seiner Kunst zu leben. Seine Arbeiten haben mir sofort gefallen und im Hinblick auf sein Potenzial machte ich den Vorschlag: Ich kümmere mich das nächste halbe Jahr um das Marketing und du widmest dich ausschließlich deiner Kunst. Eine Galerie als gemeinsamer Auftritt war somit der nächste logische Schritt.
TOM LOHNER  Dann ging eigentlich alles sehr schnell. Das Marketing von Klaus entfachte ein Lauffeuer. Als ich das dritte Bild auf der Staffelei hatte, waren schon acht weitere verkauft und die Anfragen rissen nicht ab. Die Galerie in der Hofgasse wurde somit relativ schnell zu klein.
BILLINGER  Die Räumlichkeiten sind sprichwörtlich übergegangen. Wir hatten Ausstellungen, da sind die Besucher in der Hofgasse, oberhalb der Hofbäckerei, die als Namensgeber für die Galerie diente, vom dritten Stock bis auf die Straße hinausgestanden.
CHRISTOF SCHELL  Auf eben einer der Vernissagen kam dann der erste persönliche Kontakt mit Tom zustande. Aus Kunstmagazinen war er schon ein Begriff und mir war relativ schnell klar, dass hier ein großer Künstler mit internationalem Niveau agiert. Die Frage war nur, wie man diese Kunst öffentlich macht und ihr den Raum gibt, die sie braucht.

Die Antwort finden wir in Ihren Räumlichkeiten in der Herrgottwiesgasse 125 in Graz.
SCHELL • Es war schon immer mein Gedanke, an diesem Standort etwas Außergewöhnliches für die Stadt zu machen. Die Visionen wurden dann in kürzester Zeit effizient umgesetzt. Innerhalb von sechs Wochen verwandelten sich 1.200 m² vom Rohzustand in eine multifunktionale Galerie, die mittlerweile zu den größten in ganz Österreich zählt und mit internationalem Ambiente und Künstlern reüssieren kann.
LOHNER  Rückblickend war es wie ein Traum, der wahr geworden ist.

„Wir haben viele tolle lokale Künstler, mit denen wir gemeinsam den Schritt auf die internationale Bühne gehen. Die Bakerhouse Gallery macht damit aber auch Graz sichtbar und präsent.“

CHRISTOF SCHELL
Bakerhouse Gallery



Das Tempo der gesamten Entwicklung ist mehr als rasant. Wie hält man da als Einzelner mit?
SCHELL  Den Einzelnen gibt es nicht, sondern man muss die Galerie und unsere Funktionen immer gesamtheitlich sehen. Jeder Teil trägt sein Bestes dazu bei. Klaus als Galerist und im Marketing, Tom als national wie international renommierter Künstler und meine Person in Bezug auf Struktur, Ambiente und Gesellschaft. Der Erfolg war von Anfang an spürbar uns ist heute Gewissheit.
BILLINGER  In vielen Bereichen sind wir auch blauäugig gestartet und an die Sache herangegangen. Aber es ist definitiv gelungen.
LOHNER  Das stimmt. Wir haben uns einfach an die Arbeit gemacht. Wobei immer ein hoher Grad an Gewissenhaftigkeit dabei war und der Wille, das Ding durchzuziehen.

Um noch einmal bei der Geschwindigkeit zu bleiben: Der Einzug in die neuen Räumlichkeiten erfolgte 2019, bereits ein Jahr später wurde die zweite Niederlassung in Berlin gegründet. Was waren konkret die Gründe für die Expansion?
SCHELL  Weil wir von unserer Philosophie und Idee überzeugt waren und diese weiterhin sichtbar machen wollten. Internationales Ambiente und Kunst sind ein wesentlicher Teil davon. Wir haben viele tolle lokale Künstler, mit denen wir gemeinsam den Schritt auf die internationale Bühne gehen. Die Bakerhouse Gallery macht damit aber auch Graz sichtbar und präsent. Dazu zählt auch unsere Präsenz auf internationalen Messen wie nationalen Kunstzentren. Im Frühjahr laden wir etwa zu einem Pop Art-Event in Wien.
LOHNER  Basierend auf diesem Netzwerk, das von Klaus gestrickt wurde und gepflegt wird, verkaufen wir auch sehr viele Kunstwerke an internationale Kunden.

„Im besten Falle
verfügt man über
eine inspirierende
Aktie an der Wand.“

TOM LOHNER
Bakerhouse Gallery

Die Bakerhouse Gallery bietet die Werke von über 70 Künstlern an. Dazu kommen die erwähnten internationalen Messen und Events. Kann man das von Graz aus steuern?
BILLINGER  Dank Christof Schell ist dies möglich, weil wir die Fläche dazu haben. Dass wir etwa Pop Art-Künstler gemeinsam mit Museumswerken unter ein Dach bringen, ist einzigartig. Damit haben wir die Möglichkeit geschaffen, für viele Kunst-Richtungen offen zu sein und Synergien zu bieten, von denen auch andere Kunsteinrichtungen profitieren. Bakerhouse Gallery ist ein Multiplikator, der ebenso viele junge Kunstinteressierte erreicht wie erfahrene und versierte Sammler.
LOHNER  Da sehe ich uns auch als Eisbrecher der Galerien, die Menschen für den Eintritt in die Welt der Kunst und Galerienlandschaft erwärmt. Mit unseren Events in der Galerie wollen wir den Besuchern eine feine Zeit in einer entspannten Atmosphäre schenken. Man unterhält sich, trinkt etwas zusammen, hört Musik und dann wird oft ein Druck gekauft und die Leidenschaft nimmt ihren Anfang.
SCHELL  Bei all den Emotionen, die Kunst und eine Galerie mit sich bringen, liegt der Fokus definitiv auf wirtschaftlichem Erfolg. Das Streben nach einem soliden Fundament hat uns dabei immer begleitet. Die Bilanz fällt dahingehend äußerst positiv aus. So konnten wir auch während Corona den Umsatz durch den guten Online-Verkauf steigern. Die Bilder gingen nicht nur ins ganze Land, sondern rund um den Globus von Alaska bis nach Singapur.

Gibt es eine wirtschaftliche Anleitung für ein erfolgreiches Galeriegeschäft?
SCHELL  Grundlegend geht es wie überall um viel Erfahrung, Wissen und ein qualitativ hochwertiges Netzwerk, Leidenschaft und Können. All diese Faktoren vereinigen sich in der Galerie. Die Entscheidung fällt dahingehend auch auf Künstler, bei welchen wir gemeinsam der Meinung sind, dass wir innerhalb von ein bis zwei Jahren kommerziell erfolgreich sind und der Künstler von seinem Schaffen leben kann. Zudem muss der Künstler eine gewisse Auswahl an Werken zur Verfügung stellen können, damit die Vielfältigkeit gewährleistet ist, für die wir stehen. Momentaufnahmen sind nicht die Sache der Bakerhouse Gallery, sondern langfristige Partnerschaften und ein solider erfolgreicher Handel, dessen Erfolg in die Galerie reinvestiert wird, damit sie weiter organisch wächst.

Der Kunstmarkt verändert sich permanent. Über die Kanäle von Social Media kann der Künstler seine Werke  ohne Weiteres global vermarkten. Eine Konkurrenz für Galerien?
BILLINGER  Onlineauftritte sind zur Selbstverständlichkeit geworden und sind für den Künstler wie sein Werk ein absolut wesentlicher Part für den Erfolg und die Sichtbarkeit. Ebenso wichtig sind die Auftritte und die Präsenz auf Messen und Kunstevents. Die Zugänge zu den richtig guten Adressen haben aber nur die Galerien mit ihrem Netzwerk und ihren Kontakten.
LOHNER  Der Künstler lebt genau wie der Besucher auch von der Emotion vor Ort, in dem Rahmen, in dem er seine Werke ausstellt, mit den Menschen ins Gespräch kommt und von der Veränderung. Das macht auch unsere Galerie so besonders, weil wir die Möglichkeit haben, die Räumlichkeiten der Situation entsprechend zu adaptieren und anzupassen. So überrascht jedes Event und jede Ausstellung mit einem neuen Effekt.

Die Bakerhouse Gallery hat sich auch der viel diskutierten Kunstform der Non-Fungible Tokens angenommen. Hat sich die Entscheidung ausgezahlt?
BILLINGER  Auf diesem Sektor waren wir sicher einer der Pioniere und folglich auf dem Weg, einen eigenen Market-Place zu gründen. Fakt ist jedoch, dass die rechtliche Situation in Österreich hierzu noch nicht ausgefeilt ist und sich noch entwickeln muss. Fakt ist aber auch, dass wir den Markt in alle Richtungen weiter beobachten. Weil wie in der Vergangenheit schon, unsere Grundmaxime auch künftig ist, neue Wege zu gehen und für Vieles offen zu sein.
LOHNER  Im Endeffekt ist es eine gegenseitige Symbiose. Die Galerie geht mit ihren Ideen nach außen und holt wiederum viele nach innen. Das ist ein bisschen wie Feldforschung, die wir betreiben. Dazu zählen etwa Kooperationen mit Firmen wie Jaguar, Jägermeister oder Almdudler, aber ebenso digitale Lösungen.
SCHELL • Ein gutes Beispiel hierfür ist die Zusammenarbeit mit dem Grazer Unternehmen SCAN.ART. Damit braucht der Besucher in der Galerie nur ein Smart Phone und erhält durch einen Scan alle Informationen zum jeweiligen Bild, über den Künstler bis hin zum Preis. Damit gewährleisten wir absolute Transparenz, was ein wesentlicher Faktor im Kunstmarkt ist.

„Qualität wird sich immer durchsetzen. Das ist im Kunstmarkt nicht anders. Man bedenke, welche Preise Bilder von alten Meistern heute noch immer erzielen.“

KLAUS BILLINGER
Bakerhouse Gallery

Gerade dieser Markt präsentiert immer neue Umsatzrekorde. Das Auktionshaus Christie’s etwa verzeichnete im vergangenen Jahr das beste Ergebnis in der 250-jährigen Geschichte. Geht das so weiter oder ist der Zenit erreicht?
BILLINGER  Qualität wird sich immer durchsetzen. Das ist im Kunstmarkt nicht anders. Man bedenke, welche Preise Bilder von alten Meistern heute noch immer erzielen.

Verdrängt in der Galerie dahingehend nicht der Kommerz die Emotion?
SCHELL •Meiner Meinung nach kann nur die Kunst die Gesellschaft verändern. Der Mensch schaut sich jeden Tag in den Spiegel und sieht immer etwas anderes. Ein Bild ist wie ein Spiegel und es verändert den Betrachter ebenso. Jede Art von Kunst, ob das Werk eines alten Meisters oder eines jungen Künstlers, verändert im Anblick. Man muss das zulassen können. Je mehr Bilder man ansieht, desto mehr Wissen und Emotion entwickelt sich. Desto umfangreicher wird das persönliche Spektrum. Darin sehe ich eigentlich die primäre Aufgabe der Kunst und einer Galerie.
LOHNER  Im besten Falle verfügt man über eine inspirierende Aktie an der Wand.

Unter anderem lässt sich Alice Cooper von einer seiner Wände von Tom Lohner inspirieren. Inwiefern beschleunigen prominente Sammler die Karriere?
LOHNER  Natürlich macht es stolz, wenn bekannte Persönlichkeiten sich für ein Werk von dir entscheiden, weil diese Menschen ja meistens sehr viel sehen von der Welt und weitreichende Zugänge haben. Wenn es dann publik wird, dass sein Bild gefällt, ist es mit Sicherheit kein Nachteil für den Künstler. Ein besonderes Erlebnis für mich war, mit Marcel Hirscher zusammen die Idee für ein Bild umzusetzen. Diesen Prozess und diese Entwicklung schätzt man als Künstler dann schon sehr, weil sich durch prominente Beteiligungen neue Wege auftun.
BILLINGER  Solche Synergien aufzuzeigen ist auch die Aufgabe der Galerie, die dabei gekonnt als Multiplikator fungiert. Letztendlich versuchen wir aus jedem Künstler einen Star zu machen.
SCHELL • Dass wir das gesamtheitlich so darstellen können, dafür sind wir drei extrem dankbar. Mit tollen Bildern und Künstlern die Gesellschaft unterhalten zu können und ihr einen Mehrwert zu reichen, war von Anfang an das Ziel. Jeder Wochentag in der Galerie ist von Belebung und Veränderung sowie einer Wechselwirkung zwischen lokaler und internationaler Kunst geprägt.

www.bakerhousegallery.com

Fotos: Conny Leitgeb

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