Grazetta

„Der MENSCH im BLICK“

GRAZETTA Was hat Sie bewegt in die Politik zu gehen?
BARBARA RIENER • Ich komme aus dem Bereich der Sozialarbeit und dafür brenne ich nach wie vor. Für Menschen Rahmenbedingungen zu verbessern, das treibt mich an, heute wie damals. Ich wurde angesprochen, ob ich nicht für die Personalvertretung kandidieren möchte und habe diese Herausforderung sehr gerne angenommen, so kam ich über die Arbeitnehmervertretung dann in weiterer Folge auch in unterschiedliche Funktionen in der Politik.

Wenn Sie ihre Aufgabe, Tätigkeit bzw. Funktion einer Volksschulklasse erklären müssten, was würden Sie sagen?
BR • (schmunzelt) Das ist tatsächlich eine spannende Frage, ich würde sagen, stellt euch vor , ihr macht eine Gruppenarbeit in der Klasse zu einem gewissen Thema. Dazu gibt es verschiedene Teams und pro Gruppe wird ein Sprecher ausgewählt. In diesem Fall bin ich die Sprecherin/Vertreterin einer Gruppe und erarbeite mit meinen Leuten das Thema. Ich befrage das Umfeld, ich baue Meinungen ein, hole Ideen ab , führe viele Gespräche. Zum Schluss muss ich dann mit den anderen Gruppenleitern eine Lösung, ein Miteinander für das große Ganze finden. Es ist ähnlich mit der Aufgabe eines Schulsprechers.

In einer Männerdomäne wie in der Politik oder wie in der ÖVP der Chef also genauer gesagt die Chefin zu sein, ist das ein schwieriges Unterfangen?
BR • Das ist offenbar ein immer noch stark vorherrschendes Klischee, aber die Realität sieht im Jahr 2023 Gott sei Dank schon ein anders aus. Wir haben in der Steirischen Volkspartei zwei Frauen unter den fünf Regierungsmitgliedern, die erste Landtagspräsidentin undim Landtag sind von insgesamt 18 Mandataren acht Frauen und eben eine Klubobfrau. Zudem sind unter meinen insgesamt sechs Referenten auch vier Frauen. Dieses Bild der Männerdominanz ist nicht mehr zutreffend, wobei es einer ständigen Achtsamkeit bedarf, dass es auch so bleibt. Durchaus Aufholbedarf sehe ich in den Gemeinden, da braucht es tatsächlich mehr weibliches Mitwirken.

Wie würden Sie ihren persönlichen  Führungsstil beschreiben?
BR • Die Basis für alles ist Kommunikation und nochmals Kommunikation! Im Vorfeld gut informieren, in den Dialog treten zu jeder Zeit, Entscheidungsprozesse transparent machen und immer im Gespräch bleiben, das ist mein Credo. Dennoch gibt es in jedem Prozess einen gewissen Punkt, an dem man auch Entscheidungen treffen muss. Wir haben in unserem Klub die Kraft, hier gemeinschaftlich und partizipativ zu guten Entscheidungen zu finden, auch wenn es innerhalb der ÖVP-Bündestruktur nicht immer einfach ist und man es bekanntlich nicht allen recht machen kann.

Von der Bezirkshauptmannschaft Hartberg, damals als Sozialarbeiterin tätig, ging es für Barbara Riener über die Liste der Personalvertretung schließlich in die Politik. Zu Beginn in den Nationalrat, dann folgte der Landtag, schließlich seit Jänner 2019 ist sie ÖVP-Klubobfrau im Landtag.

Welche Themenbereiche stehen bei Ihnen persönlich ganz oben auf der Agenda?
BR • Bei mir ist das sehr klar – geprägt durch meine Ausbildung und meinen Werdegang – die Thematik rund um den Bereich Soziales. Der Mensch und seine Rahmenbedingungen für ein gelingendes Leben sind für mich die wichtigste Grundlage in der Politik gestalterisch tätig zu sein. Vor allem der Bereich der Kinder- und Jugendhilfe liegt mir sehr am Herzen, es ist extrem wichtig den jungen Menschen einen guten Start ins Leben zu ermöglichen.

Was denken Sie sind derzeit die größten Ängste und Sorgen der Steirer
BR • Ich denke, das ist die Sorge das eigene Leben, so wie es derzeit gelebt wird, sich in Zukunft nicht mehr leisten zu können. Gefolgt von der Gesundheitsversorgung bzw. der Pflege, „was kommt später oder in Bälde auf mich und mein Umfeld zu“? Wir haben hierfür bereits vieles in Angriff genommen vom Heizkostenzuschuss, Schulstartpaket, Wohnbauoffensive, Pflegemöglichkeit daheim, deutliche Anhebung der Gehälter in der KAGes, Elementarpädagogik und vieles mehr, aber Sorgen und Ängste sind da und das müssen wir immer sehr ernst nehmen.

Nächstes Jahr, voraussichtlich im November 2024 wird ein neuer Landtag gewählt, was kann oder soll bis dahin noch gelingen?
BR • Vorab möchte ich festhalten, wir konnten die weltweite Pandemie in der Steiermark relativ gut bewältigen. Das wurde aber nur durch die großartigen Leistungen der Steirer gewährleistet, dafür bin ich sehr dankbar. Wir sind seit vielen Jahren dahinter, ein Pflege- und Betreuungsgesetz auf den Weg zu bringen, das auf der Höhe der Zeit ist und die unterschiedlichen Ansprüche und Bedürfnisse abdecken soll: Mobil vor Stationär, Entlassungsmanagement, mobile Reha, Übergangspflege, Pflegedrehscheibe und vieles mehr ist bereits jetzt in der Umsetzung und einiges mehr muss noch gelingen. Des Weiteren gibt es dringende und drängende Th emen wie Versorgungssicherheit in Richtung Nachhaltigkeit durch grüne Technologie sprich „Greentech“. Wir haben in der Steiermark großartige Vorzeigebetriebe und nicht zuletzt müssen wir die Teuerung insgesamt in den Griff bekommen. Zum Abschluss ist aber klar, wir wollen bis zum Schluss der Periode arbeiten.

Gibt es Errungenschaften/Erfolge auf die Sie ganz besonders stolz sind?
BR • Das ist eine sehr schwierige Frage, denn Politik ist ein laufender und mitunter ein sehr langwieriger Prozess. Oft setzt man sich für Projekte, Gesetzesinitiativen, Themen und Veränderungen ein, die erst Jahre später, auch wenn man gar nicht mehr zuständig oder in der Politik ist, verwirklicht und umgesetzt werden. Manchmal wird man auch durch plötzliche Entscheidungen des Bundes dann auf Landesebene zurückgeworfen, wie zum Beispiel durch die Abschaffung des Vermögensregresses in der Pflege und muss neue Faktoren einfließen lassen.Aber um die Frage zu beantworten, ja ich bin auf alle Errungenschaften der Vergangenheit im Bereich der Kinder- und Jugendhilfegesetz und eben auch auf das bevorstehende Pflege- und Betreuungsgesetz jetzt schon sehr stolz.

Foto: Land Steiermark

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